„Deutsch als Zweit- und Fremdsprache“
Vortrag von Prof. Dr. Kristin Bührig & Juliane Schopf"Interaktionale Sprache im Fremd- und Zweitsprachenunterricht – Sprachkorpora und didaktische Ressourcen auf Grundlage der empirischen Gesprächsforschung"
1. Oktober 2020, von Webredaktion SLM
Vortrag von Prof. Dr. Kristin Bührig & Juliane Schopf auf der digitalen Konferenz "Interaktion im DaF/DaZ-Unterricht" am 30. Oktober, 9 Uhr
Mit Blick auf die kommunikative Kompetenz im Fremd-und Zweitsprachunterricht ist bereits seit den 1970er Jahren bekannt, dass in unserer „Gesellschaft gerade die Fähigkeit, sich auf diverse kommunikative Situationen einzulassen und mit unterschiedlichen Menschen in vielfältigen kommunikativen Zusammenhängen und Gattungen auf unterschiedliche Weise interagieren zu können, eine wesentliche Voraussetzung bildet, um persönlich und sozial erfolgreich zu sein“ (Günthner 2011: 25). Obwohl dies besonders für Lernende einer Fremd oder Zweitsprache essentiell ist, weisen Lehrwerkenur bedingt eine systematische Berücksichtigung der aktuellen Diskussion um die auf mündlicher Interaktion und mündlichen Diskursen (vgl. Bührig 2010) basierenden Sprachstrukturen des Deutschen auf. So orientieren sie sich u.a. noch immer primär an einer als statisch konzeptualisierten standarddeutschen Schriftsprache (vgl. Imo/Moraldo 2015: 2). Die schriftlich konstruierten und meist in überartikulierter Sprechweise aufgezeichneten Lehrwerksdialoge (vgl. Lanwer/Schopf i.E.) ignorieren eine Vielzahl an Merkmalen der gesprochenen Sprache (wie bspw. die Prosodie, die Syntax, das Lexikon, die sequenzielle Organisation oder die adäquate Markierung von Nähe und Distanz), die jedoch wesentliche Kennzeichen authentischer Sprechsituationen sind und kommunikative Kompetenz konstituieren. Für die Vermittlung des Deutschen als Zielsprache im In-und Ausland wird zunehmend Bedarf an authentischen Gesprächsdaten geäußert, die im Unterricht genutzt werden können, um die Lernenden in ihren rezeptiven und produktiven Sprachfähigkeiten zu schulen. Dies setzt voraus, dass die Lehrenden einerseits Zugang zu Pools von authentischen Sprachdaten bekommen und zum anderen Ergebnisse aus interaktionsorientierten Ansätzen der Sprachanalyse für Lehrende zugänglich gemacht werden, indembspw. Didaktisierungsvorschläge und Unterrichtsmaterialien entwickelt werden. Dieser Bedarf lässt erkennen, dass die Vernetzung zwischen Linguistik, Deutschdidaktik und Unterrichtspraxis noch weiter auszuführen ist (vgl. u. a. Imo/Moraldo 2015). An dieser Stelle soll der geplante Beitrag ansetzen und in einem ersten Schritt Korpora bzw. Forschungsdaten vorstellen, die mit Hilfe digitaler Infrastrukturen aus den Projekten CLARIN und CLARIAH zur nachhaltigen Nutzung vorgehalten werden und die sich für den Einsatz im Sprachunterricht eignen, d.h. authentische Alltagsgespräche und Transkripte aus informellen und institutionellen Kontexten (vgl. Bührig 1997) bereitstellen und für Lehrende niedrigschwellig zugänglich sind. In einem zweiten Schritt soll dann exemplarisch die didaktische Aufbereitung in Form von Lehrmaterialien, die auf Forschungsergebnissen der angewandten Linguistik basieren, beleuchtet werden.
Literatur
Bührig, Kristin (2010): Mündliche Diskurse. In: Krumm, H.-J. et al. (Hrsg.): Deutsch als Fremd-und Zweitsprache. Ein internationales Handbuch. Berlin etc.: de Gruyter, 265–274.
Bührig, Kristin (1997): Innerbetriebliche Wirtschaftskommunikation in der Fremdsprache Deutsch –Erfahrungen mit dem Einsatz von Transkriptionen im Unterricht Deutsch als Fremdsprache. In: Zielsprache Deutsch 28 (1997) 4, 180–190.
Günthner, Susanne (2011): Übergänge zwischen Standard und Non-Standard –welches Deutsch vermitteln wir im DaF-Unterricht? In: Zeitschrift für Angewandte Linguistik VALS/ASLA 94/201, 24-47.
Imo, Wolfgang/Moraldo, Sandro (2015) (Hg.): Interaktionale Sprache und ihre Didaktisierung im DaF-Unterricht. Tübingen.
Lanwer, Jens/Schopf, Juliane (i.E.): "Hölzernes Deutsch" im DaF-Unterricht: zum Zusammenhang von phonologischer und konversationeller Kompetenz. In: Deutsch als Fremdsprache.