und Kommunikation
Im Interview: Unsere neue Juniorprofessorin Judith Ellenbürger
9. Mai 2016, von IMK

Foto: J. Ellenbürger
Am 1. Januar 2016 konnten wir mit Judith Ellenbürger unsere neue Juniorprofessorin am Institut begrüßen, die in Hamburg die Juniorprofessur mit den Schwerpunkten Medienanalyse und Medientheorie vertritt – ein guter Anlass, um Frau Ellenbürger in unserem Interview etwas genauer vorzustellen.
Zu Beginn des Jahres konnten wir mit Judith Ellenbürger unsere neue Juniorprofessorin am Institut begrüßen. Frau Ellenbürger war zuvor als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Marburg und Bamberg tätig und wurde 2014 mit einer Dissertation zur Rolle der Arbeit in der Filmkomödie promoviert. In Hamburg tritt sie nun die Juniorprofessur mit den Schwerpunkten Medienanalyse und Medientheorie an – ein guter Anlass, um Frau Ellenbürger etwas genauer vorzustellen.
Frau Ellenbürger, Sie haben Ihre Doktorarbeit über die Rolle der Arbeit in der frühen Filmkomödie geschrieben. Woher stammt Ihr Interesse für dieses Thema?
Judith Ellenbürger (JE): Ich habe im Studium viele Stummfilmkomödien gesehen und finde sie wahnsinnig charmant. Wirklich zum Nachdenken haben sie mich angeregt, weil sie sich am Thema Arbeit wortwörtlich abarbeiten und damit zwei Felder zusammenbringen, die in unserer Kultur eher getrennt voneinander gesehen werden: Arbeit ist schon etymologisch mit Mühsal oder Not verbunden und Komik eben mit Lachen, Freude und Freiheit. Und da die ‚Arbeiter-Clowns‘ mit dem Tonfilm weitgehend von der Leinwand verschwunden sind, hat mich umso mehr interessiert, was an ihrer Performance so attraktiv für die Stummfilmkomödie war.
Welche Filmkomödie hat Sie persönlich am meisten begeistert?
JE: Das ist und bleibt wahrscheinlich Charlie Chaplins Klassiker „Modern Times“, obwohl auch King Vidors „Show People“ eine wunderbare Entdeckung war.
Können Sie trotz all der Forschung denn noch über Komödien und Sitcoms lachen, oder überwiegt der analytische Blick?
JE: Ich lache umso mehr – teils auch aus Freude über den Einfallsreichtum und die Genialität, die es braucht, um Komik zu erzeugen.
Haben Sie – abgesehen von den Komödien – einen Lieblingsfilm oder eine Lieblingsserie?
JE: Nein, mich für einen einzigen Film oder eine einzige Serie zu entscheiden, würde mir arg schwer fallen... Für diesen Moment kann ich vielleicht Wong Kar-Wais „Chungking Express“ und die Serie „Six Feet Under“ nennen.
Welchen Film haben Sie zuletzt im Kino gesehen?
JE: „The Big Short“!
Eine abschließende Frage zu den Filmen: Wenn Ihr eigenes Leben verfilmt würde, welche Rolle würden Sie dort einnehmen?
JE: Ich würde am liebsten hinter der Kamera stehen und als Regisseurin auf mein Leben einwirken.
Nun sind Sie seit kurzem in Hamburg angekommen. Gibt es schon bestimmte Orte in der Stadt, die Ihnen besonders gefallen?
JE: Ohne den Anschein des Morbiden erwecken zu wollen, gefällt es mir auf dem Ohlsdorfer Friedhof ungemein gut. Dort kann man schön spazieren gehen und die Ruhe genießen. Aber auch der Stadtpark, die Alster und natürlich das Abaton rangieren weit oben auf der Liste.
Im vergangenen Wintersemester haben Sie bereits ein Blockseminar im Master-Studiengang Medienwissenschaft veranstaltet. Sie sind außerdem Sprecherin der Kommission Lehre der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM). Was ist Ihnen in der Lehre besonders wichtig?
JE: Eine offene und ungezwungene Diskussionsatmosphäre im Seminar ist mir das Wichtigste, denn daraus entstehen immer die besten Ideen in Bezug auf die Inhalte wie auch auf die Veranstaltungsstruktur. Wenn es richtig gut läuft, können sich so abseits der Sitzungen weitere Projekte zum Thema entwickeln.
Welche Kurse bieten Sie in diesem Sommersemester an?
JE: Das ist zum einen eine Einführungsveranstaltung zur Filmanalyse und zum anderen ein Seminar zu Farbenspielen im Kino.
Neben der Filmkomödie haben Sie sich zuletzt auch mit dem Thema des Geldes aus einer kultur- und medienwissenschaftlichen Perspektive beschäftigt. Woher stammt dieses Interesse?
JE: Auf das Thema des Geldes hat mich der Film „L’eclisse“ von Michelangelo Antonioni gebracht. Beeindruckend daran finde ich, dass die „Krankheit der Gefühle“, die auch in den anderen Filmen der Tetralogie eine wichtige Rolle spielt, hier implizit auf den gesellschaftlichen Umgang mit Geld, auf den Kapitalismus zurückgeführt wird. Und so wirft der Film zunächst die Frage auf, wie sich das Geld als Medium auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirkt, aber dann auch, wie das eigentlich unsichtbare Geld visuell dargestellt wird und auf welche Art und Weise diese Bilder, die immer schon Interpretationen sind, auch unsere Vorstellungen vom Geld prägen.
Als Ausblick: Was wünschen Sie sich persönlich für die kommende Zeit hier am Institut?
JE: Da muss ich schwer nachdenken: Alles, was ich mir vor meinem Start hier hätte wünschen können, ist eingetroffen. Ich fühle mich sehr wohl am Institut und bin einfach nur gespannt auf alles, was kommt.
Und eine wichtige Frage zum Schluss: Kaffee oder Tee?
JE: Auf jeden Fall Tee. Ich habe neben der Schule im Teeladen gearbeitet und liebe den Duft.
Danke für das Gespräch!