Aktuelle Promotionsprojekte
Ernesto Abundis: Das literarische Porträt (Fraktaltheorie) von Arturo Belano in Roberto Bolaño
Forschungsschwerpunkte: Fraktale, literarisches Porträt, lateinamerikanische Literatur, Postmoderne, Arturo Belano, Roberto Bolaño
Titel des Promotionsprojekts: Das literarische Porträt (Fraktaltheorie) von Arturo Belano in Roberto Bolaño
Status: laufend
Abstract:
Roberto Bolaño (Santiago de Chile, 28.04.1953 - Barcelona, 15.07.2003) war ein chilenischer Erzähler und Dichter. Seine ständige Suche nach einer Literatur, einer Welt, einem Universum, das seinen eigenen Regeln unterliegt, ist ein Kennzeichen seiner Arbeit. Der Grund für diese Forschung besteht darin, eine theoretische Studie über den Charakter von Arturo Belano zu liefern, die für die bolañische Erzählung von wesentlicher Bedeutung ist und durch die die verschiedenen existierenden Erzählungen innerhalb des Werks selbst wie ein Ariadnefaden verbunden werden können. Der Faden ist die Theorie der Fraktale als ein Gebiet, in das Geschichten, Themen, Charaktere, Erinnerungen durch eine bestimmte Struktur integriert sind, die das Universum seiner Arbeit ausmacht.
Ich entwarf drei Begriffe von Mandelbrots Theorie der Fraktale (Mathematik), die ich an die Literaturtheorie anpasste: Der erste ist das Mikrofraktal, das zur Bezeichnung einer rhetorischen Figur (oder eines sprachlichen Fragments) dient, deren wiederholtes Auftreten in seiner Menge über das gesamte Werk hinaus ein fraktales Muster erkennbar werden lässt (natürliches Fraktal). Mikrofraktale sind einzelne Sätze, Fragmente oder Folgen von Sätzen, die, sobald ihre Konstruktion zusammen ausgeführt wird, zu einem fraktalen oder natürlichen fraktalen Muster führen. Der zweite Begriff ist natürliches Fraktal, das die Vereinigung von Mikrofraktalen darstellt. Der dritte Begriff ist die effektive Dimension, die von der symbolischen Beziehung zwischen der Projektion des Objekts und seiner realen Dimension spricht.
Betreuung: Prof. Dr. Markus Klaus Schäffauer (Universität Hamburg)
Kontakt-Daten: abundis.ernesto"AT"gmx.net
Ulrike Bühler: À la recherche du temps perdu: Marcel Prousts „écriture“ des Alter(n)s und ihr Bezug zur Dekadenz
Forschungsschwerpunkte: Alter(n) im medizinischen und philosophisch-literarischen Kontext (Schwerpunkt: Frankreich 19. und frühes 20. Jahrhundert), Henri Bergson und der élan vital, Dekadenz, Fin de Siècle
Titel der Arbeit: À la recherche du temps perdu: Marcel Prousts „écriture“ des Alter(n)s und ihr Bezug
zur Dekadenz
Status: laufend
Abstract:
À la recherche du temps, Prousts Werk über Zeit und Gedächtnis, stellt auch die Frage nach dem Alter(n). Die Frage, welche auch diejenige nach der Altersstruktur der Familie miteinschließt, ob das Kind in Combray wie auch der im Laufe von Prousts À la recherche du temps perdu zum Jugendlichen und zum Erwachsenen herangereifte und schließlich etwas angejahrte Marcel von ihrem Habitus her nicht grundsätzlich zu alt erscheinen, sowie die Mehrzahl der in Erzählsequenzen ungleich kürzer gehaltenen Diskurse des zum Erzähler gewordenen Protagonisten, die in dem Werk auf das Alte(r)n Bezug nehmen, wurden von der Forschung bisher kaum oder gar nicht eigenständig behandelt. Ebenso verhält es sich mit der hieraus hervorgehenden Frage, inwieweit die Erzählperspektive eine écriture des Alters hervorbringt, die zugleich auf die sich an dem in der Zeit weit Fortgeschrittenen labende décadence referiert.
Da sich die Familie der Recherche mit Marcel erschöpft und sich das Kind Marcel ohne Spielgefährten nur in der Gesellschaft der vorherigen Generationen bewegt, ist das Ziel dieser Dissertation, herauszuarbeiten, dass nicht nur einzelne Episoden, Figuren oder Bände der Recherche das Thema Alter(n) behandeln, sondern diese per se eine écriture des Alter(n)s darstellt, die zugleich, indem sie
das Alte und das nicht-Vitale ausschöpft, auf die Dekadenz verweist.
Betreuung: Prof. Dr. Marc Föcking
Kontakt-Daten: buehler.ulrike23"AT"gmail.com
Zuordnung: freie Dissertation
Giulia Cerullo: The causativization of verbs of motion in Italian and Romance
Forschungsschwerpunkte: event structure, verb classes, split intransitivity, verbal semantics, generative syntax, language variation, language change
Titel des Promotionsprojektes: The causativization of verbs of motion in Italian and Romance
Status: laufend
Abstract:
The phenomenon of split intransitivity as illustrated in Burzio’s generalization (Burzio 1986) and by several other authors is made visible by auxiliary selection in Standard Italian and among Italian dialects. The assumptions contained in most event-structure theories, starting from theta-roles throughout Linking-Rule and minimalistic models, predict that so-called unaccusative verbs do not assign nominative case, thus ruling out an agent or causer. Data from spoken Italian as well as dialectal varieties have shown that transitive active uses of unaccusative verbs of motion are possible (as in “esco il cane”, lit. “I go out the dog”, meaning “I take the dog out”), and that even some more complex passive constructions deriving from these structures can be found. Crosslinguistic comparison with French, Catalan (Pineda 2018) and Spanish (Lara Bermejo 2020; Jiménez-Fernández&Tubino 2019) varieties shows the same results, with different degrees of acceptability and variation, while the same constructions are scarcely attested in European and Brazilian Portuguese. This work aims at analysing how and when these structures emerged, why they are more attested or more broadly accepted in some varieties (most of all in Southern Italian dialects) than in others, which motion verbs allow causativization and under which constraints. This investigation requires a thorough theoretical examination of the basic concepts regarding causativity, agentivity and transitivity (Hopper&Thomson 1980; Haspelmath 1993), an analysis of the transition from Late Latin to Romance in what affected the verbal system (Hoffmann 2016), as well as a profound reflection about the role of event structure, roots and templatic meaning within the interaction between syntax and semantics (Borer 2015; Ramchand 2016; Beavers&Koontz-Garboden 2020). A comprehensive study involving speakers from different Italian regions is also implemented in the project in order to determine the degree of acceptability of different constructions involving transitive unaccusative verbs of motion depending on age, region and language variation.
Beavers, J., Koontz-Garboden, A. (2020). The roots of verbal meaning, Oxford University Press.
Borer, H. (2015). The Category of Roots. Alexiadou, Borer and Schaffer (eds).
Burzio, L. (1986). Italian Syntax. Dordrecht, Holland: D. Reidel Publishing Company.
Haspelmath, M. (1993). More on the typology of inchoative/causative verb alternations, In: Comrie, B., Polinsky, M., Causatives and Transitivity. Amsterdam: John Benjamin’s Publishing Company. 87-120.
Hopper, P.J. & Thompson, S. A.. (1980). Transitivity in Grammar and Discourse. In: Language, Vol. 56, N. 2, 251-299.
Jiménez-Fernández, A. & Tubino, M.(2019). Causativity in Southern Peninsular Spanish. In: Gallego, A., The syntactic variation of Spanish dialects, Oxford: Oxford University Press. 181-217.
Lara Bermejo, V. (2020). Construcciones causativas y labilidad en español. Berlin, Boston: De Gruyter.
Pineda, A. (2018) Causativization of verbs of directed motion in Romance languages. In: Repetti L., Ordóñez F. (Eds.), Romance Languages and Linguistic Theory 14. Selected papers from the 46th Linguistic Symposium on Romance Languages (LSRL), Stony Brook, NY. 245-262.
Ramchand, G. (2006). Verb Meaning and the Lexicon: A First Phase Syntax. Cambridge: Cambridge University Press.
Betreuung: Prof. Dr. Susann Fischer
Kontakt-Daten: giulia.cerullo"AT"uni-hamburg.de
Rahel Clarke: Die Verhandlung von (Post-)Adoleszenz in franco-kamerunischen Romanen der Gegenwart
Forschungsschwerpunkte: Postkoloniale Studien; französischsprachige Literatur Subsahara-Afrikas; Identität, Alterität und Hybridität; Adoleszenz im Kontext postkolonialer Gesellschaften
Titel des Promotionsprojekts: Die Verhandlung von (Post-)Adoleszenz in französischsprachigen kamerunischen Romanen der Gegenwart
Status: laufend
Abstract
Jugendliche zwischen Vergangenheitsbewältigung, Zukunftshoffnung und Gegenwartskonflikten.
In zwei sehr unterschiedlichen Trilogien franco-kamerunischer Autoren stehen jeweils junge Menschen im Mittelpunkt. Diese Dissertation untersucht einerseits, welche Bilder von Adoleszenz entworfen werden, mit welchen gesellschaftlichen Herausforderungen die Protagonisten konfrontiert werden und schließlich auch, welche Bewältigungsstrategien ihnen zugeschrieben werden.
Das Erkenntnisinteresse des vorliegenden Dissertationsprojektes liegt zum einen in der literarisch-ästhetischen Verhandlung eines wenig erforschten Themas. Zum anderen geht es darum, den inhaltlichen Fragen nachzuspüren, die die AutorInnen beim Schreiben über ihre jungen Protagonisten bewegt haben. Heranwachsende repräsentieren wie keine andere Menschengruppe die Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Gegenwart: sie verfügen einerseits über genügend Lebenszeit, um eine individuelle Vergangenheit durchlebt zu haben und auch mit der größeren Vergangenheit ihrer Familie, ihres Volkes, ihrer Kultur in Berührung gekommen zu sein. Gleichzeitig stehen sie in ihren Entscheidungen an bedeutenden Weggabelungen, an denen sich nicht nur die Richtung ihres eigenen Lebensweges entscheidet, sondern auch die Gestaltung der Gesellschaft, in der sie zukünftig leben werden. Zu dieser Position zwischen Vergangenheit und Zukunft kommt die Konfrontation mit der Realität der Gegenwart, die in dem Kontext postkolonialer Gesellschaften Subsahara-Afrikas komplex und konfliktreich ist, sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene.
Betreuung:
Prof. Dr. Silke Segler-Meßner
Kontakt-Daten:
rahel-maria.zerger@studium.uni-hamburg.de
Zuordnung/Förderung:
Stipendium der Stiftung der Deutschen Wirtschaft
Berfu Erdogan: Die Apotheose der Kunst – Marcel Proust und der Ästhetizismus
Forschungsschwerpunkte: Literatur und Ästhetik im französischen 19. und 20. Jahrhundert
Titel des Promotionsprojekts: Die Apotheose der Kunst – Marcel Proust und der Ästhetizismus
Status: laufend
Abstract:
Neben der Erinnerungsthematik steht in Marcel Prousts À la recherche du temps perdu (1913-1927) vor allem die Rolle der Kunst im Zentrum. Sie dient sowohl als Medium, Emotionen und psychologische Zustände der Figuren zu fixieren, als auch zur Verschönerung der histoire. Doch wird der Kunst immer mehr die Fähigkeit zugesprochen, die Realitätswahrnehmung und die Gefühle der Menschen bestimmen, ihre Handlungen manipulieren, ihnen sogar das Leben nehmen zu können. Während der Leser in erster Linie den großzügigen Fundus an Kunstwerken als ästhetische Komponente der Erzählung wahrnimmt, kristallisiert sich eine Idealisierung der Kunstdisziplinen Literatur, Malerei, Theater, Musik und sogar der Kochkunst heraus, die auf eine „Kunstreligion“ des Erzählers deuten lässt.
Betreuung: Prof. Dr. Marc Föcking, Prof. Dr. Martin Neumann
Kontakt-Daten: berfu.erdogan"AT"uni-hamburg.de
Zuordnung/Förderung: Doktorandenkolleg Geisteswissenschaften, Graduiertenschule Geisteswissenschaften
Sonstiges: DoktorandInnenvertretung Graduiertenschule Geisteswissenschaften, Universität Hamburg
Lisa Figura: Dative Experiencer Psych Verbs in (Old) French
Forschungsschwerpunkte:
• Syntax und Syntax-Schnittstellen
• Bilingualismus und Spracherwerb
• Sprachwandel generativ
• Sprachkontakt
• Judenspanisch
• Korpuslinguistik
Titel des Promotionsprojektes: Dative Experiencer Psych Verbs in (Old) French
Status: laufend
Abstract:
Psych Verbs (PV) are verbs that express mental or emotional concepts and have an argument bearing the theta role Experiencer. PV represent a phenomenon that has been discussed for decades (cf. Hirsch 2018 for an overview) as they are a heterogeneous verb class with an unstable argument structure and different syntactic constructions. There are large differences within the (Romance) languages, synchronically as well as diachronically. According to Belletti/Rizzi (1988), the Dative Experiencer Psych Verbs (Dat.Exp.PV) form one of three classes of PV. This class is characterised by the fact that the dative objects can occupy a preverbal position. This non-canonical use is possible in Latin and some Romance Languages, e.g. in Spanish, as in (1):
(1) A Ana le gusta el chocolate.
DAT.EXP CL.DAT like.3SG the chocolate
“Anna likes chocolate.“
In Old French, the preverbal Dat.Exp can also be found (cf. Mathieu 2006: 2), as in (2):
(2) Et bien set qu’ a sa mere plest que […]
And well know.3SG that DAT.EXP like.3SG
“And she knows well that it is her mother's will that […]”
In Modern French, this structure is ungrammatical: the Dat.Exp can occupy the preverbal position only by topicalisation or dislocation with doubling (cf. Fischer 2019), as in (3):
(3) A Marie, la musique classique lui plaît.
DAT.EXP the music classic PRN.DAT like.3SG
“Marie likes classic music.“
In Old French, however, the non-canonical use of Dat.Exp.PV is common (cf. Mathieu 2006), which raises the question why it has disappeared.
My dissertation opens a new perspective in the debate on Dat.Exp.PV linking language change to principles of language acquisition. My hypothesis is twofold, assuming two parallel developments of Dat.Exp.PV that together lead to its gradual loss – with a few exceptions where the Experiencer is grammaticalised in object position. The first part of my hypothesis is based on markedness in terms of structural complexity: it is assumed that the structure of Dat.Exp.PV is more complex than non-PV verb classes and not acquired easily. The second part of my hypothesis is based on computational efficiency and the assumption that during first language acquisition, rules and exceptions are organised to optimise linguistic processing. Assuming the Tolerance Principle (cf. Yang 2016), a tool from language acquisition research, it is argued that positioning Dat.Exp preverbally has not been acquired as a productive rule due to the amount of exceptions to this rule.
One the one hand, it is argued that the Old French PV did not undergo the expected developments towards intransitivity and stativity, which are generally considered to be the properties of less marked argument and event structures (cf. Van Gelderen 2014, 2019; Batllori et al. 2019). Preverbal Dat.Exp can be regarded as a marked input because of the irregular theta-role mapping (cf. Scontras et al. 2015). Language acquisition research shows that marked options are acquired later (cf. Roberts 2007, among others) and Schmitz (2006) argues that dative case is more difficult to be acquired than other cases. On the other hand, I will show that the fixation of French word order from OV to VO during the 12th century led to a low frequency of Dat.Exp in subject position. The Old French two case system might have favoured this: the ancient language system, resembling the one of ergative languages, marks the subject morphologically. From a typological point of view, it is oriented towards the object because accusative object is morphologically unmarked (cf. Bauer 2000). I will argue that these circumstances are the reason why Dat.Exp grammaticalised in object position. This process will be explained by referring to the Tolerance Principle which has already been applied to Middle English PV and their argument structure (cf. Trips/Rainsford 2022). I will suggest that Old French language learners could not maintain a productive rule which provided a preverbal and a postverbal position for Dat.Exp. Since preverbal Dat.Exp were not as frequent in the PLD as postverbal Dat.Exp, the learners hypothesised as the productive rule for Dat.Exp only the postverbal position.
These hypotheses will be tested by examining two Old French corpora (MCVF-PPCHF and the Nouveau Corpus d’Amsterdam). Frequencies of both preverbal and postverbal Dat.Exp will be gathered and their argument and event structure will be analysed.
Betreuung: Prof. Dr. Susann Fischer (Universität Hamburg), Prof. Dr. Achim Stein (Universität Stuttgart)
Kontakt-Daten: lisa.figura"AT"uni-hamburg.de
Zuordnung/Förderung: Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Hamburg
Anna-Lena Glesinski: Der Ecological Turn des 21. Jahrhunderts. Eine ökokritische Analyse zeitgenössischer lateinamerikanischer Literatur
Forschungsschwerpunkte: Ökologie und Literatur, postkoloniale Ökokritik, mexikanische Literatur, indigene Literatur aus Mexiko und Brasilien, Diskursanalyse
Titel des Promotionsprojekts: Der Ecological Turn des 21. Jahrhunderts. Eine ökokritische Analyse zeitgenössischer lateinamerikanischer Literatur
Status: laufend
Abstract:
Ohne die Natur hat der Mensch keinen Raum, in dem er existieren kann, daher muss das menschliche Subjekt immer im direkten Zusammenhang mit ihr gedacht werden. Wie nach dem Postcolonial Turn die subalternen Subjekte eine Stimme und Präsenz im gesellschaftlichen Diskurs bekamen, muss im Weltverständnis des 21. Jahrhunderts die Artikulation der Natur in den menschlichen Diskurs einbezogen werden. Wir schauen heute nicht mehr nur auf das Problem des Postkolonialismus oder Neokolonialismus, sondern durch die postkoloniale Linse. Mein Ziel ist es die ökologische Linse zu beschreiben.
Das Promotionsvorhaben widmet sich der Verortung der ökologischen Wende in Gesellschaft, Literatur und Literaturwissenschaft. Ausgehend von Doris Bachmann-Medicks Definition von Cultural Turns (2006) wird herausgearbeitet wie Schreiben und Sehen in der Beziehung zwischen Natur und Mensch im 21. Jahrhundert funktionieren. Nachdem sich der ökokritische Diskurs sich anfänglich auf die inhaltlich-referentielle Analyse fiktionaler narrativer Prosaliteratur beschränkte, fand mithin auch die Analyse poetologischer Aspekte auf der Ebene des narrativen Diskurses Eingang. So können Lebensprozesse und Diskurselemente, die den Text selbst organisieren sichtbar gemacht werden. In der erzählerischen Vermittlung von Subjektaussagen werden außerliterarische Kommunikationsstrukturen verarbeitet und ein spezifisches Aussagefeld entfaltet.
Um der Vielfalt der lateinamerikanischen Literatur gerecht zu werden und die ökologische Wende multiperspektivisch analysieren zu können, soll sich die Untersuchung auf Autor*innen mit unterschiedlichem regionalen und kulturellen Hintergrund beziehen. Hierbei werden erzählerische Raumkonzeptionen (z.B. Zwischenraum, Heterotopie, Utopie, Dystopie), Chronotopoi indigener Kosmovision sowie deren Artikulationen (Stimme, multisensorische Wahrnehmung) und geschlechterspezifische Verhältnisse Schwerpunkte der Analyse sein. Die Werke sollen auf allen Ebenen der Textkonstitution untersucht werden.
Betreuung: Prof. Dr. Inke Gunia
Kontakt-Daten: anna-lena.glesinski"AT"studium.uni-hamburg.de ; lena.glesinski"AT"posteo.de
Zuordnung/Förderung: Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung (2016-2019)
Gisela Kölln: Vernunft und Vernunftkritik im französischen Briefroman des ausgehenden 18. Jahrhunderts
Forschungsschwerpunkte: Aufklärung des 18. Jahrhundert, Industrialisierung und Romantik des 19. Jahrhunderts
Titel des Promotionsprojekts: Vernunft und Vernunftkritik im französischen Briefroman des ausgehenden 18. Jahrhunderts
Status: laufend
Abstract:
Eine allgemeine Verunsicherung machte sich im ausgehenden 18. Jahrhunderts breit, da sich polarisierend Vernunft und Glaube gegenüberstanden. Der Einzelne wurde eingeladen, sich neuen bzw. veränderten Werten anzuschließen, was letztendlich in der Revolution von 1789 mündete. Die von Diderot und d’Alembert herausgegebene Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, deren erster Band 1751 erschien, war Grundlage eines neuen Denkens. Das Infragestellen der alten Werte führte zu Konflikten mit Staat, Kirche und Gesellschaft schlechthin und hinterließ auch Spuren in den zur damaligen Zeit als Modegattung verbreiteten und oft anonym veröffentlichten Briefromanen, die die versteckten „Messages“ transportierten. Es ist daher vonnöten, die verschiedenen Definitionen von Vernunft an weiteren zeitgenössischen Enzyklopädien zu untersuchen, um daraus eine Reihe von Fragestellungen ableiten zu können, wie beispielsweise: Welche Spielarten von „Vernunft“ (göttliche, natürliche, gesellschaftliche) werden diskutiert und wie verhalten sich diese zueinander? Wie verhalten sich Vernunft und Freiheit zueinander? Sind der Vernunft Grenzen gesetzt, und wodurch? Gibt es Zweifel an der Vernunft, wie sie sich im Titel des Briefromans von Philipp-Louis Gérard (genannt abbé Gérard) Le Comte de Valmont, ou les Égarements de la Raison (1774) andeutet. Gibt es verfehlte Anwendungen von Vernunft, wie in den amoralischen Manipulationen der Rationalisten Vicomte de Valmont und Marquise de Merteuil in Choderlos de Laclos‘ Les liaisons dangereuses (1782). Gerade der Name der Protagonisten Gérards und Laclos‘ - Valmont – scheint namensrealistisch eine Art Kristallisationspunkt von Dunkelheit (val) und Licht (mont) zu kreieren, der mit der Problematik der Lichtmetaphorik der Aufklärung zwischen ‚lumière‘ und ‚ombre‘ operiert. Gérard baut das geradezu zum Weg aus den ‚égarements‘ zum ‚lumière‘ aus, wobei letzteres nun aber das göttliche Licht meint (‚veritable lumière‘).
Betreuung: Prof. Dr. Marc Föcking
Kontakt-Daten: giselakoelln@web.de(gisela.koelln"AT"studium.uni-hamburg.de)
Zuordnung: freie Dissertation
María Müller: Representaciones de la intersexualidad en el cine y la novela de principios del siglo XXI en el ámbito hispanohablante
Forschungsschwerpunkte: Erinnerungsräume der spanischsprachigen Erzählliteratur, raumbezogene Textanalyse, mexikanische Literatur, Geschlechterdiskurse und literarische Identitätsentwürfe
Titel der Arbeit: Representaciones de la intersexualidad en el cine y la novela de principios del siglo XXI en el ámbito hispanohablante
Status: laufend
Abstract: Mit dem Wort intersexuell werden Personen bezeichnet, die bei der Geburt nicht eindeutig als männlich oder weiblich identifiziert werden können, sowie Menschen, bei denen Genotyp und Fenotyp nicht übereinstimmen. Für die biomedizinische Wissenschaft stellt die Intersexualität eine besondere Herausforderung dar, weil sie die dichotomischen Geschlechtskategorien
überschreitet, in welche sämtliche menschliche Körper passen sollen. Um die Binarität zu erhalten, hat die Medizin ein komplexes Pathologisierungssystem entwickelt, das es ermöglicht, intergeschlechtliche Körper durch Medikalisierung zu kontrollieren. In den
westlichen Gesellschaften wird über Intersexualität überwiegend in den professionellen Fachwerken gesprochen und die mangelnde Aufklärung der Bevölkerung aus medizinischer Sicht mit dem Schutz der Betroffenen begründet, was dazu führt, dass intersexuelle
Menschen eine oft unbekannte und ignorierte Minderheit darstellen. Diese Unsichtbarkeit des intersexuellen Kollektivs spiegelt sich auch in der Knappheit der fiktiven Produktionen des spanischsprachigen Raums im Bezug auf dieses Thema wider. Da die gesellschaftliche
Relevanz einer Gruppe sich auch über die Kunst manifestiert, ist es von besonderer Bedeutung, dass in einigen Filmen und Romanen die Belange intersexueller Menschen bewusst thematisiert und Diskussionen auf sozialer Ebene angeregt werden, die einen Beitrag zu gesellschaftlichen Transformationen leisten können.
Die von den Analysen zur Intersexualität aufgeworfenen Fragestellungen schlagen historische, erkenntnistheoretische und philosophische Diskussionen über die Konstruktion von Prozessen der Pathologisierung vor, welche von den Gender Studies und der Queer- Theorie aufgegriffen und vertieft werden.
Das Promotionsvorhaben ist eine literatur- und kulturwissenschaftliche Analyse der Darstellung der Intersexualität in Filmen und Romanen des 21. Jahrhunderts im spanischsprachigen Raum. Diese zielt darauf ab, die Primärwerke unter Berücksichtigung von Gender Studies und Queer-Theorie als kritische Werkzeuge der Subversion und Dekonstruktion der Gender- und Geschlechtskategorien zu untersuchen.
Betreuung: Prof. Dr. Inke Gunia
Kontakt-Daten: maria.mueller-1"AT"studium.uni-hamburg.de ; maria.mueller2017"AT"gmx.de
Zuordnung: freie Dissertation
Ana María Orjuela-Acosta: La minificción: un género literario
La investigación se centra en: minificción, literatura transmedial, teorías de la interpretación, géneros literarios, literatura latinoamericana siglos XX-XXI, vanguardias.
Título del proyecto de doctorado: La minificción: un género literario
Estado: en curso
Resumen:
El presente proyecto de investigación propone un estudio de la minificción como género literario. Si bien esta discusión lleva años, existen aún diversas perspectivas en confrontación que vale la pena sistematizar y poner en contexto. La idea es, pues, recoger los diversos aportes, sistematizar dichas perspectivas y, con base en ese análisis y en el estudio propio de la escritura breve en términos de su desarrollo y evolución, fundamentar por qué la minificción merece la categorización de género literario independiente. Para llevar a cabo este propósito, propongo un análisis desde tres aspectos básicos: el estudio de un corpus (la presencia histórica y sistemática de este tipo de creaciones en el tiempo); el análisis de mecanismos significantes en dichas creaciones (esto es, mecanismos de tipo estructural y semántico en tanto su diferenciación de otros géneros literarios), y el estudio de su recepción (la modificación de paradigmas narrativos y la desarticulación de la trama como elemento que demanda la inteligencia narrativa –e interpretativa– del lector).
Supervisión:
Prof. Dr. Inke Gunia (Universidad de Hamburgo)
Prof. Dr. Lauro Zavala (Universidad Autónoma Metropolitana-Xochimilco)
Datos de contacto: orjuela.am"AT"gmail.com; ana.maria.orjuela.acosta"AT"studium.uni-hamburg.de
Cesión/financiación: Beca DAAD-Colfuturo.
Valentina Pérez Llosa: Women’s Post-conflict Struggle in Peru: Ruptures and Continuities in Cinematic Representations of Sexual Violence (2001–2020)
Forschungsschwerpunkte: Gender studies, Film studies, Memory studies, Peruvian cinema
Titel des Promotionsprojekts: Women’s Post-conflict Struggle in Peru: Ruptures and Continuities in Cinematic Representations of Sexual Violence (2001–2020)
Status: laufend
Abstract:
This research project examines fiction films released in Lima in the twenty years since Peru’s internal armed conflict (1980-2000), to understand how a post-conflict society uses this cinematic production to deal with an ongoing legacy of sexual violence. The central goal is to analyze filmic representations of sexual violence and understand how they reproduce, contest and/or interrogate wider discourses about the role of women in Peruvian society as it transitions from conflict to post-conflict society. The hypothesis that guides this project is that sexual violence as it is represented, suggested or veiled in Peruvian films released between 2001 and 2020 can be analyzed as a productive processing of the ruptures and continuities in Peruvian gender relations after the internal armed conflict, allowing for a type of symbolic grief that affects urban post- conflict society’s understanding of the role of women and sexual violence during and after the conflict. Rooted on a theoretical framework based on Latin American Studies, Gender Studies, and Memory Studies, I will acknowledge the need for symbolic expressions that may mediate between the historical or academic knowledge of sexual violence and the creation of a collective memory that communicates the traumatic past without repeating its violence, thus resulting in a type of symbolic grief.
Betreuung: Prof. Dr. Markus Klaus Schäffauer (Universität Hamburg)
Kontakt-Daten: valentina.perez.llosa"AT"studium.uni-hamburg.de
Felipe Salazar: Die Postmoderne in den Tagebüchern von Emilio Renzi: Ricardo Piglia und der autobiografische Text als Metafiktion
Forschungsschwerpunkte: Autobiographisches Schreiben, Postmoderne, die Figur des Autors, Poetik und Tradition in der argentinischen Literatur.
Titel des Promotionsprojektes: Die Postmoderne in den Tagebüchern von Emilio Renzi: Ricardo Piglia und der autobiografische Text als Metafiktion
Status: laufend
Abstract:
Metafiktion ist im späten zwanzigsten und bisher im einundzwanzigsten Jahrhundert eine verbreitete Form des Schreibens von Schriftstellern verschiedener Sprachen, die Texte hervorbringt, in denen die Präsenz des Autors im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bestimmter Teile der Öffentlichkeit und der Literaturkritik steht. Meine Arbeit konzentriert sich auf den Umgang mit der Metafiktion in den Tagebüchern von Emilio Renzi, dem Titel, unter dem der Argentinier Ricardo Piglia (1941-2017) die Transkription von mehr als dreihundert Notizbüchern veröffentlichte, die er seit seiner Jugend geschrieben hatte. Aus der Perspektive der Postmoderne möchte ich das Identitätsproblem analysieren, das sich bei der Verwendung von Pseudonymen stellt, wie die Suche nach einer Poetik des Textes auf die Schaffung einer Autorenfigur gerichtet ist und wie das Autobiographische in einem literarischen Text verändert wird.
Betreuung: Prof. Dr. Inke Gunia (Universität Hamburg)
Kontakt-Daten: felipe.salazar"AT"studium.uni-hamburg.de
Zuordnung/Förderung: Stipendiaten des Stipendienprogramms Colfuturo DAAD
Luis Miguel Varela Herrera: Die transversale Vernunft im dichterischen Werk von Fabián Casas. Lyrische Subjektivität und die erzählte Erfahrung in der postmodernen Moderne.
Forschungsschwerpunkte: Hybridkulturen, Moderne Lateinamerikas, Postmoderne, argentinische zeitgenössische Poesie, Fabian Casas
Titel des Promotionsprojektes: Die transversale Vernunft im dichterischen Werk von Fabián Casas. Lyrische Subjektivität und die erzählte Erfahrung in der postmodernen Moderne.
Status: laufend
Abstract:
In meinem Promotionsvorhaben beschäftige ich mich mit dem Werk des Autors Fabián Casas (Argentinien, 1965). Aus einer narratologischen Perspektive heraus erforsche ich die internen Mechanismen und die Entwicklung des lyrischen Ichs, die erzählte Erfahrung und Hybridität im Werk Casas‘. Berücksichtigung finden hierbei die literaturgeschichtlichen Prozesse, unter denen das besagte Werk entstanden ist.
Fabian Casas, 1965 in Buenos Aires, Argentinien geboren, schreibt Lyrik, Prosa, Essays und ist zudem als Journalist tätig. Er war Mitglied des Redaktionskollektivs der Literaturzeitschrift 18 Whiskys, von der lediglich zwei Ausgaben erschienen sind. Die Zeitschrift fand in den 1990er Jahren einen starken Widerhall in den Literaturkreisen von Buenos Aires. José Villa, Daniel Durand, Laura Wittner, Fabián Casas sowie einige andere gehörten zur ersten Welle von Autoren, die 18 Whiskys prägten und die die Kritiker später zur „Poesie der 90er“ und dem „Argentinischen Objektivismus“ rechneten.
Betreuung: Prof. Dr. Inke Gunia (Universität Hamburg)
Kontakt-Daten: quedaunahuella"AT"gmail.com
Zuordnung/Förderung: Leistungsstipendiat. DAAD-Stibet I-Mitteln des Auswärtigen Amtes (Universität Hamburg).
Anna Larissa Walter: Kindheit(en). Narrative der Shoah in den französischsprachigen Gegenwartsliteraturen
Forschungsschwerpunkte: Narration und Erinnerungskultur, Narratologie, Darstellungen von Kindheit, Erinnerungskulturen der Shoah im französischsprachigen Raum
Titel des Promotionsprojektes: Kindheit(en). Narrative der Shoah in den französischsprachigen Gegenwartsliteraturen
Status: laufend
Abstract:
Ausgehend von der Feststellung, dass sowohl retrospektive Erzählungen über Kindheit, als auch literarische Repräsentationen der Shoah Leerstellen inhärent sind, befasst sich das Dissertationsprojekt mit Vergegenwärtigungen der Shoah im Spiegel der Darstellung von Kindheit. Im Zentrum steht die Frage, inwieweit Erzählen über die Shoah Parallelen zum Erzählen über Kindheit aufweist und ob sich Besonderheiten in der Darstellung ergeben, dort wo es um erinnerte Kindheit(en) im Kontext der Shoah geht. Gegenstand der Untersuchung sind intermedial erzählende Werke aus dem französischsprachigen europäischen Kontext nach 1990 (Frankreich und Belgien) in denen aus der Perspektive der versteckten Kinder, sowie der Kinder und Enkelkinder von Überlebenden die Shoah thematisiert wird.
Betreuung: Prof. Dr. Silke Segler-Meßner
Kontakt-Daten: anna.larissa.walter"AT"uni-hamburg.de
Zuordnung/Förderung:
Sonstiges: ehem. Stipendiatin des interdisziplinären Graduiertenkollegs "Vergegenwärtigungen. Repräsentationen der Shoah in komparatistischer Perspektive"