Einblicke in Alltagswelten sozialer Ungleichheit: Digitales Forschen lernen im Kontext der Corona-Pandemie14.06. - 09.07.2021
14. Juni 2021, von LASt-Team

Foto: Leon Schepers
Vom 14.06. bis 09.07. findet die Vortragsreihe „Einblicke in Alltagswelten sozialer Ungleichheit: Digitales Forschen lernen im Kontext der Corona-Pandemie“ statt. In der Reihe, die Teil des Forschungskolloquiums LASt ist, referieren vier Wissenschaftler:innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen: Prof. Dr. Joan Kristin Bleicher vom Insitut für Medienwissenschaften an der Universität Hamburg, Dr. Marius Meinhof von der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld, PD Dr. Daniela Schiek aus der Soziologie der niversität Hamburg und Dr. Wyke Stommel vom Department of Language and Communication der Radboud University Nijmegen.
- Montag, 14.06.2021 I 18:00 - 20:00 Uhr: Prof. Dr. Joan Kristin Bleicher - Soziale Medien als Lebens- und Kommunikationsraum
- Montag, 21.06.2021 I 18:00 - 20:00 Uhr: Dr. Marius Meinhof - Situierte Praktiken und Diskurse aus der Ferne - Forschen unter Pandemiebedingungen
Die sozialtheoretischen Annahmen der poststrukturalistischen Praxistheorien legen eine analytische Trennung von Alltagspraktiken und dem Reden über Alltagspraktiken nahe, weil sie Diskurs als Ebene der Realitätskonstruktion statt als Repräsentation der Realität verstehen. Daraus ergibt sich konsequenter Weise, dass Forschung sowohl die diskursive Konstruktion der Wirklichkeit etwa in massenmedialen Diskursen und/oder Selbstdarstellungen in Interviews, als auch die teils stummen, inkorporierten oder materialisierten Praktiken erforschen und das möglicherweise komplexe Zusammenspiel zwischen beiden analysieren sollte. Damit erscheint ein reines erheben versprachlichter Daten (etwa Textdokumente oder Interviews) als Lückenhaft, weil es nur eine Ebene der Realität abbildet. Doch wie kann eine solche komplexe Perspektive auf das Soziale eingenommen werden, wenn in Zeiten der Pandemie eine Feldforschung vor Ort unmöglich wird? Basierend auf Erfahrungen im DFG-Geförderten Projekt "Zivilisierte Familien", das intergenerationale Beziehungen in China erforscht, werde ich einige der "Notlösungen", die unser Forschungsteam in der Pandemie gewählt hat, vorstellen und, basierend auf einer methodologischer Reflexion unseres Vorgehens, zur Diskussion stellen
- Montag, 28.06.2021 I 18:00 - 20:00 Uhr: PD Dr. Daniela Schiek - Wie stark sollten wir qualitative Interviews mediatisieren?
Daniela Schiek, Dr. PD, ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Hamburg. Studium der Soziologie bis 2004 in Berlin, Promotion 2010 in Essen und Habilitation 2017 in Bielefeld. Arbeitsschwerpunkte: Qualitative Methoden/Methodologie, Arbeits- und Lebenslaufsoziologie, Armut und soziale Ungleichheit.
Im Vortrag wird diskutiert, in welcher Form asynchrone schriftliche Online-Interviews (etwa über E-Mail oder ein Webforum) für die qualitative Sozialforschung methodologisch sinnvoll sein können: Lassen sich sowohl narrative als auch leitfadengestützte Interviews auf diese Weise erfolgreich durchführen? Um dies zu erörtern, wird sich zunächst mit Schriftlichkeit befasst, da sie in der bisherigen (auch der schriftlichen Online-) Interviewforschung kaum reflektiert wurde. Dann wird erörtert, inwieweit das narrative und das Leitfadeninterview auf situative Präsenz angewiesen sind, wobei auch auf empirische Analysen zurückgegriffen wird. Es zeigt sich, dass die Beteiligten in qualitativen schriftlichen Online-Interviews verhältnismäßig stark Dialoge aufbauen und sogar nachfragen, wenn Feedback direkt wieder in neue Äußerungen umgesetzt werden kann. Dies ist bei (biografischen) Erzählungen deutlich weniger der Fall, weshalb diese im Schriftlichen auf das "Alleingelassen werden" im Feld (ohne Interviewkommunikation) angewiesen sind. Dies setzt aber spezifische Fragestellungen voraus, bei denen der eigenständige Aufbau der Dokumente "vertragen" oder sogar erfordert wird. Ein speziell auf die jeweiligen Forschungsinteressen abgestimmtes Zustandekommen von Erzählungen ist dagegen weiter auf das unmittelbare persönliche Gespräch (wenn auch nur vor dem Bildschirm) angewiesen.
- Freitag, 09.07.2021 I 12 - 14 Uhr: Dr. Wyke Stommel - The digitalization of conversation; the case of medical videoconsultations
Wyke Stommel is an Associate Professor of Language and Communication from Radboud University. Her research focuses on institutional, and particularly digital interaction, which she analyses using Conversation Analysis and related methods. She has worked on various types of interaction in the medical domain, counselling and the police setting. Apart from empirical work, she engages with methodological issues including the ethics of studying online interactions. She is one of the founders of the Microanalysis Of Online Data-network (MOOD)
Die Veranstaltungsreihe findet per Zoom statt und wir laden herzlich zur Teilnahme und Diskussion ein. Die Anmeldung erfolgt per E-Mail an Frau Castrillon Buitrago(D.Castrillon.Buitrago"AT"studium.uni-hamburg.de) (D.Castrillon.Buitrago@studium.uni-hamburg.de). Wer bereits an einer Veranstaltung teilgenommen hat, muss sich nicht nochmals anmelden, die Zugangsdaten bleiben gültig.
Die Veranstaltung wird durch die Claussen-Simon-Stiftung gefördert.
Den Flyer zur Veranstaltung gibt es hier (PDF).