Wir heißen Khayaat Fakier als Agathe-Lasch-Gastwissenschaftlerin willkommen!
20. November 2025, von LASt-Team

Foto: Khayaat Fakier
Wir freuen uns seit diesem Monat Professor Dr. Khayaat Fakier (LINK) im Rahmen des Agathe-Lasch-Gastwissenschaflterinnen-Programms zu Gast zu haben. Khayaat Fakier ist Professorin an der Universität Stellenbosch (Stellenbosch University/Iyuniversithi/Universiteit) in Südafrika am Department for Sociology and Social Anthropology.

Professor Fakier ist anerkannte Expertin auf den Gebieten der Diversitäts- und Genderforschung und arbeitet empirisch insbesondere zu den in Südafrika als historisch dispriveligiert kategorisierten Gruppen, zu feministischen Bewegungen und zu entsprechenden Strömungen in den zuvor genannten Gruppen, wobei ein Fokus auf der (Selbst-) Organisation von Frauen im ländlichen Raum, in prekären Beschäftigungsverhältnissen (insbes. Haushaltshilfen, Servicekräfte u.ä.) sowie Tätigkeiten im informellen und im Industriesektor liegt. Dabei legt sie jedoch keinen exklusiven Blick an, sondern betrachtet die Positionierung der jeweiligen Gruppen in ihrer gesamtgesellschaftlichen Einbettung unter der Berücksichtigung diverser Differenzkategorien und insbesondere ihrer Einordnung, die sich in einem dekolonialen Sinne aus der Präsenz historisch gewachsener Machtstrukturen in der gegenwärtigen sozialen Ordnung ergibt. Wichtig ist, dass sie dabei Diversität nicht nur als Problem begreift, bspw. im Sinne multipler Diskriminierungen, sondern der Vielfalt auch einen positiven Wert beimisst, wie es verschiedenen Theorietraditionen aus sog. Globalen Süden entspricht, worin üblicherweise ein Unterschied zu Intersektionalitätsansätzen besteht, wie sie aus „Nord-Perspektive“ gedacht werden.
Dies hängt damit zusammen, dass sie zum einen eine ausgewiesene Expertin für entsprechende Theorierichtungen ist, wobei ihr Fokus auf dem marxistischen Feminismus liegt, der die Notwendigkeit betont das Zusammenspiel diverser Ungleichheitskategorien zu beachten und besonders ökonomische Fragen im Sinne von Subsistenzstrategien (livelihoods) hervorhebt, die für viele Frauen aus o.g. Gruppen eine hohe alltagsweltliche Relevanz haben. Dazu kommt der Ökofeminismus, in dem insbesondere auf Natur-Mensch-Beziehungen rekurriert und der Erhalt natürlicher Ressourcen, aber gerade auch die Auswirkungen der Degradation von Biosystemen und von Klimawandel auf die ökonomischen und sozialen Subsistenzmöglichkeiten in den Blick genommen werden. Zum anderen liegt dies sicherlich auch darin begründet, dass sie einen wechselseitigen Transfer zwischen Theorie und Praxis, hier vor allem bezogen auf feministisch-kommunitäre Bewegungen und deren politischen Aktivismus fördert und pflegt, eine Verknüpfung, die an Universitäten im Globalen Süden deutlich häufiger anzutreffen ist, als bei uns. Dazu kommt ihr akademischer Werdegang, der sich u.a. durch interdisziplinäre Offenheit auszeichnet und sie auch während ihres Aufenthalts in Hamburg für viele Bereiche anschlussfähig macht. Hier ist insbesondere hervorzuheben, dass sie von 2021-2023 die renommierte Gastprofessur „The Prince Claus Chair in Equity and Development“ an der Erasmus Universität Rotterdam bekleidete.
Die Nominierung für das Agathe-Lasch-Programm, das aus Mitteln der Stabstelle Chancengerechtigkeit finanziert wird, wurde durch die Lateinamerika-Studien (LASt), das Zentrum für Gender und Diversity (ZGD), das Institut für Romanistik, und den Fachbereich SLM II der Fakultät für Geisteswissenschaften getragen und während ihres Aufenthalts von November 2025 bis April 2026 wird Khayaat Fakier drei regelmäßige Seminare geben (die potentiell Interessierten teils noch offenstehen), Vorträge zu ihren Themengebieten halten sowie in Kooperation mit uns weitere relevante Gastvorträge und einen Workshop zu entsprechenden Fragen organisieren.
Im Zentrum wird dabei speziell die Thematisierung von Diversität und Feminismus in einer vergleichenden Perspektive stehen, wobei Khayaat Fakier unter Rückgriff auf theoretische Debatten aus dem globalen Süden eine empirisch fundierte dekoloniale Perspektive einbringen wird, um Gender- und Diversitätsansätze weltweit kontrastierend einzuordnen. In diesem Sinne soll ihr Aufenthalt zu einem konstruktiven Austausch beitragen, zu dem der Transfer von Diversitätsansätzen aus dem sog. Globalen Süden gehört, die hier bislang leider zu selten wahrgenommen werden. Dies ist auch deshalb wichtig, weil es aktuell eine bedeutende emergente Theorieproduktion zu sozialen, kulturellen und politischen Phänomenen in verschiedenen Teilen des Globalen Südens gibt, die auch für Deutschland und Europa immer relevanter werden, auch wenn sie bisher noch wenig beachtet werden.
We welcome Khayaat Fakier as Agathe Lasch Visiting Scholar!
We are delighted to welcome Professor Dr. Khayaat Fakier (LINK) as part of the Agathe Lasch Visiting Scholar Programme this month. Khayaat Fakier is an associate professor at Stellenbosch University (Iyuniversithi/Universiteit) in South Africa in the Department of Sociology and Social Anthropology.

Professor Fakier is a recognised expert in the fields of diversity and gender research and conducts empirical work in particular on groups categorised as historically disadvantaged in South Africa, on feminist movements and on corresponding trends in the aforementioned groups, with a focus on the (self-)organisation of women in rural areas, in precarious employment (especially domestic workers, service workers, etc.) and activities in the informal and industrial sectors. However, she does not take an exclusive view, but rather considers the positioning of the respective groups in their overall social embedding, taking into account various categories of difference and, in particular, their classification, which, in a decolonial sense, results from the presence of historically grown power structures in the current social order. It is important to note that she does not view diversity solely as a problem, e.g. in the sense of multiple discrimination, but also attributes a positive value to diversity, in line with various theoretical traditions from the so-called Global South, which usually differs from intersectionality approaches as conceived from a ‘Northern perspective’.
This is related to the fact that she is a proven expert in relevant theoretical directions, with a focus on marxist feminism, which emphasises the need to consider the interplay of various categories of inequality and highlights economic issues in particular in terms of livelihoods, which are highly relevant to the everyday lives of many women from the above-mentioned groups. In addition, there is ecofeminism, which focuses in particular on nature-human relationships and the preservation of natural resources, but also on the effects of the degradation of biosystems and climate change on economic and social livelihoods. This is certainly also due to the fact that she promotes and cultivates a mutual transfer between theory and practice, in this case primarily in relation to feminist-communitarian movements and their political activism, a connection that is much more common at universities in the Global South than here. In addition, her academic career is characterised by interdisciplinary openness, which makes her compatible with many areas during her stay in Hamburg. It is particularly noteworthy that she held the renowned visiting professorship ‘The Prince Claus Chair in Equity and Development’ at Erasmus University Rotterdam from 2021 to 2023.
The nomination for the Agathe Lasch Programme, which is funded by the Equity Unit, was supported by Latin American Studies (LASt), the Centre for Gender and Diversity (ZGD), the Institute of Romance Studies, and the SLM II department of the Faculty of Humanities. During her stay from November 2025 to April 2026, Khayaat Fakier will give three regular courses (some of which are still open to potentially interested parties), give lectures on her subject areas, and organise further relevant guest lectures and a workshop on related issues in cooperation with us.
The focus will be on diversity and feminism from a comparative perspective, with Khayaat Fakier drawing on theoretical debates from the Global South to contribute an empirically grounded decolonial perspective in order to contrast gender and diversity approaches worldwide. In this sense, her stay should contribute to a constructive exchange, including the transfer of diversity approaches from Global South, which have unfortunately been too rarely noticed here so far. This is also important because there is currently a significant emergence of theoretical production on social, cultural and political phenomena in various parts of the Global South, which are also becoming increasingly relevant for Germany and Europe, even if they have received little attention so far.
