Kontakt mit Muttersprachlern



Dass Kontakt mit Muttersprachlern ein entscheidener Faktor für das erfolgreiche Erlernen einer Zweitsprache ist, behauptet z.B. die "Akkulturationshypothese" (vgl. Schumann 1986), die prognostiziert, dass Lerner eine Zweitsprache nur insoweit erwerben, wie sie sich in ihr zielsprachliches Umfeld akkulturieren bzw. integrieren. Entscheidend für diesen Anpassungsprozess sind nach Schumann die beiden Variablen soziale und psychologische Distanz. Soziale Distanz um-fasst Komponenten wie soziales Gefälle zwischen Herkunfts- und Zielsprachenkultur, Gruppengröße, Gruppenzusammenhalt, Kongruenz der beiden Kulturen, Teilhabe an den gleichen Institutionen, Einstellungen der beiden Kulturen zueinander, beabsichtigte Aufenthaltsdauer und Integrationsbereitschaft. Psychologische Distanz entsteht nach Schumann v.a. durch Sprach- bzw. Kulturschock.
Umstritten ist allerdings, inwieweit diese Hypothese angesichts ihrer Vielzahl an Variablen empirisch bewiesen (oder widerlegt) werden kann.

Die Relevanz des Faktors Kontakt (sowohl Kontaktqualität auch als -quantität) für die lernersprachliche Entwicklung wurde auch von der deutschen Zweitsprachenerwerbsforschung (insbesondere vom Heidelberger "Pidgin"-Projekt, vgl. HPD 1975) nachgewiesen. Literatur

Aber:
Selbstverständlich haben es Lernende nicht allein in der Hand, gute und intensive Kontakte mit Muttersprachlern zu knüpfen. So sind neben den allgemeinen sozialen Rahmenbedingungen auch die individuell ausgeprägten Variablen des sozialen Umfelds entscheidend, ob diese Kontaktaufnahme aktiv gesucht wird und erfolgreich verläuft. Dies wurde z.B. in Falluntersuchungen über ausländische Studierende in Deutschland analysiert.