Dialektvariation und Sprachkontakt im Udmurtischen
Udmurtisch ist eine der zahlenmäßig größten Minderheitensprachen auf dem Gebiet der Russischen Föderation. Da eine Standardisierung der Sprache erst in der jüngsten Vergangenheit erfolgt ist, existiert ein breites Spektrum dialektaler Variation innerhalb des Udmurtischen, die sich in dem Lexikon sowie sämtlichen grammatischen Beschreibungsebenen widerspiegelt.
Während Phonetik und Lexikon sowie ausgewählte Aspekte der Morphologie der jeweiligen Dialekte vergleichsweise gut dokumentiert sind, besteht auf den meisten Ebenen grammatischer Beschreibung, bspw. in den Bereichen semantischer und syntaktischer Struktur, ebenso wie der Informationsstruktur, noch Forschungsbedarf. Eine wichtiges Desideratum stellt in diesem Rahmen die Erforschung des Sprachkontaktes dar, den das Udmurtische seit mehreren Jahrhunderten mit dem Russischen sowie seit fast einem Jahrtausend mit den Turksprachen Tatarisch und Baschkirisch besitzt. Dessen graduell unterschiedlicher Einfluss auf die jeweiligen Dialekte kann mit hohere Wahrscheinlichkeit zur Erklärung für deren Verschiedenheit dienen.
Ziel des beantragten Projektes ist zunächst die Beschreibung einer Auswahl bisher wenig erforschter Phänomene und grammatischer Konstruktionen aus dem im Spektrum der udmurtischen Dialekte, sowie ihrer jeweiligen Ausprägung. Darauf aufbauend wird eine Erklärung für ihr Auftreten sowie eine Analyse der Auswirkung des jeweiligen Sprachkontaktes erfolgen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf dem Bessermanischen Dialekt liegen, der Merkmale nördlicher wie südlicher Dialektgruppen des Udmurtischen vereinigt und von dem Antragsteller seit dem Jahr 2012 aktiv erforscht wird. Das datengetriebene Projekt wird auf Feldforschungen (insgesamt sind fünf Forschungsreisen geplant) sowie teilweise bereits vorhandenen linguistischen Korpora basieren. Die zu erstellenden Korpora werden der Öffentlichkeit nach Abschluss des Projektes zum Zweck der weiteren Erforschung des Udmurtischen zugänglich gemacht.