Sprache und Literatur
„Nacht des Wissens“ 7.11.2015Niederdeutsche Abteilung präsentiert sich
7. November 2015, von Webredaktion NdSL

Foto: Institut für Germanistik
Die Niederdeutsche Abteilung hat bislang keine „Nacht des Wissens“ ausgelassen, um dort die unterschiedlichen Projekten der Abteilung verständlich und attraktiv zu präsentieren.
Auch auf der diesjährige „Nacht des Wissens“ am 7. November 2015 erhielten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Niederdeutschen Abteilung an ihren Ständen im Foyer des Hauptgebäudes der Universität (Edmund-Siemers-Allee 1) durch die zahlreichen Besucher ausnahmslos positive bis begeisterte Rückmeldungen.
Verbunden wurden die einzelnen Projekte durch eine Hamburgisch-Rallye.
Unter dem Motto „Kultur und Platt, für jeden wat!“ konnten die Besucher in einer Mitmach-Aktion Wissenswertes über Hamburg, das Hamburgische sowie über die Forschungen der niederdeutschen Abteilung erfahren. Wer alle Fragen richtig beantwortet hatte, erhielt eine „süße Anerkennung“ und darf sich fortan „Hamburgisch-Experte“ nennen.
Konnte man sich am Stand des Mittelniederdeutschen Wörterbuches allgemein auf Spur der Sprachgeschichte in Norddeutschland zur Hansezeit begeben, so bot das Referenzkorpus Mittelniederdeutsch/Niederrheinisch einen Einblick in die Sprach- und Textkultur des niederdeutschen und niederrheinischen Raums von 1200 bis 1650. Unter Anleitung konnte die Besucher Texte dieser Zeit entziffern und einen kleinen Einblick in die vielfältige Tätigkeit der Sprachwissenschaftler erhalten.
Seine Kenntnisse über das Plattdeutschen, wie es in neuerer Zeit in Hamburg gesprochen wird, konnte man an zwei weiteren Ständen testen: Galt es im Rahmen des Projektes „Plattdeutsch in Hamburg“ typische regionale Hamburger Sprachformen in gesprochenen Texten zu erkennen, so ging es am Stand vom Hamburgischen Wörterbuch mehr um die Bedeutungen einzelner Wörter. Dort erfuhr man etwa, dass mit dem Wort „Böönhaas“ (wörtlich übersetzt: ‚Dachbodenhase‘) scherzhaft die ‚Katze‘ benannt wird und das im übertragenden Sinne damit früher auch ‚unzünftige Handwerker‘ bezeichnet wurden, die ihre verbotene Arbeit oft auf Dachböden ausübten und sich der Verfolgung durch die Ordnungskräfte mittels Flucht über die Böden – flink wie eine Katze oder ein Hase –entzogen.
Auch der Blick in das fünfbändige Hamburgische Wörterbuch konnte Fragen von Besuchern beantworten, die diese bislang selbst durch Internetsuche nicht hatten klären können. So konnte beispielsweise eine Anwohnerin der in Hamburg-Wilhelmsburg liegenden Straße „Ilenbuller“ nun endlich auf der Nacht des Wissens die Herkunft dieses Straßennamens erfahren: Als „Ilen“ werden im Plattdeutschen die ‚Blutegel‘ bezeichnet und „Buller“ ist der plattdeutsche Ausdruck für ‚sumpfiges, noch nicht ganz verlandetes Marschland‘, auf dem „Buller“ (die Bezeichnung für eine grobe Schilfart) wächst.
Wer über die bei der Hamburgisch-Rallye gewonnenen Erkenntnisse hinaus gern noch einen kompakten Gang durch die Sprachgeschichte des Niederdeutschen vom späten Mittelalter bis heute erleben wollte, war bei dem Vortrag von Frau Professor Ingrid Schröder richtig, die unter dem Titel „Niederdeutsch: Zwischen internationaler Geschäftssprache und erinnertem Dialekt“ den Sprachwandel und die veränderte Verwendung des Niederdeutschen in den zurückliegenden ca. 600 Jahren Revue passieren ließ.