Grammatik
Possessivsätze - was genau ist Besitz aus linguistischer Sicht?
In der Linguistik verstehen wir unter Besitz eine Beziehung zwischen zwei Referenten, bei denen einer den anderen besitzt. Das kann z. B. materielle Besitzbeziehungen beschreiben, sich aber auf Verwandtschaftsbeziehungen (meine Mama) oder auch Körperteile (dein Bein) beziehen.
Der Besitz kann durch verschiedene Mittel ausgedrückt werden, z. B. durch Wortstellung, grammatische Fälle oder auch Possessiveaffixe. Viele Sprachen haben ein Verb, das Besitz markiert; im Deutschen ist das haben. Viele uralische Sprachen drücken den Besitz jedoch durch eine existenzielle Konstruktion aus. In den folgenden Texten können Sie am Beispiel der samojedischen Sprachen Nganasanisch, Enzisch und Nenzisch und der tungusischen Sprache Ewenkisch lesen, wie Possessivsätze in uralischen Sprachen funktionieren.
Possessivsätze im Nganasanischen
Die Nganasanen sind die am weitesten nördlich siedelnden Bewohner des Eurasischen Areals. Das Nganasananisch bildet zusammen mit seinen nahen Verwandten Nenzisch und Enzisch den samojedischen Zweig der uralischen Sprachfamilie mit Kontakten zu Dolganisch und Ewenkisch.
Das INEL Nganasanisch Korpus ist unter Open Access Bedingungen zum Download sowie über die webbasierte Suche verfügbar.
Nganasanisch nimmt einen Sonderfall unter den samojedischen Sprachen ein. Hier finden Sie sowohl transitive Possessivsätze mit dem Verb haben als auch Possessivkonstruktionen, die strukturell Existenzialsätzen gleich sind. Werfen wir zunächst einen Blick auf das Habeo-Verb: Das transitive Verb honsɨ haben markiert den Besitz, indem es sich dem Subjekt in Nummerus und Person anpasst. Der Besitzer wird zum Subjekt, während das besessene Objekt im Akkusativ bleibt.
Nganasanisch erlaubt Flexibilität beim Ausdruck von Besitz. Der Besitzer muss nicht zwangsläufig lexikalisch ausgedrückt werden: die persönliche Verbalendung, die sich auf den Besitzer bezieht, ist oft ausreichend wie im vorherigen Beispiel zu sehen.
Nganasanisch verfügt auch über ein weiteres Besitzverb, ŋuðasa besitzen, für veräußerbare Besitzverhältnisse. Der Besitzer kontrolliert die zeitlich stabile Beziehung, wodurch die Existenz der possessiven Bindung betont wird.
In verneinten Besitzsätzen setzt Nganasanisch das negative Hilfsverb ńisɨ ein, gefolgt von dem Verb honsɨ haben in der konnegativen Form. Diese Konstruktion ist eher in der Vergangenheit üblich, kann aber auch in der Gegenwart vorkommen.
Eine andere Möglichkeit im Nganasanischen ist der existentielle Typ: In diesem Typus wird der Besitz über eine Existenzialkonstruktion ausgedrückt. Nganasanisch verwendet təij existieren und nicht das Seinsverb ij. Im Nganasanischen kann der Possessor in diesen Konstruktionen durch die Nominativform oder, seltener, durch die Lokativform ausgedrückt werden. Im Falle eines Nominativ-Besitzers steht die der Besitzer in der Nominativform und zusätzlich am Besitz durch ein Possessivsuffix markiert, wie im folgenden Beispiel zu sehen ist.
Es ist jedoch auch möglich, dass der Besitzer nicht explizit ausgedrückt wird, sondern nur das entsprechende Possessivsuffix auf den Besitzer verweist. Das sieht man in den nächsten beiden Beispielen.
Im Nganasanischen ist der Bereich der Negation in Nominativ-Besitz-Sätzen eine nuancierte Landschaft: Das negative existenzielle Verb ďaŋkuj und die negative existenzielle Partikel ďaŋku bieten zwei Möglichkeiten: ďaŋku ist im Präsens üblich und stimmt mit der Anzahl des Subjekts überein, für Vergangenheit, Zukunft oder Stimmungen kommt die Verbalkonstruktion zum Einsatz.
Possessivsätze im Enzischen
Die samojedische Sprache Enzisch wird auf der Taimyrhalbinsel gesprochen, zu ihren linguistisch nächsten Verwandten zählt das Nenzische. Enzisch lässt sich in zwei Varietäten unterteilen: Wald- und Tundraenzisch. Diese Varietäten werden zunehmend als eigenständige Sprachen betrachtet.
Während die Sprecher:innen des Waldenzischen hauptsächlich in der Siedlung Potapowo und in der Stadt Dudinka beheimatet sind, kann das Tundraenzische im Wesentlichen in der Siedlung Worontsovo und in der Tukhardtundra lokalisiert werden. Mit aktuell weniger als 30 Sprecher.innen, die Wald- oder Tundraenzisch vollumfänglich beherrschen, gelten die beiden Varietäten als stark bedroht.
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Anders als im Nganasanischen gibt es im Enzischen kein habeo-Verb und dementsprechend keine transitiven Possesivsätze.
Allerdings finden sich für den Ausdruck von Besitz im Enzischen dieselben existentiellen Konstruktionen wie im Nganasanischen wieder: Der Besitzer steht entweder im Nominativ oder, ebenfalls selten, im Lokativ.
Für die Nominativ-Possessivkonstruktionen gibt es zwei Möglichkeiten: eine mit dem Verb tɔneeš existieren als Prädikat, die andere, mehr selte, ohne Verb. In beiden Fällen steht der Besitzer im Nominativ und zusätzlich wird der Besitz mit einem Possessivsuffix markiert. Overte Possessoren sind jedoch eher selten, da sie meistens nur über das Possessivsuffix markiert werden.
(1) Ɛse-biʔ nɛ kasa-za tɔnee-š
W. father-NOM.SG.1SG Frau Freund-NOM.SG.3SG existieren-3SG.S.PST
‘Mein Vater hatte eine Schwester.’
(2) Mɔreʔɔ kasa šize nɛ nʼe-za.
W. Moreo Mann zwei Frau Kind-NOM.SG.3SG
‘Der Mann Moreo hat zwei Töchter.’
(3) Ɔdo-baʔ tɔnee.
W. Boot-NOM.SG.1PL existieren.[3SG.S]
‘Wir haben ein Boot.’
Soll eine Negation ausgedrückt werden, wird der Satzbau im Enzischen um ein negatives existentielles Verb ergänzt (W. ďaguš, T. ďiguš abwesend sein). Dieses Verb richtet sich nach der Anzahl der Besitzer, welche wiederum mit dem Possessivsuffix markiert sind.
(4) Xučii kunʼi-xuru pizi-za dʼagu.
F. Kuckuck.[NOM.SG] wie-INS Nest-NOM.SG.3SG abwesend.sein.[3SG.S]
‘Der Kuckuck hat nie ein Nest.’
Possessivsätze im Nenzischen
Die samojedischen Sprache Nenzisch lässt sich in zwei große Varietäten unterteilen: Tundra- und Waldnenzisch; das Tundranenzische teilt sich weiterhin in eine westliche, eine zentrale und eine östliche Gruppe auf.
Im INEL-Projekt werden alle Tundradialekte sowie Waldnenzisch bearbeitet. Einen großen Anteil der INEL-Daten nimmt der östliche Tundradialekt, das Taimyr-Nenzische, ein. Er wird im westlichen Teil der Taimyr-Halbinsel und am Becken des unteren Jenisseis gesprochen, Waldnenzisch ist in den Tundra- und Taiga-Zonen entlang der Flüsse Pur und Agan sowie im Gebiet des Numto-Sees verbreitet. Insgesamt gaben beim letzten russischen Zensus 2010 ca. 44.000 Menschen an, dass sie eine Varietät des Nenzischen sprechen, davon gehören nur ungefähr 2.000 zu den Waldnenzen.
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Sowohl im Tundra- als auch im Waldnenzischen gibt es, ähnlich wie im Enzischen, kein habeo-Verb. Im Nenzischen spielen dafür zwei andere Verben eine Rolle, wenn es um Besitzmarkierung geht: Das Existenzialverb und das Seinsverb.
Bei den nenzischen Sprachen können Besitzer im Nominativ oder im Lokativ stehen. Die Nominativform wird jedoch häufiger verwendet. Der Besitz kann auch nur mit einem Possessivsuffix, dass an den Besitz angehängt wird, markiert sein.
Wie bereits erwähnt, wird Besitz in den nenzischen Sprachen mit zwei zentralen Verben ausgedrückt: das Existenzialverb (siehe das vorherige Beispiel) und die Kopula. Dies kommt vor, wenn es sich um einen quantifizierten Besitz, z. B. mit einer Nummer handelt.
Im Tundra- und Waldnenzischen werden Negationen in Possessivsätzen durch die Verwendung des negativen Existenzialverbs ausgedrückt, wie im folgenden Beispiel zu sehen ist.
Possessivsätze im Ewenkischen
Das Ewenkische gehört zur Nordgruppe der tungusischen Sprachen und wird von ca. 5000 Menschen im östlichen Teil Sibiriens gesprochen. Das Gebiet, in welchem sich Sprecher des Ewenkischen finden, erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung vom Eismeer bis zur chinesischen Grenze Russlands und in West-Ost-Richtung vom Jenissei bis zum Pazifik. Entsprechend dieses großen Territoriums ist das Ewenkische dialektal stark gegliedert; größere Dialektgruppen sind das Nordewenkische, das Südewenkische und das Ostewenkische.
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Ebenso wie andere tungusische Sprachen drückt Ewenkisch prädikativen Besitz ähnlich wie die samojedischen Sprachen aus: Besitz wird mit dem Existenzialverb gekennzeichnet, das heißt, der Besitzer ist das Subjekt des Satzes, wie in Beispiel (1) zu sehen ist.
(1) Tar Karaka-ji hunadʼ-i-n bi-ɦi-n!
that.[NOM] Karakan-ATTR.[NOM] daughter.[NOM]-EP-3SG be-AOR-3SG
‘Karakan has a daughter !’ ["Burujdak" (NNR) ] – lit. ‘his daughter (Possessee) is of Karakan (Possessor)’
Abhängig von der Markierung des Besitzers kann es zwei Untertypen der existentiellen Possesivkonstruktion geben. Die erste Möglichkeit ist der sogenannte Genitiv, hier wird der Besitzer auf dieselbe Weise gekennzeichnet wie in der Nominalphrase. Der Besitzer ‚I‘ in (2) nimmt die attributive Form ‚von mir‘ an. Das besitzende Objekt (‘getrocknetes Fleisch’) wird um das zugehörige Possessivsuffix ergänzt, welches die Person und die Anzahl der Besitzer angibt (1SG ‘meins’).
(2) min-ŋi bi-hi-n təːli-l-bi
I-ATTR.[NOM] be-AOR-3SG dried.meat-PL.[NOM]-1SG
‘I have dried meat , let's go there!’ ["Fox and bear" (UV) [1928]] – lit. ‘my-meat is of me’
Genau die gleiche Kennzeichnung würde in der entsprechenden Substantivphrase erscheinen: min-ŋi təːli-l-bi ‘mein getrocknetes Fleisch’.
Der Besitzer kann lexikalisch wie in (1) und (2) ausgedrückt oder weggelassen werden wie in (3). In diesem Fall wird der Besitz nur durch das Possessivsuffix am Besitz angezeigt (‘mein Brot’, ‘mein Tee‘).
(3) kləbu-n-mi bi-ži-n, čaj-u-ɣ-mi ačin
bread-ALIEN.[NOM]-1SG be-AOR-3SG tea-EP-ALIEN.[NOM]-1SG NEG.EX
‘I have bread , [ but ] I have no tea.’ ["The lost kettle" (NNR3) [1913]] – lit. ‘my-meat exists, my-tea does not exist’
Der zweite Untertyp der existentiellen Possessivkonstruktionen ist der Lokativ, (4). Hier wird der Besitzer nicht als Modifikator einer Substantivphrase, sondern als Ort gekennzeichnet. In (4) steht der Besitzer (‘I’) im Dativ/Lokativ (‘für mich, bei mir’). Zu beachten ist hier das Fehlen der Possessivmarkierung am Besitz (‘Pferd’).
(4) Min-du muri-r kətə-kakun bi-ɦi-n-di!
I-DAT/LOC horse-PL.[NOM] many-AFCT be-AOR-3SG-EMPH
‘I have a lot of horses !’ ["Burujdak" (NNR) ] – lit. ‘many horses are at me (or for me)’
Die negative prädikative Possessivkonstruktion ist im Ewenkischen strukturell die gleiche wie die affirmative. Das dedizierte negative Existenzial ačin wird anstelle des affirmativen bi- 'sein' verwendet, (5), siehe auch (3) oben.
(5a) min-nʼi nʼadʼu-l-wị aːči-r
I-ATTR relative-PL.[NOM]-RFL.SG NEG.EX-PL
‘I have no relatives.’ ["Hares and wolverine" (KSh) [1930]] – genitive
(5b) min-du oron ačin
I-DAT/LOC reindeer.[NOM] NEG.EX
‘I have no reindeer .’ ["Sentences" (NNR2) [1912]] – locational
Im Ewenkischen gibt es noch ein weiteres Muster für negativen Besitzt (6): das negative Existential ačin wird von dem Seinsverb begleitet, was so viel wie ‘sein ohne’ bedeutet. Hier ist das Subjekt der Besitzer und nicht der Besitz: der Besitzer stimmt in Person und Anzahl mit dem Prädikat überein ‘ich bin’ (nicht ‘es ist’) in (6). Der Besitz steht im (unbestimmten) Akkusativ. Statt einem Satzbau wie ‘etwas ist nicht von mir / bei mir’ wird hier der Satz wie folgt strukturiert: ‘Ich bin ohne etwas’.
(6) aːčịn aːnŋụ-nạ-jạ bi-ši-m
NEG.EX spend.night-PTCP.PRF-ACC.INDEF be-AOR-1SG
‘I have no sleeping place’ ["Heladan" (KSh) [1930]] – lit. ‘I am without sleeping place’
Vergleichende Betrachtung der Sprachen des INEL-Projekts
Ergänzend zu dem Jahreslauf mit den Waldnenzen können Sie hier einen detaillierteren Überblick des Konzepts der Einteilung eines Jahres in Monate über alle Sprachen des INEL-Projekts abrunden am Beispiel des Monats April erfahren.
Die Vorstellung von Monaten ist nicht in allen Sprachen gleich, was die Übersetzung noch komplexer macht. In vielen Kulturen ist der Übergang zwischen den Monaten nicht an astronomische Ereignisse gebunden, stattdessen leiten die Monate ihre Namen von wiederkehrenden Naturphänomenen ab. Dieser Ansatz bedeutet, dass es für den Beginn und das Ende von Monaten keine festen Kalenderdaten gibt, dementsprechend variieren die Monatslängen. Innerhalb von Gemeinschaften kann ein und derselbe Zeitraum mehrere Namen haben, was die sprachliche Vielfalt verdeutlicht.
- Enzisch
- Entsprechend den Feldforschungsunterlagen von Andrey Shluinsky bezeichnen die Waldenzen diese Zeit des Jahres mit dem Ausdruck "lʼibi dʼirii", was Monat des Adlers bedeutet.
- Im Enzisch-Wörterbuch von Helimski finden wir die Information, dass die Tundraenzen den April "nazi iriɔ" nennen, was der Monat des Rentierkalbs ist. Wie wir bereits erwähnt haben, ist die Zeitspanne nicht so festgelegt wie die Benennung des Monats in anderen Sprachen, so dass sich dies auch auf den Mai beziehen könnte.
- Nenzisch
- Bei den Waldnenzen ist einer Quelle zufolge der April der Monat der Krähe: waɬnʼi tʼiɬʼi.
- Nganasanisch
- Wie in der Grammatik unserer Projektleiterin Beáta Wagner-Nagy nachzulesen, verwenden die Nganasanen verschiedene Begriffe für den Zeitraum April. Am wichtigsten ist, dass die 2. Märzhälfte bis zur 1. Aprilhälfte toruľi͡a kičəðəə der Monat des Rentierkalbs genannt wird.
- Der April wird auch als ńerəbtəiɁ toďüɁ kičəðəə Monat des neugeborenen Rentiers bezeichnet.
- Er kann auch noruə kičəðəə genannt werden, was Monat des Frühlings bedeutet.
- Dolganisch
- Im Dolganischen sind ebenfalls die Rentiere an der Benennung des Monats April beteiligt: taba emijdiir ɨja - Monat der Laktation der Rentiere.
- Ewenkisch
- Im Ewenkischen ergibt sich aufgrund der dialektalen Unterschiede ein recht komplexes Bild. In den meisten Dialekten kann der April als turan Zeit, in der die Krähen zurückkommen (turakī "Krähe") bezeichnet werden; in einigen Dialekten bezieht sich dies jedoch eher auf den März.
- Ein anderer Ausdruck ist owilasa (Nepa) ~ owilahani (Tungir-Olekma) ~ owilaha (Amur-Bureya) ~ owin (Ayan): Zeit der Eiskruste (owin 'Eiskruste über Schnee (im Frühling)'); in einigen anderen Dialekten wird dieser Ausdruck jedoch nicht für den April, sondern für den Mai verwendet.
- Andere Dialekte verwenden das gleiche Konzept, aber es ist ein anderes Lexem: čēgalahani (Tungir-Olekma, Barguzin): Zeit der Eiskruste (čēga 'Eiskruste über Schnee').
- Neben der Erwähnung des Schnees finden wir auch Begriffe wie tiglan (Chumikan): Periode der Flussöffnung (Schmelzen).
- Natürlich kann das Rentier bei der Benennung einer Zeitspanne eine Rolle spielen: šōnkān (Chumikan): Zeit der (Rentier-)Zucht (sōnŋā~šōnŋān~sōnŋāčān 'neugeborenes Rentier'); in einigen anderen Dialekten eher Mai - dieser steht den Tundra-Enzen und Nganasanen nahe!
- Und schließlich ist es im Ewenkischen auch möglich, bilən (Ayan) zu sagen: Monat des Handgelenks (bilən 'Handgelenk').
- Kamassisch
- Im Kamassischen ist der Monat nach dem Burunduk benannt, dem Sibirischen Streifenhörnchen (Tamias sibiricus): es ist der Monat der Burundukjagd (nʼăga 'Tamias sibiricus'; nʼăgaj 'Tamias sibiricus jagen'; nʼăgaj-zən 'Monat der Burundukjagd').
Die Benennung des Monats bzw. der Zeiträume, die in den Sprachen des INEL-Projekts ungefähr dem April entsprechen, läuft im Wesentlichen auf drei Begriffe hinaus:
- Es gibt einige Sprachen, die die Ankunft der Vögel als Referenz verwenden: der Krähenmonat in einigen ewenkischen Dialekten und bei den Waldnenzen, während die Waldenzen auf den Adler verweisen.
- Rentiere und ihr Lebenszyklus spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Namensgebung: Im Frühling werden die Kälber geboren und benennen diesen Zeitraum im Dolganischen, Nganasanischen, bei den Tundra Enzen und bei einigen Ewenkischen Dialekten.
- Einige Ewenkische Dialekte verwenden den Schnee oder das Schmelzen des Schnees als Bezugspunkt.
Auch wenn bei Ihnen im April der Schnee bereits geschmolzen ist und Sie keine Rentierbabys haben, hatten Sie hoffentlich einen schönen Frühling!