Vor- und Nachteile der Gig Economy in Brasilien: Empirische Untersuchung am Beispiel der Online-Sprachlehre- und Lernplattform italki Brasilien
1. EINLEITUNG
Gegenstand dieser Arbeit ist die Online-Sprachlehr- und -lernplattform italki. Es soll untersucht werden, welche Vor- und Nachteile ihre Nutzung für Brasilianer*innen hat. Zur Beantwortung dieser Frage wurden Interviews sowie eine Analyse der Plattformrichtlinien durchgeführt. Des weiteren wurden Veröffentlichungen zur Gig Economy wie die von Angelucci (2020) Exploring different types of Multiple Job Holding through the Gig Economy: their Push and Pull factors und die von Lenzner (2021) Die Gig Economy in Deutschland und Brasilien – Ein Vergleich zu Ausmaß und Form prekärer Arbeit im Bereich plattformvermittelter Personenbeförderungs- und Essenslieferdiensten sowie vorangegangene Forschungen, welche sich mit der Sprachlehr- und Lernplattform italki beschäftigen, wie die von Ngo & Eichelberger (2020) Learning ecologies in online language learning social networks: a netnographic study of EFL learners using italki herangezogen. Vor den Interviews wurde auf der Plattform italki Kontakt zu einigen Lehrkräften aufgenommen, welche gebeten wurden, ihren beruflichen Alltag filmisch festzuhalten. Diese Videos dienten als Ausgangspunkt für die Interviews und ermöglichten einen ersten Einblick in die Lebensumstände der Lehrkräfte.
Der Aufbau dieser Arbeit gliedert sich in einen Überblick über die Diskussion und begrifflichen Definition zur Gig Economy sowie die genaueren Erläuterungen zur Plattform italki. Die Gig Ecnomy ist eine spezifische Beschäftigungsform, bei welcher anstelle von festen Arbeiten sogenannte Gigs beziehungsweise Gelegenheitsjobs ausgeführt werden. Durch den Aufstieg von Online-Arbeitsplattformen in den letzten Jahren hat der Begriff zusehends an Bedeutung gewonnen. Brasilien ist eines der größten Länder der Weltwirtschaft, allerdings sind dort mehr als 40 Prozent[1] (32,5 Millionen Menschen) „in informellen und damit ökonomisch und rechtlich unsicheren Arbeitsverhältnissen“ beschäftigt (Lenzner, 2021: 7). Dies macht die Untersuchung der Gig Economy in Brasilien besonders interessant. Folglich wird der Fokus der Analyse auf diesem Land liegen. Desweiteren wird auf die Digitalisierung eingegangen und darauf, welche Vor- und Nachteile diese für die Region bisher gebracht hat. Anschließend widmet sich ein Kapitel der Methodik zur Datenerhebung sowie einer Erläuterung, warum gerade diese ausgewählt wurde. Diesem Teil folgt die Auswertung der Daten. Abschließend wird eine Zusammenfassung der Ergebnisse sowie eine Einschätzung der zukünftigen Prespektiven der Gig Economy für Arbeitnehmer*innen vorgenommen.
Den Anreiz für dieses Forschungsprojekt gab der Umstand, dass ich selbst als Lehrkraft und als Lernende bei der Online-Plattform italki tätig bin. Sie wurde 2007 als Sprachlehr- und Lernplattform gegründet. Die Plattform vermittelt solo-selbständige Lehrkräfte an Schüler*innen. Durch meine eigene Tätigkeit bei der Plattform erschien es mir interessant weitere Meinungen und Perspektiven über italki kennzulernen. Vor Beginn der forscherischen Beschäftigung mit der Plattform, bedeutete italki für mich ein guter Nebenverdienst, und ich erwartete, dass sich diese Ansicht größtenteils bestätigen würde. Als größtes Hindernis, um bei der Plattform Geld zu verdienen oder eine Sprache zu erlernen, sah ich den Zugang zu Computer oder Smartphone.
Der Fokus der Studie auf italki Brasilien ergab sich zum einen aus den Voraussetzungen des Seminars und zum anderen durch das eigene Interesse an der Region. Frühere Forschungen wie beispielsweise Cecchini(2007) haben sich mit der Frage beschäftigt, ob Technologie zur Entwicklung und Armutsbekämpfung[2] in Lateinamerika beiträgt und wie sich die Digitalisierung auf Ungleichheit auswirkt. Die im Rahmen meiner Arbeit getätigten Interviews sollen hierzu eine Einschätzung geben.
Ich bin mir einer möglichen eurozentristischen Einfärbung durch mich selbst bewusst und möchte versuchen diese auf Grundlage entsprechender Forschungsarbeiten (Smith, 2008; Conrad, 2015) zu reflektieren und zu kontrollieren, wozu auch gehört, die Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen. Die eigene eurozentrische Perspektive habe ich versucht durch die Antworten der Interviews in den Hintergrund zu rücken.
2. DER GIG ECONOMY IM LATEINAMERIKANISCHEN KONTEXT
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem aktuellen Begriff der Gig Economy. Es wird zunächst eine Definition präsentiert, um anschließend die aktuelle Debatte darzustellen. Es folgt eine Betrachtung der Gig Economy im Untersuchungsraum Brasilien, dabei wird darauf eingegangen, welche Außmaße dieses Phänomen vor Ort hat und was es für Wirtschaft und Gesellschaft dieses Landes bedeutet.
2.1. Gig Economy - Definition
Mit Gig Economy wird ein Teil des informellen Arbeitsmarktes bezeichnet, bei dem zeitlich befristete Aufträge flexibel und kurzfristig an Arbeitssuchende, Freelancer oder geringfügig Beschäftigte vergeben werden. Eine Onlineplattform dient als Mittler zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Diese definiert Standards und Teilnahmebedingungen und berechnet für die erfolgreiche Vermittlung von Angebot und Nachfrage eine Provision (Deges, 2020: o.S.).
Der Begriff Gig Economy ist relativ neu. Er gewann an Relevanz durch die globale Finanzkrise[3], als viele Arbeitnehmer*innen ihren (festen) Arbeitsplatz verloren und vermehrt eine Alternative zur Arbeitslosigkeit suchten, die in befristeten und kurzfristigen Jobs sogenannten Gigs bestand, sowie durch den Aufstieg von Online-Plattformen wie beispielsweise „Uber“ (Angelucci, 2020: 7). Bei der Gig Economy handelt es sich um ein spezifisches Beschäftigungsmodell, in dem diese Online-Arbeitsplattformen die zentrale Position einnehmen. Zahlreiche Plattformen vermitteln digitale Aufgaben an solo-selbstständige Arbeiter*innen, die diese mit ihren privaten Computern und Smartphones meist in ihren privaten Wohnungen erledigen (Altenried, 2021: 58).
Das Studienfeld zur Gig Economy bezieht sich vor allem auf größere Städte, in Brasilien finden sich hauptsächlich Untersuchungen für den Ballungsraum São Paulo (Lenzner, 2021). Hier ist der Anteil der Bevölkerung, der von absoluter und extremer Armut betroffen ist, im Vergleich zum Rest Brasiliens hoch. Von extremer Armut sind laut Lenzner, etwa 15 Prozent betroffen (2021: 6). Lenzner sieht hierin einen Faktor für den großen Zuwachs der Gig Economy. 2012 waren schätzungsweise 484.000 Menschen bei Transportunternehmen wie der Plattform Uber beschäftigt. 2019 zählte das Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística (IBGE) in diesem Sektor bereits 1.125.000 Beschäftigte „2020 waren etwa 70 Prozent der Arbeiter*innen in der Personenbeförderung informell beschäftigt“ (Lenzner, 2021, 21). Dabei wirkte die aktuelle Corona-Pandemie wie eine Art Katalysator für den ‚Plattformkapitalismus‘. Durch die verhängten Lockdowns und die eingeschränkte Möglichkeit der Offline-Arbeit nachzugehen, sahen sich viele Menschen nach Alternativen um, Einkommen zu generieren (Altenried, 2021:52). ‚Gig-Worker‘ werden als Freiberufler*innen betrachtet, bei denen die Arbeitszeit, der Arbeitsort und die Arbeitsweise von den Arbeitenden selbst festgelegt werden. Als Freiberufler*innen genießen die Arbeiter*innen ein hohes Maß an Freiheit und Flexibilität (Angelucci, 2020: 3). Mit meiner Arbeit versuche ich die Vor- und Nachteile von Plattformarbeit anhand vergleichender Studien sowie eigener Interviews abzubilden.
Innerhalb der Gig Work wird zwischen dem sogenannten Crowdworking und dem Work-On-Demand unterschieden. Bei Ersterem arbeiten Menschen von ihren eigenen Schreibtischen aus, zu dieser Form zählt auch die in diesem Beispiel analysierte Plattform italki. Menschen, die in diesem Bereich tätig sind, scheinen laut Angelucci (2020: 7) qualifizierter zu sein als Personen, welche die Form des Work-On-Demand ausüben, sich über Apps verbinden und ihre Arbeit in der ‚realen‘ Welt verrichten. Ein Beispiel hierfür wäre die bereits erwähnte Plattform Uber. Online-Arbeitsplattformen sind der Eckpfeiler der Gig Economy, sie schaffen einen Mehrwert durch den Einsatz von Algorithmen und Clouds, die autonom arbeiten und eine Vermittlung zwischen mehreren Wirtschaftsakteuren leisten. Sie fungieren als Vermittler zwischen Personen, die eine Dienstleistung anbieten können und Verbrauchern, die sie nachfragen. Dies hat im Laufe der Zeit dazu geführt, dass sich Online-Jobplattformen mehr und mehr auf dem Arbeitsmarkt etabliert haben (Angelucci, 2020: 7). Das Geschäftsmodell der Plattformen, ist im Kern das eines Technologieunternehmens. Es wird eine Transaktionsfläche zurverfügung gestellt „ohne selbst umfassend in Produktionsmittel und lebendige Arbeit zu inverstieren“ (Altenried, 2021: 52). So liegt das Potenzial für Investor*innen beispielsweise in der Sicherheit, dass sich Plattformen von den meisten Kosten, die ein normales Unternehmen verursacht, distanziert (Altenried, 2021: 52). Im Folgenden wird die Plattform italki, als Beispiel für eine dieser Plattformen, genauer betrachtet und erläutert.
Der Untersuchungsfall italki
Die Beherrschung einer Fremdsprache wird in der heutigen interdependenten und sich ständig verändernden Welt immer wichtiger. Insbesondere Englisch wird immer mehr zur internationalen Sprache der Wirtschaft, der Medien und der Kultur. Plattformen schaffen Online-Lernmöglichkeiten, die (teilweise) kostenlos und ständig zugänglich sind (Ngo & Eichelberger, 2020: 182). Italki ist im Wesentlichen darauf ausgelegt, Muttersprachler*innen und Sprachlernende zum Zweck der sprachlichen Interaktion und Sozialisierung zusammenzubringen (Pachecho, 2017: 7). Italki bietet eine Reihe von Tools, die verschiedene Lernerfahrungen ermöglichen und für den selbstgesteuerten Lernenden zur Verfügung stehen (Ngo & Eichelberger, 2020: 188). Per se bietet die Plattform keine Sprachlernmaterialien an, sondern ist darauf ausgelegt, dass Lernende sich selbstständig durch das Buchen von Unterricht oder durch die Nutzung von Community-basierter Interaktion fortbilden (Pachecho, 2017: 8). Bei italki gibt es zwei Kategorien von Lehrkräften, zum einen die der Community-Lehrkraft ohne Nachweis über eine Ausbildung im pädagogischen Bereich, was den Einstieg bei der Plattform nierigschwellig gestaltet. Zum anderen gibt es die Kategorie der professionellen Lehrkraft, die entsprechende Zertifikate vorweisen und damit auch einen höheren Mindestpreis pro Stunde veranschlagen kann.
Das Bezahlsystem der Plattform wird über weitere Plattformen vorgenommen. Nach den erfolgreich abgeschlossenen Stunden wird der Lehrkraft ihr jeweiliger Stundenlohn zweimal pro Monat gutgeschrieben (Italki, 2021: 2). Dieser darf nach Angaben der Plattform 5 $ pro Stunde nicht unter- und 80 $ pro Stunde nicht überschreiten (hiervon behält italki eine Provision von 15 Prozent ein). Durch die Konvertierung von USD in brasilianische Reiais liegt der Mindestpreis pro Unterrichtsstunde bei ungefähr dem fünfachen des Mindestlohns in Brasilien (Lenzner, 2021: 21). Diese und andere Regelungen der Plattform finden bei allen Ländern in denen italki vertreten ist Anwendung. Es existieren keine spezifischen landesabhängigen Reglementierungen was beispielsweise Löhne betrifft.
2.2. Kontext Lateinamerika; Untersuchungsgebiet Brasilien
Der Begriff bico entspricht dem des Gig in Brasilien. Dies ist eine informelle oder vorübergehende Aktivität. Wer diesen Aktivitäten nachgeht, prägt die Stadt und das Stadtbild Brasiliens. So wird besipielsweise (wiederverwertbarer) Müll gesammelt, Waren als Straßenverkäufer verkauft und oder an Ampeln parkende Autos „mit einem Tuch (flanela) [gesäubert, C.P.], das namensgebend für die sogenannten flanelinhas ist“ (Lenzner, 2021: 16).
Armut und Ungleichheit stellen für die Länder Lateinamerikas im Allgemeinen und Brasilien im Besonderen zwei enorme Herausforderungen dar (Cecchini, 2007: 2). Lateinamerika ist die Region mit der größten Ungleichheit der Welt (Zubieta, 2010:1). In Brasilien stagniert das mittlere monatliche Pro-Kopf-Gehalt seit mehreren Jahren und erreichte 2018 805 Reais. 57,6 Prozent des Pro-Kopf-Haushaltseinkommens lagen 2018 unter dem gesetzlichen Mindestlohn von 954 Reais und mehr als etwa 25,3 Prozent der Bevölkerung leben von weniger als 5,50 Dollar am Tag (Lenzner, 2021: 14). Es ist auch die Region, in der andere Dimensionen der Ungleichheit, insbesondere die Ungleichheit der Geschlechter, mit dieser Kluft interagieren (Zubieta, 2010:1f). Laut Cecchini beschränkt sich der sogenannte ‚digital divide‘ nicht auf Einkommen, Bildung und geografischen Wohnort, sondern auch auf Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, dem Alter und der ethnischen Herkunft (2007: 7). Der Prozentsatz der weiblichen Internetnutzer in Lateinamerika und der Karibik wird auf etwa 38 Prozent geschätzt, was weit von der Geschlechterparität entfernt ist. Ältere und indigene Menschen sind ebenfalls benachteiligt. Der Anteil der nicht-indigenen Bevölkerungsgruppen, die zu Hause über einen Computer verfügen, war 2003 fünfmal höher als der Anteil der indigenen Bevölkerung (Cecchini, 2007: 7).
In vorangegangen Studien wurde bereits diskutiert, ob Technologien zur Entwicklung und zur Armutsbekämpfung in der lateinamerikanischen Region beitragen können, beziehungsweise wie sich die Digitalität auf die Ungleichheit auswirkt (Cecchini, 2007: 2). Für Cecchini steht fest, dass der Zugang zu digitalen Medien nicht in direkter Verbindung zu Bildung steht. So kann beispielsweise der Zugang zum Internet eine Möglichkeit zum Bildungserwerb und Bekämpfung der Ungleichheit bieten, aber der Zugang allein sorgt nicht automatisch für einen höheren Bildungsstandard. Ohne staatliches Eingreifen dürfte, laut Cecchini eine relativ kostspielige IKT, die hohe Bildungskenntnisse erfordert, wie das Internet, die bestehenden sozialen Spaltungen noch verschärfen (2007: 3). Zubieta beschreibt nicht nur die Kluft zwischen reichen und armen Ländern, sondern betont auch die Unterschiede zwischen der klassischen Wirtschaft und der wissensbasierten Wirtschaft (2010: 3). Um dies genauer zu verstehen, wird im folgenden Abschnitt kurz auf die jüngste Vergangenheit Brasiliens eingeangen und auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes.
Die in den 1970er Jahren forcierte Industrialisierung in Brasilien trägt das erste Mal zu einer Verbesserung - für einen kleinen Teil der städtischen Bevölkerung - der Arbeitsbedingungen bei. In den 1980er und 1990er Jahren verfügen nur 9 Prozent der brasilianischen Bevölkerung über einen Grund- oder Hauptschulabschluss. Der Anteil der Analphabet*innen beträgt mehr als 20 Prozent der Bevölkerung (Calcagnotto, 1989: 15). Zu diesem Zeitpunkt breitet sich die informelle Beschäftigung wieder aus. In den 1990ern sind 28 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung inoffiziell beschäftigt, hauptsächlich Junge und Alte, sowie ungelernte Arbeiter*innen. In den 2000er Jahren erlebt das Land duch starke soziale Bewegungen und Gewerkschaften eine Eindämmung sozialer Ungleichheit, eine Verbesserung des Arbeitsmarktes sowie der Arbeitsbedingungen und den Abbau der Arbeitslosigkeit. Es wird der Mindestlohn eingeführt welcher, genau wie die weiteren Errungenschaften, sich nur bedingt auf alle Bevölkerungsschichten auswirkt (Lenzner, 2021: 7).
2017 soll durch eine neue Definition des Zeitarbeiter*innenstatus eine weitgehende Flexibilisierung des Arbeitsmarktes stattfinden. Kritiker*innen dieser Reform sehen hierin die Legalisierung von Praktiken, welche zuvor als instabil, informell und illegal bezeichnet wurden. Lenzner argumentiert mit (Santos 2020, 97-101),
dass der brasilianische Diskurs um die Prekarisierung in Bezug auf die Arbeitsmarktreform sowie auf die sogenannte Prekarisierung durch Formen digitaler Arbeit stark durch europäische Begriffe, Forschung und Maßstäbe geprägt sei. Es sollte […] zwischen den Begriffen Arbeit und Beschäftigung unterschieden werden – viele [Arbeiter*innen] in Brasilien sind nie in den Genuss einer (formellen) Beschäftigung gekommen, wodurch der Diskurs um Prekarisierung klassistisch [ist] (2021: 8).
In dieser Arbeit wird die mögliche Lösung der Prekarisierung von Arbeitskräften in dem Erwerb von Wissen gesucht, welches zu einer Verbesserung der Arbeitsverhältnisse führen kann. Eine Möglichkeit wird in dem kostengünstigern Zugang zur digitalen Informationsinfrastruktur gesehen. So könnte beispielsweise die Plattform italki zum Erwerb von Sprachkentnissen beitragen, mit denen die Chancen auf dem Arbeitsmaarkt verbessert werden könnten. Cecchini (2007: 13) schreibt jedoch, dass es nicht realistisch sei Telefonanschlüsse, Computer oder Internetzugang für alle Haushalte bereitzustellen. Er beschreibt auch die Problematik, dass selbst der Zugang zu nützlichen IKT-Anwendungen keine Garantie dafür sei, dass diese genutzt werden. Vielmehr müsse man erst durch Sensibilisierungprogramme auf das Potenzial der IKT (z. B. für die Schaffung neuer Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt) aufmerksam machen. In den Interviews wurden die Informand*innen zu dieser und ähnlichen Sachlagen nach ihrer persönlichen Einschätzung befragt. Im folgenden Teil wird dargestellt wie die Interviewpartner*innen ausgewählt wurden und in welcher Form die Befragungen stattfanden.
3. METHODIK
3.1. Erhebung; visuell basierte Interviews
Um passende Informand*innen für die Forschung zu finden, wurde auf der Plattform italki nach Teilnehmer*innen gesucht. Zum Schutz ihrer Anonymität wurden Pseudonyme der Vornamen verwendet. So nahmen an der Forschung für die Perspektive der Lehrkräfte[4]; Gabriela, Julia und Ana teil. Für die Perspektive der Schüler*innen erklärte sich João bereit mir Auskünfte zu geben.
Der erste Kontakt zu den Lehrkräften[5] entstand über das Kontaktformular, welches von italki bereitgestellt wird. Dabei bestand die Herausforderung darin, in den 500 Zeichen, die in dem Formular vorgesehen sind, die Aufgabenstellung sowie das Projekt so zu erläutern, dass das Interesse der jeweiligen Person geweckt wurde. Folgender Text wurde in der Spalte der persönlichen Mitteilung übermittelt:
Olá, o meu nome é Charlotte. Estou estudando Geografia e Estudos Latino-Americanos. Atualmente estou trabalhando num pequeno projeto de investigação. Sou professora no italki e utilizo a plataforma há anos, estou interessada em saber mais sobre seus usuários.
Gostaria de participar do meu projeto de investigação?
A tarefa seria filmar o seu dia/ a sua vida quotidiana num máximo de 8 vídeos. Com base nestes pequenos clipes, gostaria de realizar uma breve entrevista com vocês)
Es wurden halbstrukturierte Interviews geführt, da diese mehr Raum für die Interpretation des oder der Befragten lassen und ihn oder sie nicht zu sehr eingrenzen oder mit zu viel Informationen vorweg die Ergebnisse beeinflussen (Thomas, 2010: 472). Neben den Interviews wurden Videos von den Teilnehmerinnen über ihren Alltag im Zusammenhang mit der Plattform angefertigt. Diese dienten zum einen dazu, bereits einige Informationen zu generieren, um im Anschluss daran detaillierte Interviews zu führen, andererseits bilden diese die Grundlage für eine Kurzdokumentation über die Plattform. Durch diese Doku sollen die Erkenntnisse nicht allein bei der forschenden Person, also mir bleiben, sondern auch mit den Interviewten und anderen Menschen geteilt werden. Das Videoformat ist leichter zugänglich als ein wissenschaftlicher Text (Flad, 2010: 40ff).
Die Videos wurden mit dem eigenen Smartphone oder einer Kamera der Informand*innen aufgenommen. Im Anschluss wurden die Aufnahmen über einen Onlinelink an mich gesendet. Abschließend wurde in einem Interview auf das verbale visuelle Material eingegangen. Die halbstrukturierten Interviews leiteten daher von dem zuvor betrachteten visuellen Material ab.
Für dieses Projekt wurde eine Kombination aus Methoden der reflexiven Fotografie und der Autofotografie gewählt. Wobei nicht Fotos als Ausgangsmaterial gewählt wurden, sondern Bewegtbilder. Laut Young & Barrett bilden die „Methoden der Autofotografie und der reflexiven Fotografie einen fließenden Übergang und keine trennscharfe Kategorisierung“ (zitiert nach Dirksmeier, 2013: 90), weshalb sie gut zusammen angewendet werden können. Bei beiden Methoden sollen die teilnehmenden Individuen selbst die Bilder beziehungsweise die Videos aufnehmen, was auch hier so angewandt wurde (Dirksmeier, 2013: 86). Der Grund, warum diese Forschung nicht nur mit Interviews durchgeführt wurde, ist, dass Bilder eine „Sinnhaftigkeit auf spezifische Art und Weise“ (Kogler, 2018: 264) erzeugen können, die so nicht durch verbale oder schriftliche Darstellungen geschaffen werden kann. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, den Informand*innen dabei einen großen Teil der Verantwortung zu übertragen, vor allem in der Neuverhandlung der Machtstrukturen zwischen der Forscherin und den beforschten Personen (Dirksmeier, 2013: 89). Durch die relativ freie Wahl der Motive kann zugleich eine höhere Eigenmotivation der Personen angeregt werden. Visuelle qualitative Methoden erlauben gemäß Dirksmeier ein hohes Niveau an Partizipation der Teilnehmenden im Forschungsprozess. Durch die reflexive Fotografie können räumliche Vorstellungen der Informand*innen für die Forscherin sichtbar werden, welche anschließend durch ein Interview vertieft werden können (Dirksmeier, 2013, 90f). Die Methodik erscheint hierdurch besonders passend, weil sie die Möglichkeit bietet, die Vor- und Nachteile der Plattform aus einer individuellen Perspektive zu beleuchten, da nicht nur während des Interviews bereits feststehende Fragen beantwortet wurden, sondern vor allem auch der Alltag der Lehrkräfte beleuchtet wurde.
3.1. Auswertung: Inhaltsanalyse
Bei der Auswertung der Bewegtbilder wurde mit einer interpretativen Bildanalyse gearbeitet. Dabei wird nicht nur quantitativ oder deskriptiv vorgegangen, sondern im Gesamten hermeneutisch betrachtet und interpretiert (Kogler, 2018: 266). Es ist zu beachten, dass die Videos nicht in einem professionellen Rahmen und auch nicht für die Öffentlichkeit produziert wurden. Sie sind eine Momentaufnahme der Wahrnehmung der Lehrkräfte. Deshalb wäre zum Beispiel eine kritische Diskursanalyse hier nicht zielführend. Es wurde eine Mischung aus Kompositions- Interpretations- und Inhaltsanalyse angewendet (Rose, 2002: 33). Um dem Umfang dieser Arbeit gerecht zu werden, wurden, nach dem Vorbild der Inhaltsanalyse nach Kuckartz, Themenmatrizen der Interviews angefertigt (s. Anhang), um so einen Überblick aller dargestellten Thematiken und Kategorien zu beschreiben (2016: 111 f.). Die den Themen zugeordneten Aussagen wurden jeweils in rot (negativ), grün (positiv) oder grau (neutral) markiert. Durch die nebeneinander angeordneten Aussagen und deren farblicher Markierung kann die jeweilige Einstellung der Interviewten verglichen werden. Diese grobe Kategoriesierung wurde von mir festgelegt, um eine vereinfachte Auswertung zu ermöglichen und einen roten Faden anhand der Themen durch die Analyse zu ziehen. Sie basiert auf den erwähnten Begriffen und Themen die von den Interviewpartner*innen während der Gespräche erwähnt wurden. Die Themenkomplexe wurden folgenden Begriffen zugeordnet; Gehalt, Stunden, Arbeitsbedingungen, Schüler*innen, Lernen, Austausch, Unischerheit, Zukunft, Gemeinschaft sowie Unabhängigkeit.
4. AUSWERTUNG & ANALYSE
Das folgende Kapitel beschäftigt sich zunächst mit den Argumenten, die in bisherigen Forschungsarbeiten, hauptsächlich in Ngo & Eichelberger (2020) und der von Altenried (2021) sowie Altenried et al. (2021), als positiv mit der Plattformarbeit im Allgemeinen und italki im Speziellen konnotiert wurden. Diese Argumente werden ebenfalls mit den Informationen aus den Interviews ergänzt. Anschließend widmet sich das Kapitel den negativen Aspekten. Unterteilt wurde jeweils noch nach den Perspektiven der Lehrenden und Lernenden, wobei einige Aspekte, welche von der einen Gruppe als positiv wahrgenommen wurden, teilweise eine negative Auswirkung für die andere Seite aufgewiesen haben.
4.1. Vorteile
4.1.1. Lehrende
Als erstes Argument kann angeführt werden, dass Crowdworking Plattformen einen niedrigschwelligen Zugang bieten, sowohl zu Bildung als auch zu Jobs. So bieten sie auch für Menschen mit Schwierigkeiten bei der Jobsuche auf dem lokalen Arbeitsmarkt eine Möglichkeit (Altenried, 2021: 63). Weiterhin beschreiben Altenried et al., dass die Motivation in das Crowdworking Konzept einzusteigen „andere Ansprüche an Familie, Elternschaft oder Flexibilität, an (weniger) Verantwortung, Belastung und Stress im Job oder Reaktionen auf Mobbing durch Kolleg*innen“ sein können (2021: 17). Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Flexibilität ein wesentlicher Faktor bei der Wahl von Plattformen als Hauptbeschäftigung ist, da die Arbeitenden ihre Zeit besser einteilen können als bei herkömmlichen Jobs (Altenried, 2021: 63).
Vorteile der Plattform italki werden von den interviewten Brasilianerinnen vor allem durch die Umrechnung von US-Dollar in Reais gesehen. So sagt Ana, dass gerade diese Umrechnung des Verdienstes in Dollar und dem Bezahlen in Real für sie sehr lukrativ ist. Auch, wenn sie weiterhin betont, dass sie hierdurch monatlich einen doppelten Mindestlohn verdient, welcher laut ihrer Aussage sehr wenig ist, hat diese Arbeit für sie allerdings nur während ihres Studiums eine Perspektive (4:36). Auch Julia sagt in ihrem Interview, dass gerade der Lohn in Dollar für Menschen in Brasilien sehr reizvoll ist, da der Real sehr entwertet ist. So rechnet sie während des Interviews vor, dass sie, um auf den Mindestlohn in Braslien zu kommen gerade einmal 50 Stunden im Monat auf der Plattform arbeiten muss (5:55). Zur Erinnerung, der gesetzliche Mindestlohn lag 2018 bei etwa 954 Reais. Wobei auch dieser in der Realität häufig unterschritten wird (Lenzner, 2021: 6).
Ein weiterer Vorteil, den Ana in der Plattform sieht, ist jener, dass die Organisation vereinfacht wird. So zählt sie beispielsweise auf, dass italki Konflikte zwischen Schüler*innen und Lehrkräften löst. Außerdem muss sie keine Schüler*innen akquirieren. Auf italki hat man ein Profil und kann von Schüler*innen gefunden werden. Ein Vorteil, den sie sieht, ist auch, dass es sich um Fixpreise handelt und sie nicht mit jedem neuen Schüler oder neuen Schülerin neu verhandeln muss. Für sie sind die 15 Prozent, die italki von jeder abgeschlossenen Stunde als Provision einbehält für den Service, den die Plattform leistet, gerechtfertigt (18:51).
Einen Vorteil, den alle drei interviewten Lehrerinnen beschreiben, ist der, dass ein interessanter Austausch und Kontakt mit Menschen zustandekommt. So sagt Ana beispielsweise, dass sie durch jede Stunde mit italki weiter ihre Vorurteile abbaut (18:51). Julia beschreibt den kulturellen Austausch als Erlebnis der Plattform „não é só sobre a aprender inglês, mas é também sobre compartilhar culturas e experiências que as pessoas [vivenciam]“ (1:44). Gabriela beschreibt darüber hinaus auch den Informationsaustausch. So habe sie beispielsweise Genaueres über die Lage der Pandemie in den Ländern ihrer Schüler*innen erfahren (15:05). Dieses Vermitteln von Einblicken aktueller Lagen, zum Beispiel von politischen Thematiken, abseits von den Mainstream-Medien ist ein klarer Gewinn für die Lehrenden und Lernenden.
4.1.2. Lernende
Das Online-Lernen bietet den Lernenden zeitliche, räumliche und inhaltliche Freiheit. Sowohl in dem von mir geführten Interview als auch in bereits publizierten Forschungen zu italki werden Zugehörigkeitsgefühl und Gefühle von Gemeinschaft und Kameradschaft als die positivsten Aspekte von italki genannt (João, 4:50 / Ngo & Eichelberger, 2020: 194).
Plattformen springen für Lücken ein, welche zum Beispiel durch ein nicht ausreichendes staatliches Netz entstehen. So ist der Präsenzunterricht in Sprachlehrzentren viel teurer als auf italki. Außerdem berichtet einer der Teilnehmenden der Studie von Ngo & Eichelberger, sei es für ihn einfacher, passende Zeiten für seinen Unterricht zu finden (2020: 192). Dieser Vorteil der Lernenden kann sich allerdings zu einem Nachteil der Lehrenden entwickeln (s.u.).
Im Gegensatz zu der Perspektive der interviewten Lehrer*innen, gibt João an, dass die Preisgestaltung von italki fair sei. Er sagt, die Lehrkräfte könnten ihren Preis frei bestimmen und die Schüler*innen könnten durch die Suchfunktion der Plattform eingeben wie viel sie bereit wären pro Stunde zu bezahlen (5:33).
4.2. Nachteile
Zwar bestehen große Unterschiede zwischen den verschiedenen Plattformen, wenn es um ihr Geschäftsmodell geht, jedoch vereint sie ein grundsätzliches Streben nach demselben Ziel: „Plattformen zu unverzichtbaren Infrastrukturen des Alltagslebens zu machen“ (Altenried et al., 2021: 13). Dies ist per se zwar kein Nachteil der Plattformen, beschreibt jedoch, wo der Fokus dieser liegt. Nicht auf dem Menschen, dem Individuum, sondern auf dem eigenen Wachstum. Es werden außerdem diejenigen ausgegrenzt, die nicht über digitale Geräte, beziehungsweise einen digitalen Zugang verfügen, sowie die, die nicht über das Wissen verfügen diese Technologien zu verwenden, das heißt durch diese zu lernen (Altenried et al., 2021: 19). Bereits existierende Forschung zum Thema sowie die Interviewergebnisse machen deutlich, dass ein Grundverständnis der englischen Sprache nötig ist, um Stunden anbieten zu können als auch sich auf einer Plattform zurecht zu finden, die nur auf Englisch verfügbar ist (Altenried, 2021: 64). So beschreibt Ana in ihrem Interview, dass sie haupstsächlich Schüler*innen aus Lateinamerika unterrichtet, und zwar bringt sie ihnen auf Portugiesisch oder Spanisch Englisch bei.
A porcentagem de alunos que eu tenho de inglês é 70% – 80%só alunos de inglês. Para todos dou aula em inglês ou espanhol, porque o nível de português é muito baixo, então eu tenho que saber outra língua para conseguir ensinar o português. Então, (...) a porcentagem de pessoas que falam inglês no Brasil é 3% (…)
Weiter gibt sie auch an, dass die Mehrheit der Brasilianer*innen, die Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben, auch keine Möglichkeit haben auf italki zu arbeiten (10:10). Im Gegensatz zu ihrer Einschätzung zu dem Niveau der Englischkenntnisse in Brasilien sagt sie über die Plattform jedoch, dass es, je mehr Sprachen die Lehrkraft spricht, desto einfacher wird Schüler*innen zu finden (12:34). Der interviewte Schüler João berichtete, dass das Erlernen von Sprachen in Brasilien nicht wirklich in der Schule stattfindet. Wer es sich leisten könne, nehme außerhalb Unterrichts (3:07).
4.2.1. Lehrende
Ein nicht von der Hand zu weisender Nachteil für Arbeitende, beziehungsweise in diesem Fall Lehrende, ist, dass die meisten Plattformen, wie die bereits erwähnte Plattform Uber oder auch Deliveroo versuchen die Risiken und Kosten zu externalisieren und auf andere Akteure abzuwälzen (Altenried et al., 2021: 13), so auch italki. Lehrkräfte sowie Schüler*innen müssen über ihre eigenen digitalen Zugangsmöglichkeiten verfügen. Lehrkräfte müssen auch ihr eigenes Unterrichtsmaterial einbringen. Diese können je nach Art des Unterrichtens von einfachen Texten auf der Zielsprache über Grammatikaufgaben hin zu Podcast Empfehlungen reichen.
Während italki immer eine Provision von 15 Prozent einbehält, sobald eine Lehrkraft eine Stunde abschließt, wird in den Interviews hauptsächlich von der hohen Unsicherheit der Buchungen gesprochen. So ergibt sich ein Ungleichgewicht zugunsten der Plattform, die nicht auf jede einzelne Lehrkraft angewiesen ist.
Als ein weiterer gewichtiger Unsicherheitsfaktor, die erwähnt werden, wird die geringe Absicherung, die die solo-selbstständigen Arbeiter*innen der Plattform haben, genannt. Sie stehen deshalb Unfällen, Krankheiten, aber auch durch die Möglichkeit plötzlich wegbrechender Aufträge, etwa im Zuge der Corona-Pandemie, weitgehend allein gegenüber. So wird von Julia als Argument angeführt, dass es sich für Menschen aus Brasilien lohnt dort tätig zu sein, weil sie in Dollar verdienen. Sie fügt jedoch hinzu, dass eine gewinnbringende Tätigkeit vom Dollarkurs abhängig sei. Ebenso sagt sie, dass italki nicht als feste Arbeit angesehen werden kann (8:13). So beschreibt Ana, dass diese Unsicherheiten, während sie noch studiert, für sie tragbar seien. Jedoch sieht sie sich in Zukunft nach abgeschlossenem Studium nicht auf dieser Plattform. Sie sagt:
Eu não consigo viver com essa insegurança de se eu ficar doente, eu não vou ter nada ou se tal não acontecer, tal coisa ou vai que eu tenho um problema na plataforma, eles me tiram da plataforma temporariamente porque alguma situação aconteceu. Não ter a segurança de que eu vou receber todo mês. E tudo bem viver com essa insegurança agora. Mas no futuro, não. (Ana, 28)
Plattformen wie Uber oder Deliveroo kommunizieren jedoch einen idealistischen Freiheits- und Unabhängigkeitsgedanken, welcher den Arbeiter*innen eine selbstsuffiziente- unabhängige Arbeitsmöglichkeit verspricht (Altenried et al., 2021: 12). Diese scheinbare Flexibilität, bei welcher die Arbeiter*innen ihre Zeit frei einteilen können, ist jedoch ein Nachteil für einige Arbeitende, die nicht durch Arbeitsnormen geschützt werden können, da sie nicht durch einen Vertrag mit der Plattform oder ihren Schüler*innen abgesichert sind. Gabriela, eine der von mir Interviewten, gibt beispielsweise an, noch einen Zweitjob zu haben, um finanziell abgesichert zu sein (1:50).
Ein nicht nur auf die Plattformarbeit zurückzuführender Nachteil, betrifft die Gesundheit, denn es handelt sich um eine Tätigkeit, bei der die meiste Zeit des Tages vor dem Computer verbracht wird. Dieser Fakt wird von allen drei Interviewten erwähnt. Seien es bei Ana die Auswirkungen auf ihre Wirbelsäule (6:46), oder bei Julia die neue Brille, die sie sich seit Beginn ihrer Tätigkeit hat zulegen müssen (9:28).
Wie bereits unter den Vorteilen für Lernende erwähnt, bieten Crowdwork-Plattformen Lösungen für spezifische „stoffliche […] Reproduktionskrisen“ (Altenried et al., 2021: 17). Sie versorgen in dem Fall von italki Sprachlernende mit günstiger, flexibel skalierbarer Arbeit und rund um die Uhr zugänglichen Lehrkräften. „Damit bearbeiten sie nicht nur den (lokalen) Mangel an Arbeitskraft, sondern intervenieren auch in das soziale Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit“ (Altenried et al., 2021: 17). Durch die digitalen Technologien der Plattform werden die Arbeiter*innen rund um den Globus in ein Konkurrenzverhältnis zueinander gesetzt und der Preis der Arbeit wird gedrückt (Altenried et al., 2021: 17). Im Fall der Plattform italki gibt es zwar die Möglichkeit, seinen eigenen Preis für eine Stunde zu bestimmen, aber wenn dieser weit über dem Durchschnitt liegt, ist es fast unmöglich Schüler*innen zu finden.
Die Konkurrenz und eine oft stark schwankende Auftragslage sind ein globales Problem in der Gig Economy. Da die Selbstständigen, mit ihren eigenen Computern [...] kaum Fixkosten verursachen, gibt es für die Plattformen wenig Anreize, die Zahl der angemeldeten Arbeiter*innen zu begrenzen.“[...] Crowdwork-Plattformen […] können oft sogar auf eine globale Arbeiter*innengemeinschaft zurückgreifen und diese in Lohnkonkurrenz zueinander setzen (Altenried, 2021: 62).
Wie bereits oben erläutert schreibt italki gerade mal einen Mindestpreis pro Stunde von 5 $ vor (Italki, 2021: 2). Dieser liegt in Deutschland beispielsweise unter dem aktuellen Mindestlohn (§ 15, MiLoG). Neben dem regulären Stundenpreis gibt es bei italki noch eine Funktion der Probestunde, hier starten die Preise bei 1$. Jede*r neue Schüler*innen auf italki bekommt davon drei zugesprochen. Bei diesen Probestunden empfiehlt italki einen möglichst günstigen Preis zu wählen. Im Gegensatz zu den regulären Unterrichtsstunden nimmt italki bei diesen Stunden jedoch keine Provision. Ein weiteres Phänomen, was sich auf der Plattform beobachten lässt, ist jenes der Entwertung von einigen Sprachen durch das hohe Angebot dieser, bei einer nicht ausreichenden Nachfrage. So liegt der Durchschnittspreis einer Portugiesisch-Stunde von einer Community-Lehrkraft aus Brasilien während des Zeitpunktes meiner Forschung etwa bei 8$. Dagegen liegt der Durchschnittspreis von Deutschlehrenden bei etwa 21$[6]. Italki unterscheidet jedoch zwischen einer professionellen Lehrkraft und einem Community-Tutor. Letzterer kann einen Mindestpreis pro Stunde von 10$ festlegen. Nach oben setzt die Plattform ebenfalls ein Limit. So kann ein maximaler Betrag von 80$[7]pro Stunde veranschlagt werden.
So erwähnt dies auch Ana während unseres Interviews: „Os preços dos idiomas são muito diferentes, né? Eu como professora que ensina português, inglês, cobro um valor muito mais baixo do que línguas da Europa, que são pouco faladas“ (25). Auch Gabriela beschreibt die Preise um beispielsweise Englisch oder Spanisch zu lernen als viel zu teuer für Brasilianer*innen. Dennoch sagt sie auch, dass, wenn sie Englisch in einer regulären Sprachschule gelernt hätte, es dort noch wesentlich teurer gewesen wäre (3:38).
Eine verbreitete Methode von Plattformen wie Uber, Deliveroo oder italki ist es, den Zugang zu zukünftigen Aufträgen durch verschiedene Bewertungssysteme zu strukturieren. Diese dienen ebenfalls als Disziplinierungsmechanismen für die formell selbständigen Plattformarbeiter*innen (Altenried, 2021: 60). Auch hier finden sich Äquivalente auf der Plattform italki. So beeinflusst beispielsweise die öffentlich einsehbare Statistik (s. Abb. 3) auf dem Profil der Lehrkräfte die Wahl der Schüler*innen. Nach jeder Stunde werden die Schüler*innen gebeten ihrer Lehrkraft eine Bewertung in Form von Sternen und einem Kommentar zu hinterlassen. Die Antwortquote zeigt an, wie viele der Stundenanfragen, die die Lehrkraft bekommen hat, beantwortet wurden. Hierfür setzt italki einen Zeitraum von 48 Stunden vor der geplanten Unterrichtszeit. Wird die Anfrage nicht rechtzeitig beantwortet, gibt es ein gestaffeltes Bestrafungssystem. Bei der ersten versäumten Beantwortung erhält die Lehrkraft nur eine Verwarnung. Beim zweiten Versäumnis wird das Profil der Lehrkraft aus der Liste “Eine Lehrkraft suchen” ausgeblendet. Ebenso wird der Verfügbarkeitsstatus der Lehrkraft auf “Unterrichtsanfragen nur von aktuellen Schülern zulassen” geändert. Wobei dies durch Klicken eines Links wieder geändert werden kann. Bei der dritten Meldung wird, neben der Ausblendung des Profils aus den Suchergebnissen, die Sperrung der Neubuchungen für 7 Tage verhängt. Bei einem vierten Versäumnis kann das Profil nur durch das Kontaktieren des Supports wieder entsperrt werden. Zwar obliegt es der Lehrkraft, wie viele Zeitslots sie in ihrem Kalender freischaltet, es ist jedoch einfacher Schüler*innen zu akquirieren, wenn diese eine große Auswahl an verfügaberen Zeiten, auch schon für in einigen Wochen, vorfinden. Sowohl Gabriela als auch Ana erzählen in den Interviews, dass ihnen bereits eine Sperrung des Accounts passiert sei. Im Fall von Gabriela war der Hintergrund, dass sie sich während der Pandemie, als sie nicht mehr zu ihrem Offlinejob gehen konnte, bei italki registriert hatte. Als sich die Lage langsam verbesserte und sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehren sollte, hatte sie bereits Stunden bei italki vereinbart. Sie musste diese folglich stornieren und wurde für einen Zeitraum von der Plattform gebannt (9:30).
Abb. 1: Statistiken italki
Das Verwenden der Schüler*innen als „Co-Manager:innen“ als auch das Management über Algorithmen zielen darauf ab, dass die Plattform weitgehend automatisiert funktionieren kann und kaum angestelltes Personal für Betreuung und Management von Lehrkräften und Schüler*innen benötigt wird (Altenried, 2021: 61). So erfolgt beispielsweise auch die Einarbeitung der neuen italki Lehrkräfte durch „erfolgreiche Lehrkräfte“ und nicht durch eigenes Personal der Plattform (Italki, 2020).
Ein weiterer Nachteil für die Lehrkräfte, der schon kurz angeschnitten wurde, ist jener „Druck der ständigen Verfügbarkeit, verschärfte Unsicherheiten und das Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit“ (Altenried et al., 2021:19). Hier spielt auch die bereits erwähnte Antwortrate bei italki eine Rolle. Aber auch die Empfehlung der Website dann verfügbar zu sein, wenn die Zielgruppe für die zu unterrichtende Sprache am aktivsten auf der Plattform ist (s. Abb. 4). Dies resultiert in prekäre Verhältnisse für die Lehrkräfte, welche teilweise Nachtschichten arbeiten, um genügend Einkommen aus den Stunden zu generieren. Während generell Plattformarbeit für manche also tatsächlich als flexibel organisierbares Zusatzeinkommen funktioniert, haben andere oft weniger Alternativen und sind deswegen vollständig auf die Plattform angewiesen. Für diese Arbeiter*innen schlägt die Flexibilität nicht selten ins Gegenteil um. Um genügend Einnahmen für ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sind viele Plattformarbeiter*innen fast immer online. Dies betrifft zum Beispiel
Abb.2: italki Verfügbarkeits Empfehlungen
Crowdworker*innen, von denen manche stets verschiedene Plattformen im Browser geöffnet haben (Altenried, 2021: 63).
Nach Ansicht einiger Autor*innen sind neue staatliche Regelungen erforderlich, damit diese Arbeitnehmer*innen geschützt werden können (Angelucci, 2020: 9). So weisen Stewart & Stanford darauf hin, dass es essenziell ist, den digitalen Arbeitsmarkt durch neue Gesetze zu regulieren (2017: 421). Ein Hauptproblem, dass bereits erwähnt wurde, ist jenes der Scheinselbstständigkeit der Arbeitnehmer*innen. Stewart & Stanford denken mit der voranschreitenden Plattformarbeit einen Schritt weiter und verlangen ein grundsätzliches Arbeitsschutzgesetz, welches sich dann auch auf Plattformarbeiter*innen beziehen würde. Es würde sich bei diesem Gesetz erübrigen, wer Auftraggeber*in ist und ob eine Person Selbständig oder angestellt tätig ist (2017: 425ff).
4.2.2. Lernende
Generell sind schwache Internetverbindungen sowie der Zugang zum Internet nach wie vor einige der größten Probleme (Mudra, 2020: 14). Darüber hinaus sind digitale Hilfsmittel wie Handys oder Laptops, um überhaupt Zugang zu gewähren eine teure Investition (Mudra, 2020: 15). Abgesehen von diesen allgemeinen Schwierigkeiten entstehen für die Lernenden bei der Verwendung von italki zwei wesentliche Einschränkungen. Die erste ist, dass italki kein eingebettetes Tool für synchrone mündliche Kommunikation bietet, die kostenfrei nutzbar ist. Wenn die Lernenden miteinander sprechen wollen, müssen sie ein externes Audio- oder Videokonferenztool verwenden (Ngo & Eichelberger, 2020: 195). Zwar gibt es die Option, einen sogenannten Language Partner[8] auf italki zu finden, die Plattform stellt hierfür jedoch im Gegensatz zum bezahlten Unterricht keine Kalender-Funktion bereit (Ngo & Eichelberger, 2020: 192). Über die Kalender Funktion kann bei bezahltem Unterricht im abgleich mit dem eigenen Kalender ein Termin vereinbart werden. Die Webseite schickt bei Bedarf für den Termin Erinnerungsmitteilungen. Ohne Verwendung, der für bezahlte Stunden, bereitgestellten Funktionen, des Kalenders und des Videotools, ist es wesentlich schwieriger für die Lehrnenden einen zuverlässigen Austausch zu gewährleisten (Pacheco, 2017: 34f). Dennoch berichtete Ana in ihrem Interview, dass es immer noch die bessere Alternative für sie sei, einen Language-Partner zu finden, um beispielsweise Deutsch zu lernen, da die Preis-Unterschiede für kostenpflichtige Unterrichtsstunden so hoch sind, dass sie sich den Deutschunterricht nicht leisten kann (13:35).[9] Die zweite Einschränkung betrifft diejenigen, die kostenlose Konten nutzten. Nutzer von kostenlosen Konten werden auf zwei Beiträge pro Tag beschränkt, was hoch motivierte Lernende frustriert (Ngo & Eichelberger, 2020: 195). Beiträge können beispielsweise ein Kommentar in der Community der Plattform sein, bei der die Lehrenenden andere um Rat fragen oder eine Diskussion zu einem bestimmten Thema eröffnen können.
Obwohl italki verschiedene kostenlose Funktionen anbietet, um Sprachen zu lernen sowie verschiedene Funktionen in der Comunity, bei der Sprachlernende Fragen stellen und beantworten können oder Diskussionen zu verschiedenen Themen eröffnen können, limitiert die Website jedoch die Nutzer*innen ohne Premium-Zugang in dieser Hinsicht. In einer Studie, die ebenfalls auf italki durchgeführt wurde, äußert sich einer der Interviewten wie folgt darüber:
It is annoying because [it] is very limited only two answers, two notebooks entries, two discussions. If you are a motivated learner and you don’t have money for paying the premium account. You eventually will get sick of that restriction and you will opt to find another site or looking for a partner and asking him/her your questions (Ngo & Eichelberger, 2020: 188).
Altenried beschreibt, dass eine digitale Plattform im Kern ein Technologie-Unternehmen sei, welches eine Transaktionsfläche für andere bereitstellt. Plattformen investieren meist wenig in Produktionsmittel und bieten stattdessen nur die Technologie, die den Austausch zwischen externen Akteur*innen ermöglicht und beziehen dafür eine Kommission (2021: 53). Ich sehe hierin eine Begründung dafür, dass italki wenig Interesse zeigt, Menschen ohne das vorhandene Kapital das Sprachenerlernen zu ermöglichen.
5. ZUSAMMENFASSUNG & AUSBLICK
Durch die vorangegangene Auswertung bereits publizierter Studien über EFL-Lernende sowie der von mir durchgeführten Interviews wurde ersichtlich, dass die Plattform italki durchaus Vorteile sowohl für Lehrende als auch für Lehrende bietet. Gerade die geographische Unabhängigkeit ist für beide Seiten von Vorteil. Es gibt jedoch nicht zu ignorierende Nachteile, sowohl was den Arbeitsschutz als auch Regulierungen der Steuerpflichtigkeit von Plattformarbeit angeht. In dieser Hinsicht vergleichen Stewart & Stanford die Gig Economy mit den Anfängen des Kapitalismus (2017: 422). Es wäre aus meiner Perspektive jedoch nicht richtig, deshalb die Plattformarbeit zu verbieten, um beispielsweise den Schutz der Arbeitskräfte zu gewährleisten. Es muss eine andere Lösung gefunden werden. So weisen Stewart & Stanford darauf hin, dass es essenziell ist, den digitalen Arbeitsmarkt durch neue Gesetze zu regulieren (2017: 421). Ein Hauptproblem, dass bereits erwähnt wurde, ist jenes der Scheinselbstständigkeit der Arbeitnehmer*innen. Dieses bezieht sich auf die meisten Arten der Plattformarbeit. In vielen Ländern sind höchstens formall Beschäftigte durch Versicherungen vor den Auswirkungen von Krankheit und Arbeitslosigkeit geschützt, eine private Versicherung ist in vielen Fällen von Einzelpersonen, die kaum den Mindestlohn verdienen, nicht tragbar. Dieser Punkt ist der wohl am häufigsten als negativ erwähnte in den geführten Interviews. Kein regelmäßiges Einkommen, keine Kranken- und Rentenvorsorge. Alles was normalerweise von Arbeitgeber*innen getragen wird, wird bei Plattformarbeit auf die „Selbstständigen“ verlagert. Bei Plattformarbeit ist jedoch häufig unklar, in welchem Arbeitsverhältnis, in diesem Fall die Lehrkraft steht. Wer wäre Arbeitgeber*in beziehungsweise Auftraggeber*in? Bei der App Uber wurde bereits in mehreren Fällen entschieden, dass es sich nur um eine Scheinselbstständigkeit der Fahrer*innen handelt, die zwar ihr eigenes Fahrzeug bereitstellen, aber weder ihre Kund*innen noch die Strecke oder den Preis der Fahrt bestimmen. In diesen Dreiecksbeziehungen aus Kund*innen, welche die Fahrt beziehungsweise den Unterricht buchen, der Plattform, die diese Aufträge koordiniert und der Person, die die Aufgabe ausführt, ist häufig nicht klar, wer Auftraggeber*in ist, Kunde*in oder Plattform? Die Plattformen, die weniger Gefahr laufen, als Arbeitgeber*in eingestuft zu werden, sind diejenigen, die ein größeres Maß an Autonomie bei der Gestaltung der Aufgaben und der Bedingungen, unter denen sie durchgeführt werden, bereitstellen. Bei italki ist die Frage nicht leicht zu beantworten. Es können von der Lehrkraft zwar bis zu einem gewissen Grad, Preis und Person, die unterrichtet wird, bestimmt werden, allerdings sind die Kontrollmaßnahmen (s. Kapitel 4.2.1) relativ umfangreich. Die Frage, die sich auch in diesem Kontext stellt, ist, ob die Lernenden letztlich die Arbeitgeber*innen sind? Wie bereits erwähnt, denken Stewart & Stanford mit der voranschreitenden Plattformarbeit einen Schritt weiter und verlangen ein grundsätzliches Arbeitsschutzgesetz, welches sich dann auch auf Plattformarbeiter*innen beziehen würde. Es würde sich bei diesem Gesetz erübrigen, wer Auftraggeber*in ist und ob eine Person Selbständig oder angestellt tätig ist (2017: 425f.). Es würde ebenfalls verhindern, dass der momentane Zustand der ausgebeuteten Arbeiter*innen weiter besteht. Für Plattformen wie italki gehört jedoch die, wie bereits erwähnt, möglichst günstige Arbeitskraft zum Geschäftsmodell. Wären die Stunden teurer, weil nicht nur Versicherungsabgaben für die Lehrkräfte fällig werden würden, sondern auch Verträge die den Lehrkräften eine garantierte Mindestsumme bei bestimmter Aktivität garantieren würden, würde das Geschäftsmodell der Plattform vermutlich nicht aufgehen. Italki ist drauf angewisen seinen Kund*innen (den Schüler*innen), möglichst viele Lehrkräfte zu möglichst geringen Löhnen zu vielen Zeiten verfügbar zu machen.
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[1] An dieser Stelle beziehen sich die 40 Prozent auf den Anteil der arbeitenden Bevölkerung.
[2] Das Konzept der Armut kann auf viele verschiedene Weisen interpretiert und wahrgenommen werden. In dieser Arbeit referiert der Begriff auf seine materialistische Ebene. Welche “[…] discrimination, inequality, political or other forms of opression and domintaion, absence of entitlements, non-availability of the miniumu of “neceessaries” required for ecomic or biological survival, defined by one’s particular culture; also all other forms of deprivation, destitution, hunger, malnutrition, homelessness, ill health and exclusion form educational possibilities […]” (Rahnema, 2010: 176) umfassen kann.
[3] Hier wird zu der Krise, welche 2007 begann, referiert (Glebe, 2008:16).
[4] Wenn im Verlauf dieser Arbeit von den interviweten Lehrkräften gesprochen wird, spreche ich nur von Frauen, da ich ausschließlich Frauen für diesen Teil interviewt habe ebenfalls handelt es sich nur um Frauen, wenn von den visuell basierten Interviews gesprochen wird, da nur von den Lehrerinnen nach Videos von ihrem Alltag gefragt wurde. Ebenso spreche ich nur von einem Mann, wenn von dem interviewten Schüler gesprochen wird.
[5] Insgesamt schrib ich elf Lehrkräfte an, von denen mir vier antworteten. Drei waren bereit mir ein Interview zu geben.
[6] Zur Berechnungsgrundlage wurden hier die jeweils ersten 20 Ergebnisse von italki verwendet.
[7] Zum Zeitpunkt meiner Forschung betrug der höchste Stundenlohn einer Lehrkraft aus Brasilien 37,32 €. Wohingegen in Deutschland der höchste Stundenpreis 74,65 € betrug.
[8] Als Language Partner wird ein*e andere*r Nutzer*in der Plattform italki angesehen, mit welcher*m ein Sprachaustausch stattfindet, ohne dass dafür bezahlt werden muss.
[9] Referiert wird hier auf die preislichen Unterschiede für verschiedene Sprachen. So ist wie bereits erwähnt der Durchschnittspreis für eine Deutschstunde wesentlich höher als für eine Portugiesischstunde.