Berichtsarchiv 2003-2006
Kontinuität und Innovation bestimmen die in den Departments Sprache, Literatur, Medien (SLM I + II) organisierten Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften. Grundlagenforschung und anwendungsbezogene Untersuchungen werden in zahlreichen Arbeitsstellen und Zentren der Departments durchgeführt. Diese Organisationsform hat sich – in Verbindung und in sinnvoller Ergänzung zur traditionellen Institutsstruktur – in den Geisteswissenschaften besonders bewährt, denn sie sichert die Kontinuität der Forschung und ermöglicht – durch leicht herbeizuführende Organisationsbeschlüsse – innovative Veränderungen.
Der letzte Bericht dieser Art erschien im Jahre 2003, herausgegeben vom damaligen Fachbereich Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaft, aus dem im Herbst 2005 – als vorläufiges Ergebnis der 2004 eingeleiteten Umstrukturierung der Universität – die zur Fakultät für Geisteswissenschaften gehörenden SLM-Departments hervorgingen. Alle drei Jahre legte der Fachbereich die Berichte seiner Arbeitsstellen und Zentren einer interessierten Öffentlichkeit vor. Die SLM-Departments setzen diese langjährige Tradition mit dem siebten Berichtsband in Folge fort.
Das vom damaligen Fachbereich seit den 80er Jahren mit großem Erfolg praktizierte Prinzip der Forschungsorganisation in Arbeitsstellen und Zentren soll auch künftig im erweiterten Rahmen der geisteswissenschaftlichen Fakultät mit neuen Chancen und Möglichkeiten weiter geführt werden. Neue Kooperationsformen zeigen sich beispielsweise im Bereich der „Hamburg Digital Humanities“ (HDH) und in der institutionelle Zusammenarbeit mit dem Zentrum „Geisteswissenschaften in der digitalen Welt“ (G-dig). Das 2005 aus Projekten insbesondere an den Departments Philosophisches Seminar und Historisches Seminar gegründete Zentrum G-dig ist ein Verbund von Arbeitsstellen mit meist sehr konkreten Vorhaben. Ihm haben sich die SLM-Projekte narr-port und Grundstudium Literaturwissenschaft als eigene Arbeitsstellen angeschlossen. G-dig bildet wiederum zusammen mit anderen das am 29.5.2006 gegründete interdisziplinäre Netzwerk HDH, das institutionelle Einheiten der Universität Hamburg vereint, die in der geistes- und kulturwissenschaftlichen Lehre und Forschung digitale, informatische Methoden und Modelle anwenden oder entwickeln. Dazu gehören aus SLM I und II: das ICN – Interdisziplinäres Zentrum für Narratologie, die ACP – Arbeitsstelle Computerphilologie, das Institut für deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser und das Zentrum für Hungarologie. Die Zusammenarbeit soll im Herbst 2006 über ein Kolloquium vertieft werden.
Der Fachbereich hatte in den letzten Jahren damit begonnen, die fachübergreifende Forschung in den Bereichen Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft neu zu ordnen. 2003 erfolgte die Gründung des Zentrums für Medienkommunikation, 2004 folgten das Interdisziplinäre Centrum für Narratologie und das Zentrum für Sprachwissenschaft. Alle drei Zentren sollen die Schwerpunktbildung in den jeweiligen Wissenschaftsgebieten und der noch im Aufbau begriffenen geisteswissenschaftlichen Fakultät fördern, institutionell absichern und für neue Themenstellungen und interdisziplinäre Kontakte öffnen. Leider wurden die mit dem Zentrum für Medienkommunikation verfolgten Zielsetzungen durch einige bis heute noch nicht geklärten Probleme im Rahmen der institutionellen Zuordnung des Instituts für Journalistik nicht weiter verfolgt. Hier sind die Departments durch das Anfang der 90er Jahre gegründete Zentrum für Medien und Medienkultur (ZMM) jedoch gut positioniert. Die beiden anderen Zentren stellen sich erstmals in diesem Berichtsheft vor.
Ebenfalls zum ersten Mal erscheinen in diesem Heft Berichte zweier mit den Departments SLM verbundener Einrichtungen: Das Lateinamerika-Zentrum sowie die Arbeitsstelle Lexikon des frühgriechischen Epos. Das bereits im Jahre 2000 gegründete Lateinamerika-Zentrum bietet den institutionellen Rahmen für den zu Beginn der 90er Jahre eingerichteten Nebenfachstudiengang Lateinamerikastudien. Die Anbindung der traditionsreichen Arbeitsstelle Lexikon des frühgriechischen Epos ist ein Resultat der institutionellen Neuordnung des Departments SLM II, dem seit diesem Jahr das Institut für Griechische und Lateinische Philologie zugeordnet wurde. Die Gründung dieser seit vielen Jahren von der Göttinger Akademie der Wissenschaften geförderten und mit dem Namen Bruno Snells verbundenen Einrichtung geht bereits auf das Jahr 1944 zurück.
Die übrigen Arbeitsstellen und Zentren stehen für die Kontinuität geistes- und kulturwissenschaftlicher Forschung. Die Vielfalt der Themen reicht von den traditionellen Arbeitsvorhaben der verschiedenen Wörterbucharbeitsstellen über so bedeutsame Fragestellungen wie Exilforschung und verschiedene literaturwissenschaftliche Spezialbereiche (Sozialgeschichtsforschung, Graphische Literatur) bis zur Hungarologie. Hinzuweisen ist auf den Namenswechsel der bisherigen Arbeitsstelle Sozialgeschichte der Literatur, die sich künftig Arbeitsstelle des Wissens und der Literatur nennt und hier erstmals einen Bericht vorlegt. Die Arbeitsstelle Studium und Beruf wurde im Zuge der Einführung der Bachelorstudiengänge in den SLM-Departments 2005 umorganisiert und ist jetzt schwerpunktmäßig für die Durchführung des neu eingeführten Studienbereiches Allgemeine Berufsqualifizierende Kompetenzen (ABK) zuständig. Für die auf diesem Gebiet geleistete Pionierarbeit wurde sie 2005 mit dem mit 25.000 € dotierten Ditze-Preis der Karl H. Ditze-Stiftung ausgezeichnet.
Besonders hervorzuheben ist der erfolgreiche Abschluss des großen und traditionellen Wörterbuchprojektes „Hamburgisches Wörterbuch“, dessen Gründung im Jahre 1917 von Conrad Borchling und Agathe Lasch erfolgte, und das in diesem Jahr – mit einer Festveranstaltung im Dezember – abgeschlossen wird. Das lange beim Fachbereich angesiedelte Deutsche Bibelarchiv hat seine institutionelle Zugehörigkeit gewechselt; es gehört künftig zum Department Kulturgeschichte und Kulturkunde.
Auch wenn nicht zum Gegenstand dieses Berichtes gehörend, soll abschließend auf zwei renommierte Forschungsverbünde verwiesen werden: auf den aus der Arbeit des „Hamburger Zentrums für Mehrsprachigkeit und Sprachkontakte“ erwachsenen und seit 1999 – unter Leitung des Romanisten Prof. Dr. Jürgen M. Meisel – eingerichteten Sonderforschungsbereich 538 „Mehrsprachigkeit“ sowie auf die aus dem Zusammenschluss verschiedener Wissenschaftler unter Leitung des Slavisten Prof. Dr. Wolf Schmid im Jahre 2001 von der DFG eingerichtete Forschergruppe „Narratologie“. Wer sich über die dort geleistete Arbeit informieren möchte, findet Näheres im Internet unter folgenden Adressen:
Besonderer Dank gilt Skadi Loist für die Herstellung der Druckfassung dieses Berichtes.
Hamburg, im Oktober 2006
Jochen Bär (Planer, Departments SLM I+II/Fakultät für Geisteswissenschaften),
Knut Hickthier (Sprecher SLM I),
Marc Föcking (Sprecher SLM II)