Nummer 6, Herbst 2014
Liebe Leserinnen und Leser,
wider welkes Blattwerk, frühe Dämmerung und Schmuddelwetter! Mit der diesjährigen Herbstausgabe des IMK-Newsletters sagen wir jahreszeitlich bedingter Schwermut den Kampf an: Wir blicken nicht nur auf die bunten Institutsaktivitäten des Sommersemesters zurück, sondern berichten ebenfalls von zahlreichen erfreulichen Neuigkeiten zum Wintersemester – seien es neu besetzte Stellen, bewilligte Forschungsprojekte oder spannende Tagungen und Publikationen.
Im Namen des Instituts wünschen wir Ihnen eine anregende Lektüre!
Die Redaktion
Sollten Sie die Zusendung des Newsletters nicht mehr wünschen, so können Sie ihn per E-Mail an IMKNewsletter"AT"uni-hamburg.de abbestellen.
Rückblick
Wir freuen uns, zum Wintersemester eine Reihe neuer Kollegen_innen am Institut begrüßen zu können: So verstärken Miriam Bartsch, Florian Busch, Anja Ellenberger, Aileen Pinkert, Janine Weißer-Gleißberg und Iris Westermann ab sofort als wissenschaftliche Mitarbeiter_innen das IMK-Team. Gleichzeitig verlassen zwei Kolleg_innen das Institut: Henrik Wehmeier setzt seine Promotion als Stipendiat des Doktorandenkollegs „Geisteswissenschaften“ der Universität Hamburg fort, während Jana Tereick ab Oktober die Professur Germanistische Didaktik am Institut für Geistes- und Kulturwissenschaften der Universität Vechta vertritt. Wir gratulieren beiden sehr herzlich und bedanken uns für die gemeinsame Zeit.
Ebenso wurden gleich mehrere Forschungsprojekte unter Beteiligung von IMK-Mitgliedern bewilligt. Die Projekte „Ästhetische Prozesse und Aneignungspraktiken in pseudo-authentischen und interaktiven Webserien“ (Markus Kuhn) und „Authentizität Transformieren. Übersetzen und Rahmen als Praktiken des dokumentarischen Films in medialen Milieus“ (Thomas Weber) sind Teil des interdisziplinären Forscherverbunds „Übersetzen und Rahmen: Praktiken medialer Transformationen“ (Sprecherin: Gabriele Klein) und werden von der Landesforschungsförderung Hamburg gefördert (Laufzeit: 2015–2017). Daneben sind ebenfalls aus Mitteln der Landesforschungsförderung zwei Graduiertenkollegs mit IMK-Beteiligung bewilligt worden: das Graduiertenkolleg „Vergegenwärtigungen: Repräsentationen der Shoah in komparatistischer Perspektive“ (Sprecherin: Susanne Rohr) unter Beteiligung von Thomas Weber und das Graduiertenkolleg „Lose Verbindungen: Kollektivität im digitalen und urbanen Raum“ (Sprecher: Urs Stäheli) unter Beteiligung von Kathrin Fahlenbrach.
Im vergangenen Wintersemester wurden außerdem verschiedene Tagungen sowie Gastvorträge und Ringvorlesungen von Mitgliedern des Instituts organisiert.
Über ausgewählte aktuelle Neuerscheinungen des Instituts informieren wir Sie hier ebenfalls. Zu den weiteren Neuerscheinungen des Instituts gehören auch ungewöhnliche Publikationsformate wie ein Online-Wiki zur Filmtheorie: Das Wiki, dessen Beiträge von Studentinnen des B.A.-Studiengangs Medien- und Kommunikationswissenschaft nach einem gemeinsam erarbeiteten Schema verfasst worden sind, ist aus dem von Maike Sarah Reinerth geleiteten MUK-A3-Seminar Filmtheorie (WiSe 2013/14) hervorgegangen und kann hier eingesehen werden.
Zeitschriften- und Buchbeiträge des wissenschaftlichen Personals am IMK finden Sie auf den jeweiligen Profilseiten.
Buchpublikationen
Herausgeberschaften
- Jannis Androutsopoulos (Hrsg.): Mediatization and sociolinguistic change. Berlin/Boston: De Gruyter, 2014.
- Cornelia Lund (zusammen mit Holger Lund) (Hrsg.): Design der Zukunft. Stuttgart: avedition, 2014.
- Hans-Ulrich Wagner (zusammen mit Melanie Mergler, Hans-Gerd Winter) (Hrsg.): „Hamburg, das ist mehr als ein Haufen Steine.“ Das kulturelle Feld in der Metropolregion Hamburg 1945-1955. Dresden: Thelem, 2014.
Zeitschriften- und Buchbeiträge des wissenschaftlichen Personals am IMK finden Sie auf den jeweiligen Profilseiten.
Tagungen, Ringvorlesungen und Gastvorträge
Tagungen und Workshops
- 5. Hamburger Mediensymposium "Wie informiert sich die Gesellschaft?" Universität Hamburg. 11.06.2014. Organisation: Uwe Hasebrink (in Kooperation mit der Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein (MAHSH) und der Handelskammer Hamburg).
- Correctly Political. Universität Hamburg. 24.–25.07.2014. Organisation: Jana Tereick. Gefördert vom Körber-Fonds Nachwuchsforschung.
- The Cinematic Space: Experience, Knowledge, Technology. Abschlusstagung des DFG-Netzwerks "Erfahrungsraum Kino". Universität Hamburg. 24.–26.07.2014. Organisation: Irina Scheidgen, Thomas Weber (in Kooperation mit Florian Mundhenke, Senta Siewert, DFG-Netzwerk "Erfahrungsraum Kino").
Ringvorlesungen
- Medienkulturen des Dokumentarischen (Teil 1) – Hamburger Gespräche zur Transformation der Medienkultur. Universität Hamburg, SoSe 2014. Koordination: Thomas Weber (in Kooperation mit Carsten Heinze).
- Veranstaltungsreihe: Forum: Das ist Film. Koordination/Moderation: Maike Sarah Reinerth. Universität Hamburg, SoSe 2014.
Gastvorträge
- Anna Renckstorf (NDR-Fernsehforschung): „Trends der Fernsehnutzung und Fernsehzuschauerforschung“. Universität Hamburg. 29.04.2014. Organisation: Uwe Hasebrink.
- Ada von der Decken (Eimsbütteler Nachrichten): „Bedeutung der Regionalisierung für den Online Journalisms“. Universität Hamburg. 15.05.2014. Organisation: Joan K. Bleicher.
- Thore Vollert (Studio Hamburg Enterprises): „Social TV als transmediales Erzählen und neue Form der Fernsehkritik?“ Universität Hamburg. 10.07.2014. Organisation: Joan K. Bleicher.
- Thomas Thielsch (Filmtank Hamburg): „Grenzgänge Fakten und Fiktion als Unternehmensprofil“. Universität Hamburg. 17.07.2014. Organisation: Joan K. Bleicher.
Durchblick
Im Rahmen des Seminars „Animationsfilm“ von Markus Kuhn und Maike Sarah Reinerth im vergangenen Sommersemester hatten einige Studierende die Möglichkeit, den Hamburger Animation Jam und die Verleihung des Hamburg Animation Award zu besuchen. Im IMK Newsletter berichten die Teilnehmerinnen Natalie Nosek und Lisa Schachtschneider über interessante Einblicke in die Animationspraxis und den Unterschied zwischen Wissenschaft und Praxis.
Vom 16.-20. September verwandelte sich die Hamburger Innenstadt zur Spielwiese: Im Rahmen des PLAY14-Festivals für kreatives Computerspielen wurden an 20 verschiedenen Spielorten insgesamt 200 Veranstaltungen angeboten – von Streetgames über Ausstellungen, Workshops und Vorträge bis hin zum Games-bezogenen Poetry Slam. An den wissenschaftlichen Programmpunkten beteiligten sich auch Mitglieder des IMK und des Forschungsschwerpunkts Games des Research Center for Media and Communication (RCMC).
Vor zwei Jahren ging das „WebserienBlog“ online, ein Projekt, das Markus Kuhn mit Mitarbeiter_innen und Studierenden des IMK betreibt und das als wichtige Anlaufstelle für die deutsche Webserienszene etablieren konnte. Inzwischen sind auf dem Blog rund 80 deutschsprachige Webserien dokumentiert, auch Seitenblicke auf internationale und intermediale Grenzphänomene werden zunehmend relevant.
Animationsfilm zwischen Wissenschaft und Praxis: Bericht über den Animation Jam und Award 2014 in Hamburg
Hamburg Animation Award
Der Hamburg Animation Award wurde 2014 zum elften Mal verliehen, neben dem Preis für den besten Kurzfilm zum ersten Mal auch in den Kategorien "Games" und "Advertising". Der Veranstaltungsort, das Cinemaxx Dammtor, bot den Beiträgen eine würdige Bühne. Unter den diesjährigen Einsendungen waren zwar die unterschiedlichsten Animationstechniken und Themen zu sehen, aber Jury und Publikum waren sich in der Auswahl des Gewinnerfilms einig: Der farbenfrohe und charmante Stil, die liebenswerten Charaktere und die komödiantische Liebesgeschichte von Michael Bidingers und Michelle Kwons Jinxy Jenkins, Lucky Lou trafen den Geschmack der Zuschauer_innen. Der Film war durchaus gut gemacht und nutzte Animationsfilm-typische Charakteristika wie rasante Bewegungsabläufe, Hyperexpressivität und buntes Formenspiel. Dennoch war aus Sicht vieler Seminarteilnehmer_innen enttäuschend, dass die im Wettbewerb ebenfalls vertretenen ernsteren Themen und experimentellen Animationstechniken nicht gewürdigt wurden. Darüber hinaus schien das Kriterium der leichten Verständlichkeit in der Bewertung wichtiger zu sein als formale Aspekte.
Animation Jam
Am darauffolgenden Tag veranstaltete die Handelskammer Hamburg den Animation Jam, auf dem sich Vertreter_innen aus Animation, Games und Werbung an Messeständen präsentierten. Daneben konnten sich auf der Jam Stage verschiedene Projekte vorstellen und Eigenwerbung machen. Junge Entwickler_innen gewährten Einblicke in kreative und technische Prozesse, wobei insgesamt der wirtschaftsorientierte Charakter der Veranstaltung überwog, der durch intensives Nachwuchs-Scouting und Suche nach Sponsor_innen deutlich wurde. Leider fielen einige der angekündigten Veranstaltungen aus, kurzfristige Raumänderungen führten zu Verwirrung und die Lage der Jam Stage kollidierte mit der Lautstärke der Messestände, sodass die Vorträge oft im Lärm untergingen. Der Workshop von Glenn Frey zum Animations-Tool Cinema 4D beeindruckte die Teilnehmer_innen, da hier innerhalb von kürzester Zeit komplette 3D-Modelle entstanden. Die Präsentation von Jörg Ihle war ein gelungener Abschluss der Veranstaltung, da er von seiner Arbeit als Storyworld-Director berichtete. Er assistiert Animationsfilmemacher_innen und Game-Designer_innen beim Erstellen von kohärenten Erzählwelten. Interessant war, dass er dem Publikum sein Modell ohne wissenschaftlich genaues Vokabular verständlich machen konnte. Hier wurde deutlich, dass sich der praxisnahe Umgang mit narratologischen Konzepten – trotz unverkennbarer Ähnlichkeiten – stark vom wissenschaftlichen Arbeiten unterscheidet.
Zwischen Animationsforschung und Praxis
Im Seminar haben wir uns mit verschiedenen Aspekten des Animationsfilms auseinandergesetzt, darunter dessen Geschichte, Techniken, sowie kulturelle und thematische Bandbreite. Zu dieser theoretischen Herangehensweise stellten die Veranstaltungen eine erkenntnisreiche Abwechslung dar. Wir mussten jedoch auch feststellen, dass diese Bereicherung eher einseitig war, denn auf dem Animation Jam schien wenig Raum für eine reflektierte Auseinandersetzung mit dem Thema zu sein. Es wäre schön gewesen, wenn die Veranstalter_innen dem Animationsfilm selbstverständlicher Raum gegeben hätten, anstatt seine Daseinsberechtigung mit allzu häufigen Rechtfertigungen eigentlich eher in Frage zu stellen. Vielleicht kann die Wissenschaft in Zukunft einen Beitrag dazu leisten, das Selbstbewusstsein des Animationsfilms zu stärken.
Natalie Nosek, Lisa Schachtschneider
PLAY14 – Festival für kreatives Computerspielen
Computerspiele als Kulturgut und Gegenstand kreativer Aneigungspraktiken im Zentrum der Gesellschaft sichtbar zu machen, das ist das Ziel des jährlich stattfindenden PLAY-Festivals, das in diesem Jahr erneut zu Gast in Hamburg war. Ausgerichtet von der Initiative Creative Gaming e.V. will das Festival Besucher_innen einen Eindruck davon vermitteln, was mit digitalen Spielen möglich ist und welchen Platz sie in Bildung, Ausbildung, Kunst und Wissenschaft gegenwärtig einnehmen.
PLAY14 und PLAY Conference
Seit 2007 veranstaltet die Initiative Creative Gaming e.V. Fortbildungen, Workshops und mit der PLAY ein jährliches, bundesweites Festival, auf dem die medienpädagogischen und künstlerischen Aspekte des kreativen Einsatzes von Computerspielen hervorgehoben werden. Mit PLAY14 gelang der Initiative (gemeinsam mit zahlreichen regionalen und überregionalen Kooperationspartnern) ein beispielloses Angebot an Workshops, Ausstellungen, Vorträgen und Abendveranstaltungen rund um digitale Spielkultur: Die PLAY Ausstellung in der Kunstschule Alsterdamm etwa präsentierte zahlreiche Exponate zu den Schwerpunktthemen Sound, Gender und Indie Games, die nicht nur zum Betrachten, sondern auch zum Ausprobieren einluden; in Tages- und Kurzworkshops wurden Game Design-Themen diskutiert, medienpädagogische Fortbildungen angeboten und verschiedenste kreative Projekte realisiert; die Abendveranstaltungen schließlich reichten von einem ‚Live Let's Play' im Kellertheater über ein Cosplay-Event bis hin zum Poetry Slam im Nachtasyl des Thalia-Theaters. Erstmalig wurde das Festival außerdem von einer wissenschaftlichen Konferenz flankiert, die sich der Kultur digitaler Spiele unter gesellschaftspolitischen und medienpädagogischen Fragestellungen widmete.
Zwischen Klassenzimmer und Universität
Für die Ausgestaltung der wissenschaftlichen Programmteile suchten die Veranstalter auch die Kooperation zur Arbeitsgruppe Games des RCMC, die sich seit dem Sommersemester 2014 wieder verstärkt dem Austausch über Games-bezogene Forschungs- und Lehraktivitäten an der Universität Hamburg widmet. So entstanden mehrere Festival-Beiträge unter Mitwirkung von Teilnehmer_innen der Arbeitsgruppe: Geschichtswissenschaftler Nico Nolden baute in einem Workshop für Schüler_innen das historische Hamburg des 16./17. Jahrhunderts in Minecraft nach, Erziehungswissenschaftler Alexander Unger sprach in einem von vier Talk-Veranstaltungen über das Thema Code Literacy und Johannes Schmid, studentischer Mitarbeiter am IMK, bot einen Workshop zum geisteswissenschaftlichen „Philosophieren über Games“ an.
Vom Seminar zum Festival
Eine willkommene Gelegenheit, die wissenschaftliche Reflexion über digitale Spiele mit medienpraktischer Arbeit zu verbinden, bot sich auch Teilnehmer_innen des MUK-A1 Seminars „Ästhetik des Computerspiels“, das Kathrin Fahlenbrach und Felix Schröter im Sommersemester 2014 durchführten: Aufbauend auf der theoretischen Beschäftigung mit der audiovisuellen Ästhetik digitaler Spiele entstanden im Seminar drei Exponate, die im Rahmen der PLAY Ausstellung im Alsterdamm ausgestellt wurden, darunter eine Reihe von Illustrationen von Laila Möller zur Wirkungsweise und Funktion von Game Sound, eine Videodokumentation zum Phänomen 'Machinima' (d.h. in Videospielen produzierte Videos) von Duygu Masalci, Maja Seehaus und Tanja Yeh und ein Poster zur Repräsentation von Gender in digitalen Spielen von Abazar Paikar. Den Balanceakt zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und zielgruppengerechter Aufbereitung der jeweiligen Themen meisterten die Studierenden mit großem Erfolg, wie sich auch am Zuspruch der Veranstalter_innen und Ausstellungsbesucher_innen zeigte.
Felix Schröter
Das WebserienBlog: Rückblick und Ausblick
Ein sichtbares Verzeichnis deutschsprachiger Webserien
Das WebserienBlog hat seit August 2012 rund 80 deutschsprachige Webserien dokumentiert. So ist das Projekt, das Markus Kuhn mit Mitarbeiter_innen und Studierenden des IMK betreibt und fortlaufend um neue Einträge ergänzt, zu einem wichtigen Einstiegsportal in die deutsche Webserienlandschaft geworden. Auch dank einer guten Platzierung auf Google (bei der Suche nach „Webserien“ auf Platz 2 hinter dem Wikipedia-Eintrag) konnte es zuletzt regelmäßig über 1000 Seitenaufrufe pro Monat verzeichnen. Produzenten_innen deutschsprachiger Webserien treten inzwischen regelmäßig mit Hinweisen an die Redaktion heran, um ihre Projekte bekannter zu machen.
Das Verzeichnis umfasst nicht nur Webserien, die derzeit im Netz zu finden sind und fortlaufend produziert werden. Auch Serien, die nicht mehr online sind, wurden anhand der Spuren, die sie im Netz hinterlassen haben, so gut wie möglich nachvollzogen. Die Webserien-Landschaft ist unübersichtlich und schnelllebig. Was heute aktuell ist, kann morgen schon wieder aus dem Netz verschwunden sein. Das WebserienBlog erfüllt also auch die wichtige Aufgabe, die Webserien-Landschaft historisch zu dokumentieren. Zu diesem Zweck pflegt die Redaktion intern ein Archiv, das inzwischen Daten zu und/oder Episoden von rund 200 deutschsprachigen und internationalen Produktionen umfasst.
Webserien als neue audiovisuelle Erzählform
Das WebserienBlog will jedoch nicht einfach nur die Angebotslandschaft dokumentieren. Das besondere Interesse liegt auf der Webserie als neue audiovisuelle Erzählform. Gemäß der Arbeitsdefinition von Kuhn (2012: 55) geht es um „audiovisuelle Formen im Internet, die sich durch Serialität, Fiktionalität und Narrativität auszeichnen und die für das Web als Erstveröffentlichungsort produziert worden sind“. Auch unter Rückbindung an erzähltheoretische Ansätze soll festgehalten werden, wie diese Narrative strukturiert sind. Vorreiter im Bereich der Webserie fielen etwa durch komplexe Perspektivstrukturen und Grenzgänge zwischen Faktualität und Fiktionalität auf. Außerdem stellt sich bei Produktionen für die Medienumgebung Internet besonders die Frage nach transmedialen Erzählstrategien. Zu den dokumentierten Webserien gehören auch transmediale Ableger von Fernsehserien, etwa zur Sat.1-Produktion Der letzte Bulle oder die „mobisodes“ bekannt gewordenen Folgen der Serie Lost: Missing Pieces.
Webserien entstehen außerdem in verschiedensten Produktionskontexten, von Amateurprojekten bis zu professionellen Projekten. Um den verschiedenen Produktionsbedingungen nachzuspüren, sind in Zukunft auch Beiträge über bestimmte Akteure geplant. Insgesamt soll die Dokumentation durch ein überarbeitetes Analyseraster weiter systematisiert werden, um die verschiedenen Aspekte in Zukunft umfassender darzustellen und die Serien untereinander besser vergleichen zu können.
Internationale Entwicklungen und intermediale Grenzbereiche
Im Titel WebserienBlog: Webserien, Online-Serien, Webisodes, Websoaps und Mobisodes in Deutschland wird deutlich, dass es im Kern um die möglichst vollständige Dokumentation der deutschsprachigen Angebotslandschaft geht. Doch für die genaue Verortung der Erzählform Webserie sind auch internationale (insbesondere US-amerikanische) Produktionen wichtig und Phänomene, die in den Randbereich der Arbeitsdefinition fallen. Dazu zählen insbesondere Eigenproduktionen von Video-on-Demand-Anbietern wie Netflix, etwa die prominenten Beispiele House of Cards und Orange is the New Black (beide seit 2013). Sie wurden zwar für die Erstverwertung im Internet produziert, schließen formal jedoch insgesamt stärker an die Erzählformen der US-amerikanischen „Qualitätsserien“ an und werden als solche auch bei den Primetime Emmy Awards berücksichtigt. Um der wachsenden Bedeutung von Internetakteuren wie Netflix, Hulu oder Yahoo Screen Rechnung zu tragen, sind derzeit auch exemplarische Beiträge zu solchen Produktionen im Entstehen. Darüber hinaus sollen zukünftig nicht nur Anknüpfungspunkte zu dokumentarischen Web-Formaten im Auge behalten werden, sondern auch hybride Formen wie The Wolf Among Us (seit 2013) oder The Walking Dead: The Game (seit 2012), die die Grenzen zwischen Computerspiel und Webserie immer weiter aufbrechen.
Die Redaktion des WebserienBlog besteht derzeit aus: Markus Kuhn, Sebastian Armbrust, Andreas Veits, David Ziegenhagen, Lisa Schachtschneider, Roland Cremerius und Chantal Fernandès.
Literaturverweis: Kuhn, Markus (2012): „Zwischen Kunst, Kommerz und Lokalkolorit: Der Einfluss der Medienumgebung auf die narrative Struktur von Webserien und Ansätze zu einer Klassifizierung“, in: Nünning, Ansgar/Rupp, Jan/Hagelmoser, Rebecca/Meyer, Jonas Ivo (Hrsg.): Narrative Genres im Internet. Theoretische Bezugsrahmen, Mediengattungstypologie und Funktionen. Trier: WVT, S. 51–92.
Sebastian Armbrust
Ausblick
Wie gewohnt werfen wir abschließend einen Blick auf bevorstehende Veranstaltungen des Wintersemesters. Hierzu zählt etwa die Verleihung des Roland Faelske-Preises 2014 für Comic und Animationsfilm, die von Markus Kuhn, Astrid Böger und der Arbeitsstelle für Graphische Literatur (ArGL) organisiert wird und mit einem Gastvortrag von FAZ-Redakteur Andreas Platthaus am 7. November 2014 stattfindet.
Hier erfahren Sie mehr über die für das Wintersemester 2014/15 geplanten Veranstaltungen.
Ankündigungen
Kommende Tagungen und Workshops
- Gegenöffentlichkeit! Neue Wege im Dokumentarischen. 27. Internationaler Filmhistorischer Kongress. Gästehaus der Universität Hamburg. 20.–22.11.2014. Organisation/Konzeption: Thomas Weber (in Kooperation mit Hans-Michael Bock, Kay Hoffmann, Erika Wottrich, Swenja Schiemann, Karl Griep, Ursula von Keitz, Christian Lehmann-Feddersen, Johannes Roschlau und Julian Petley). Der Kongress findet statt im Rahmen des cinefest 2014 und in Zusammenarbeit mit dem DFG-Projekt „Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland (1945-2005)“.
- Transnational Audiences and Media Consumption. Tagung des Internationalen Forschungsnetzwerkes „Entangled Media Histories“. Forschungsstelle Geschichte des Rundfunks in Norddeutschland. Universität Hamburg. 25.–28.11.2014. Organisation: Hans-Ulrich Wagner u.a.
- 10. Medienwissenschaftliches Kolloquium des Nordverbunds („Nordkolloquium“). Universität Hamburg. 12.–13.12.2014. Organisation: Irina Scheidgen, Thomas Weber, David Ziegenhagen.
- Neue Vielfalt. Medienpluralität und -konkurrenz in historischer Perspektive. Jahrestagung der DGPuK-Fachgruppe Kommunikationsgeschichte. Forschungsstelle Geschichte des Rundfunks in Norddeutschland, Universität Hamburg. 15.–17.01.2015. Organisation: Hans-Ulrich Wagner u.a.
- Das ist ein Bild! Workshop der AG Medienphilosophie der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM). Warburg-Haus, Hamburg. 12.–13.03.2015. Organisation: Irina Scheidgen, Thomas Weber, David Ziegenhagen.
Gastvorträge
Andreas Platthaus (FAZ): „Das Prinzip der Literaturadaption im Comic“. Gastvortrag im Rahmen der Verleihung des Roland-Faelske-Preises für Comic und Animationsfilm. Universität Hamburg. 07.11.2014. Organisation: Markus Kuhn (in Kooperation mit Astrid Böger, Arbeitsstelle für Graphische Literatur).
Tilmann Köppe (Universität Göttingen) zu Gast im Erzähltheoretischen Kolloquium. Universität Hamburg. 15.01.2015. Organisation: Markus Kuhn.
Stephanie Neu und Daniela Kopf (Universität Mannheim) zu Gast im Erzähltheoretischen Kolloquium. 22.01.2015. Organisation: Markus Kuhn.
Ringvorlesungen
- Medienkulturen des Dokumentarischen (Teil 2) – Hamburger Gespräche zur Transformation der Medienkultur. Universität Hamburg, WiSe 2014/15. Koordination: Thomas Weber und Carsten Heinze.
Andere Veranstaltungen
- Veranstaltungsreihe Forum: Das ist Film. Koordination: Maike Sarah Reinerth. Universität Hamburg, WiSe 2014/15.