Digitales Forschen Lernen 2021
Einblicke in Alltagswelten sozialer Ungleichheit:Digitales Forschen lernen im Kontext der Corona-Pandemie |
Gesamtpublikation (PDF)
Digitale Manifestationen der sozialen Realität und Feldforschung:
Nah dran aus der Ferne?
Die Erfahrungen in der sogenannten Corona-Krise haben die Erkenntnis stark befördert, dass es immer bedeutender wird, digitale Manifestationen der sozialen Realität sowie ihre virtuelle Dimension in der empirischen Forschung zu berücksichtigen. Inspiriert durch das Konzept der Digitalen Ethnographie haben wir dies zum Anlass genommen mit Studierenden im Sinne eines forschenden Lernens Erfahrungen im digitalen Forschen und dem Forschen über das Digitale zu sammeln. Dabei wurde jedoch nicht von vornherein angenommen, dass Forschungsformate, die eine möglichst große Nähe zu den Akteuren im Feld herstellen sollen, um deren lebensweltliche Perspektiven und Handlungslogiken nachvollziehen zu können, im Virtuellen nicht umzusetzen wären. Wir haben untersucht, ob und wie eine ausreichende Nähe zum Feld trotz digitaler Vermittlung desselben erreicht werden kann, um sich Innenperspektiven zu erschließen.
Worum es im Kern ging: Forschen lernen in hybriden und digitalen Formaten
Die teilnehmenden Studierenden sollten sich empirisch fundierte Einblicke in entweder geographisch distante Lebenswelten (in Lateinamerika) oder solche die für die Forschenden sozialräumlich distant sind erschließen (z.B. bei ecuadorianischen Migrant:innen in Hamburg und Umgebung). Dieses konnte sowohl durch rein digitale als auch durch hybride Forschungsformate geschehen. Die Aufgabe bestand darin, unter Anleitung von Lehrenden einen Forschungsprozess von Anfang bis Ende zu gestalten. Die Studierenden sollten eigene Fragestellungen entwerfen, die in ein Gesamtkonzept eingebunden waren, das sich über die digitalen Komponenten ergab, und diese in einem angemessenen Forschungsdesign mit entsprechender Methodenauswahl empirisch bearbeiten. Die praktische Umsetzung sollte die Erhebung empirischen Materials für die eigenen Forschungsprojekte umfassen sowie digitale Forschungskompetenzen vertiefen. Schließlich strebte das Projekt auch ein kooperatives Miteinander der Kommiliton:innen in der Praxis an.
Arbeitsvoraussetzungen und Teilnahmebedingungen
Koordiniert wurde das Projekt durch Inke Gunia (Hispanistische Literaturwissenschaft, Studiengangsleitung LASt) und Gilberto Rescher (Soziologie, Koordination LASt) sowie maßgeblich unterstützt durch Maria Guadalupe Rivera Garay (Soziologie). Den teilnehmenden Studierenden standen die universitären Auslandskooperationen und akademischen Beziehungen der Lateinamerika-Studien im Inland zur Kontaktaufnahme zur Verfügung. Dies erleichterte ihnen den Zugang zu einer ergänzenden inhaltlichen und/oder technischen Beratung. Die Teilnehmenden mussten eingeschriebene Studierende aus den Bachelor- und Masterprogrammen der Universität Hamburg sein und inhaltliche und methodologische Vorkenntnisse mitbringen. Um die Teilnahmebedingungen niedrigschwellig zu halten, wurden grundlegende Kenntnisse über Gesellschaft und Kultur in Lateinamerika und über offene, explorative Forschungsmethoden erwartet. Diese Kenntnisse konnten in verschiedenen Disziplinen erworben worden sein: z.B. in der Geographie, der Geschichte, den Kultur- und den Medienwissenschaften, den Philologien, den Politikwissenschaften oder der Soziologie.
Ein gemeinsames thematisches Dach für individuelle Forschungsprojekte
Die individuellen studentischen Forschungsfragen standen unter einem Themenschirm, der mit der Pandemiesituation und ihren Auswirkungen verknüpft war. An jede:n Teilnehmende:n wurde die Frage gerichtet, welche Verbindungen die Pandemie mit sozialer Ungleichheit hat und welche Rolle dabei Digitalität spielt. Dabei konnte z.B. auch untersucht werden wie eine gesellschaftliche Abwertung bzw. mangelnde Anerkennung von Wissen, Kompetenzen und Kenntnissen desprivilegierter Gruppen (im Sinne von „Systemen des Nichtwissens“, nach Gudrun Lachenmann 1994) diese Situation beeinflusst, so wie dies im Frühsommer 2020 etwa bei Pflegekräften und Erntehelfer:innen sichtbar wurde. Durch die Pandemie zu Tage geförderte, problematische gesellschaftliche Konstruktionen sollten kritisch hinterfragt und insbesondere auch in Hinblick auf ihre digitalen Implikationen analysiert und eingeordnet werden. Mögliche Beispiele dafür konnten sein: die Position von Migrant:innen in prekären Aufenthalts- und Arbeitsverhältnissen in Deutschland, der Einfluss der aktuellen Krise auf ihre Situation und ihre Aneignung des Digitalen angesichts der Pandemie, oder auch die Situation Angehöriger sozial minorisierter Gruppen im Rahmen der Corona-Pandemie in Lateinamerika und deren Strategien für den Umgang mit dieser Krise oder deren breitere Implikationen, die sich zu dem Zeitpunkt von unseren Studierenden nur über digitales Forschen erfassen ließen. Es konnte sich um die Alltagstrategien indigener Dorfgemeinschaften im Umgang mit der Pandemiesituation handeln, dem politische Aktivismus in aktuellen Wahlkämpfen oder die Proteste afro-lateinamerikanischer, indigener Gruppen oder feministischer Bewegungen, wie sie sich derzeit z.B. in Chile, Mexiko und Argentinien Raum schaffen. Es war uns wichtig davon auszugehen, dass Angehörige desprivilegierter Gruppen aus ihren eigenen Wissenssystemen heraus als eigenständige, mit Handlungsmacht ausgestattete soziale Akteure strategisch mit der Pandemie-Situation umgehen.
Die Datenerhebung konnte auf vielerlei Wegen erfolgen: durch die Analyse von Internetforen, von sozialen Netzwerken (wie die in Lateinamerika am häufigsten gebrauchten von Facebook oder Instagram), von Podcasts, von digital vermittelten Interviews oder auch durch die Beobachtung virtueller Kommunikation zum Thema des (Krisen-) Alltags von Informant:innen, sowohl in digitaler als auch hybrider Erhebungsweise.
Auf die Sprünge helfen, mit unserem Lehrkonzept
Bei der Formulierung unseres Lehrkonzeptes konnten wir zum einen auf Erfahrungen zurückgreifen, die wir bereits mit der Organisation und Durchführung von Lehrforschungsreisen nach Lateinamerika gemacht hatten und zum anderen auf ein Seminar, das im Wintersemester 2020/21 kurzfristig auf Forschungsmöglichkeiten in der damaligen Pandemiesituation einging und ebenfalls Studierende zu eigenen Forschungsarbeiten motivierte, aber bei weitem nicht in dem Umfang wie das in diesem Projekt ermöglicht und durchgeführt werden konnte. Die Studierenden, die an unserem Projekt "Einblicke in Alltagswelten sozialer Ungleichheit: Digitales Forschen lernen" im Kontext der Corona-Pandemie teilnahmen, „buchten“ die folgenden Komponenten:
- Ein Forschungsseminar in Art einer Forschungswerkstatt, in der unter Anleitung und Begleitung durch auf das Thema spezialisierte Lehrende, sowohl die o.g. inhaltlichen Dimensionen des übergreifenden Forschungsthemas ausgearbeitet wurden, als auch grundlegende Kenntnisse des digitalen Forschens sowie des Forschens über digitale Phänomene und in virtuellen Räumen. Hier erstellten die Studierenden ihre Forschungsdesigns und hatten die Gelegenheit sie fortlaufend zu verfeinern. Von den 13 Sitzungen wurden 7 synchron und 6 asynchron durchgeführt. Die Arbeit in den synchronen Sitzungen wurde durch die Seminarleiter:innen (Gunia, Rescher, Rivera Garay) protokolliert. In den aufgabengeleiteten asynchronen Sitzungen mussten die Studierenden ihre Diskussionsergebnisse in Ergebnisprotokollen festhalten.
Im Seminar wurden Forschungsarbeiten zum digitalen Forschen und dem Forschen über das Digitale gelesen (Heike Greschke 2009; Sarah Pink et al. 2016; Sabine Maasen, Jan-Hendrik Passoth 2020) und diese als Erweiterung von Vorgehensweisen der Präsenzforschung diskutiert (Gabriele Rosenthal 2015; Georg Breidenstein et al. 2020). Angelehnt an die Grounded Theory (Barney Glaser, Anselm Strauss 1967) wurden Möglichkeiten der Analyse des Datenmaterials erläutert, die dann der Idee einer Theoretisierung „mittlerer Reichweite“ folgen konnte. - In Ergänzung zum Forschungsseminar fand ein (auch für außeruniversitäres Publikum geöffnetes) Kolloquium statt. Es wurde durch Vorträge von Expert:innen gespeist, die entweder a) zum übergreifenden Themenschirm arbeiten, b) selbst in relevanten Feldern aktiv sind und als Praktiker:innen aus einer Innenperspektive sprechen konnten oder c) sich mit der Digitalität auseinandersetzen. Die Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Joan Bleicher (UHH) sprach über Soziale Medien als Lebens- und Kommunikationsraum, der Soziologe Dr. Marius Meinhof (Univ. Bielefeld) informierte über Situierte Praktiken und Diskurse aus der Ferne - Forschen unter Pandemiebedingungen, die Soziologin PD Dr. Daniela Schiek (UHH) stellte die Frage: "Wie stark sollten wir qualitative Interviews mediatisieren?", und die Kommunikationswissenschaftlern Dr. Wyke Stommel (Radboud University) sprach zum Thema "The Digitalization of Conversation: the Case of Medical Videoconsultations". Dabei ging es immer wieder um allgemeine Fallstricke digital vermittelter Kommunikation und Forschung und insbesondere um damit einhergehende ethische Fragen.
- Orientierung bei der Datenerhebung erhielten die Studierenden durch ein Methodenseminar, das ohnehin regelhaft curricular im Sommersemester in den Lateinamerika-Studien der UHH angeboten wird und für das Projekt stärker interdisziplinär angelegt wurde. Dies war unproblematisch, da fortlaufend in den Lateinamerika-Studien auf Komponenten von Vorgehensweisen Bezug genommen wird, die aus der Geschichte, der Geographie, der Ethnologie, der Linguistik, der Literatur- und Medienwissenschaft, der Soziologie und Politikwissenschaft stammen (so etwa das Arbeiten mit linguistischen Textkorpora, Gesprächsanalysen, Umgang mit Transkriptionsprogrammen, Verfahren der verbalen und visuellen Textauslegung, Frameanalysen, Methoden zur Beschreibung narrativer Texte, Methoden der Sozialraumforschung, ethnographische Methoden etc.).
- Die Erhebung des Materials durch die Studierenden erfolgte in der vorlesungsfreien Zeit im Sommer 2021 und wurde in manchen Fällen ausgedehnt.
- Im Wintersemester 2021/22 nahmen die Studierenden an einem Workshop zur Auswertung ihrer gesammelten Daten teil, organsiert durch Gunia, Rescher und Rivera Garay. Dieser fand an zwei Tagen statt, an denen jede:r Studierende:r ihr/sein Material und den Stand der Analyse präsentierte. Im Anschluss stellten sie sich den Fragen des Plenums, um einer qualitativen kollaborativen Forschungslogik entsprechend die eigenen Analysen abzusichern und ggf. auszuweiten.
- Die Phase des Selbststudiums, in der die Verschriftlichung der Ergebnisse erfolgte, umfasste das gesamte Wintersemester 2021/22 (also bis zum 30. März 2022). In Einzelfällen musste diese Frist noch etwas verlängert werden.
- In der Vorlesungszeit des Sommersemesters 2022 lektorierten Inke Gunia und Gilberto Rescher die eingereichten Arbeiten, Náyeli Ávila besorgte die Formatierung sowie die technische Implementierung der gesamten Publikation auf der Website der Lateinamerika-Studien. Insgesamt durchliefen die Arbeiten mehrere Phasen der Revision.
Übung macht den Meister oder wie man am Ende zur Publikation des eigenen
Forschungsprojektes kommt
Von 12 ursprünglich für das gesamte Projekt eingeschriebenen Teilnehmenden, haben 7 Studierende die 5. Komponente des Lehrkonzeptes absolviert. Die letzte steinige und auch besonders belastende Phase bis zur Veröffentlichung des eigenen ersten Forschungsprojektes haben 5 Studierende gemeistert. Die Autorinnen wählten aus strategischen Gründen selbst die Sprache der Abfassung ihrer Projekte. Ihre Arbeiten sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden. Unter Klicken auf den Titel der Projekte gelangt man zu den vollständigen Publikationen:
Sarah Bechtloff verbindet im Masterprogramm der Lateinamerika-Studien die Disziplinen Politikwissenschaften und Geographie. Sie nahm in ihrem Projekt Lateinamerika: Drei ausgewählte Organisationen und ihre Visionen für die Region die Webauftritte eines katholischen Hilfswerks, einer politischen Stiftung und einer internationalen Organisation unter die Lupe und befragte deren Repräsentant:innen mittels digitaler Interviews zu den jeweiligen Visionen für Lateinamerika und deren Bild von der Region. In ihrer Analyse systematisiert sie ihre Erkenntnisse in einer Weise in der interessante und teils unerwartete Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede sichtbar werden und deutet an, wie diese unterschiedlichen Konstruktionen der Region Auswirkungen auf die Praxis der jeweiligen Arbeit haben.
Quelle: Brett Jordan für unsplash
Jacqueline Goya studierte im Bachelor Spanischsprachige Philologie mit dem Schwerpunkt auf der Linguistik und ergänzt diese im Masterprogramm der Lateinamerika-Studien durch soziologische Inhalte. In ihrer Arbeit mit dem Titel Acercamiento a la situación actual de la educación escolar, dentro del contexto Covid-19: Estudio del caso en la Localidad de Usaquén, Bogotá D.C. (Colombia) rekonstruiert sie auf der Basis einer digitalen Fallstudie wie das kolumbianische Bildungssystem in der untersuchten Region in der Hauptstadt Bogotá mit der Corona-Pandemie umgegangen ist und welche Position dabei Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen hatten. Dabei arbeitet sie die Perspektiven der unterschiedlichen Akteure, deren Strategien und spezifischen Herausforderungen heraus und bettet diese analytisch in eine Situation ein, in der sich z.B. allgemein das Risiko eines Schulabbruchs deutlich erhöht hat.
(Quelle: J. Goya)
Verena Gresz absolvierte ihr Bachelorstudium in den Politikwissenschaften und eignete sich im Masterprogramm der Lateinamerika-Studien ethnographische Instrumente und Methoden für ihre interdisziplinäre Forschung an. Ihr Projekt The Practices of Crisis Denial in Global Politics: A Digital Ethnography of the (Un)Making of Urgency during the COVID-19 Pandemic in and beyond Brazil befasst sich damit wie in konkreten Kontexten als global gültig angesehene Normen ausgehandelt und dabei umgesetzt oder abgelehnt werden. Als konkretes Fallbeispiel nutzt sie dafür diverse Reaktionen innerhalb unterschiedlicher Gruppen der brasilianischen Bevölkerung auf die Weigerung der Regierung unter dem rechtsorientierten Präsidenten Bolsonaro die Covid-Situation im Land als Krise anzuerkennen. Ihr Interesse liegt auf den Strategien der digital vermittelten politischen Auseinandersetzung, insbesondere in sozialen Medien.
(Quelle: V. Gresz)
Auch Astrid Lorena Cardenas Niño studiert im Masterprogramm der Lateinamerika-Studien und widmet ihr Projekt mit dem Titel Integración digital colombiana en Alemania en tiempos de crisis: protestas, pos-acuerdos de paz y coronavirus der Erforschung der digitalen Vernetzung von Gruppen kolumbianischer Migrant:innen in Deutschland und der damit verbundenen Strategien von politischen Protesten und Aktivismus. Besonders interessant ist hier die Erkenntnis, dass für einen Erfolg dieser Aktivitäten eine Verknüpfung sowohl von Online- mit Offline-Strategien notwendig ist, als auch von politischen Thematiken mit solchen, die sich auf alltägliche Herausforderungen dieser migrantischen Gruppen beziehen.
Charlotte Peters ist die einzige Bachelor-Studierende, die das Projekt bis zum Schluss absolvierte. Sie studiert im Hauptfach Geographie und im Nebenfach Lateinamerika-Studien. Ihre Arbeit erwuchs aus eigenen beruflichen Erfahrungen während der Corona-Pandemie. Unter dem Titel Empirische Untersuchung am Beispiel der Online-Sprachlehr- und -lernplattform italki in Brasilien arbeitet sie auf der Grundlage von Videos über den Alltag der Nutzer:innen und halbstrukturierten digitalen Interviews die Vor- und Nachteile dieser digitalen Plattform für Lehrende und Lernende heraus. Zentral ist in ihrer Analyse die Erkenntnis, dass diese Art der digitalen Arbeit zwar gerade unter den Bedingungen der Pandemie als eine vorteilhafte Beschäftigungsweise angesehen wurde, da sie flexibel und von zu Hause aus verrichtet werden konnte, sich allerdings bald herausstellte, dass sie auch im brasilianischen Kontext aufgrund der prekären Arbeitsbedingungen und Bezahlung problematisch ist. Dies zeigt sich gerade in der Gegenüberstellung von digitaler und nicht-digitaler Welt.
(Quelle: Gabriel Benois für unsplash)
Es ist nicht schlimm in die falsche Richtung gegangen zu sein, man muss nur den Mut
haben umzudrehen
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie im beruflichen und studentischen Alltag haben Lehrende wie Studierende dazu gezwungen sich mit alternativen Lehr- und Lernformaten zu beschäftigen. Dank der finanziellen Unterstützung der Claussen-Simon-Stiftung konnten ein Lehr- und Lernkonzept in die Praxis umgesetzt werden, das Lehrende wie Lernende herausforderte. In vielen Bereichen ließen sich analoge Praktiken nicht ohne weiteres ins Digitale umsetzen, sondern erforderten ein Nachdenken über Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich der Bedingungszusammenhänge analoger wie digitaler Feldforschung und über den Charakter des Digitalen schlechthin. Dabei wurde auch schnell klar, dass das Digitale nicht als das Gegenteil sozialer Realität angesehen werden kann, sondern mittlerweile vielmehr eine essentielle Dimension derselben ist. Das Verhältnis beider Wirklichkeiten in Feldforschungsprozessen ist immer noch nicht ausreichend untersucht. Dies hängt häufig damit zusammen, dass für beide Wirklichkeiten eigene Regeln gelten und für an analoge Feldforschungen gewöhnte Forscher:innen mit dem Forschen im Digitalen ein großes Unbehagen einhergehen kann. Gleichzeitig lässt sich aber auch konstatieren, dass für viele Fragestellungen eine rein digitale Forschung wenig sinnvoll ist, sondern vielmehr die Einbettung des Digitalen in die „normalen“ sozialen Welten und damit die Verknüpfung von digital und analog berücksichtigt werden müssen. Dies hat sich in einem großen Teil der studentischen Forschungen zudem als sinnvolle Forschungsstrategie herausgestellt.