Aktuelle Promotionsvorhaben
Agnes Beresinski: Kulturspezifische Höflichkeit in Bildungsinstitutionen in Hamburg, Warszawa und Tokio von der Primarstufe bis zur Universität
Agnes Beresinski
Kulturspezifische Höflichkeit in Bildungsinstitutionen in Hamburg, Warszawa und Tokio von der Primarstufe bis zur Universität: Eine pragmalinguistische Untersuchung zu Anredeverhalten und Danksagung im Deutschen, Polnischen und Japanischen
Höflichkeit ist ein kulturell definiertes Phänomen. Höflichkeitskonventionen, die in einer Kultur als höflich gelten, werden in einer anderen Kultur als nicht genügend höflich oder sogar als unhöflich erachtet. Darüber hinaus verändern sich kulturell geprägte Anredeformen in der Zeit und in Abhängigkeit von sozialen Kontexten.
Die Problemstellung meiner Dissertation fokussiert sprach- und soziokulturvergleichende Gemeinsamkeiten und Unterschiede zeitgenössischer Anredepraktiken, angefangen von der Primar- über die Sekundarstufe bis zur Universität. Verglichen werden dabei die sprachlichen Praktiken und Einstellungen in drei Ländern: in der BRD, in Japan und in Polen. Ich untersuche, welche sprachlichen Mittel unter Berücksichtigung von Faktoren wie Institution, Alter, Geschlecht, Status und sozialer Rolle der KommunikationspartnerInnen für die Anrede gewählt werden.
In meinem Promotionsprojekt werden kontrastiv zusammengestellte Ergebnisse der empirischen Datenerhebung diskutiert. Sie erfolgte mit drei Methoden: Fragebögen, Interviews und Beobachtungen. Dabei werden fünf ProbandInnengruppen in den Blick genommen: Eltern, SchülerInnen, LehrerInnen, Studierende und Hochschullehrende. Dadurch soll das Anredeverhalten sowohl unter ethnokultureller als auch generationen-, gender- und institutionsspezifischer Perspektive veranschaulicht werden.
Erstbetreuerin: Prof. Dr. Marion Krause (UHH, Institut für Slavistik)
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Jörg Quenzer (UHH, Asien – Afrika Institut)
Zuordnung/Förderung: Doktorandenkolleg Geisteswissenschaften der UHH; DAAD-Förderung
E-Mail: agnes.beresinski@studium.uni-hamburg.de
Ina Hartmann: Textuelle Räume in der neueren tschechischen Literatur
Ina Hartmann
Textuelle Räume in der neueren tschechischen Literatur (am Beispiel von Richard Weiner, Věra Linhartová und Daniela Hodrová)
Meine Dissertation widmet sich der Konstitution literarischer Räume in den Prosatexten von tschechischen Autor_innen. Im Zentrum meines Erkenntnisinteresses steht der Begriff der Topologie. Nach dem Ende des Kommunismus haben topographische Ansätze in Literatur und Literaturwissenschaft überwogen, die sich um das Entwerfen und Neuschreiben konkreter, topographisch verortbarer Räume drehten (Geopoetik, Erinnerungskultur u.a.). Diese Ansätze möchte ich durch eine neue Perspektive auf abstrakte, topologisch vermittelte Räumlichkeiten vor allem im Hinblick auf die Zwischen- und Nachkriegszeit komplementieren. Weiner und Linhartová sind hierfür besonders einschlägig. Hodrovás Prag-Topographien vervollständigen den Versuch eine genuin tschechische Raumgenealogie vom 20. bis ins 21. Jahrhundert abzubilden.
Betreuung: Prof. Dr. Anja Tippner
Zuordnung/Förderung: DAAD (2016-2017), Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds (2017-2018), Institut für Tschechische Literatur Prag (Aug-Sept 2018), Promotionsförderung der UHH aus Mitteln des Gleichstellungsfonds (Jan-März 2019)
E-Mail: ina.hartmann.ih@gmail.com
Karolina Kamińska: Writing in Translation. Mapping Polish Literature in the German/English contact zone
Karolina Kamińska
Writing in Translation. Mapping Polish Literature in the German/English contact zone.
This dissertation project is concerned with literary translation, especially with (female) writer-translator tandems, their visibility, and the question of the translator as the second author. Point of departure for my research interests is the interdisciplinary field of Descriptive Translation Studies (DTS), under consideration of feminist and postcolonial approaches, as well as reception theory. The question of (female) writer-translator tandem plays a crucial role in this context, as it coincides with a substantial number of literary awards (and nominations) for the translated works, and – on the theoretical part – with the current major turn in translation theories and literary canons. The latter one applies primarily to the issue of "visibility" on many levels: the visibility of translators as authors, the visibility of literature written by women, literature in translation and literature from countries beyond the so-called mainstream (“small literatures”). The theoretical part deals with a substantial review and systematization of translation theories from Polish-, German- and English-speaking academia, as these regions are pivotal for the contrastive analysis provided in the subsequent part of the project. Thus, a corpus of “works in translation” is based on the observations resulting from the analysis of the critical reception of the works of contemporary Polish writers in the English and German literary discourses (Olga Tokarczuk, Wioletta Grzegorzewska).
Erstbetreuung: Prof. Dr. Anja Tippner
Zuordnung/Förderung: -
E-mail: karolina.kaminska@uni-hamburg.de
Kristina Omelchenko: Sowjetische Gewaltgeschichte(n)
Kristina Omelchenko
Sowjetische Gewaltgeschichte(n). Zur Pluralisierung der Erinnerungen in deutsch- und russischsprachiger Gegenwartsliteratur
Im Dissertationsprojekt werden deutsch- und russischsprachige Familienromane des 21. Jahrhunderts betrachtet, die sich der transnationalen Literatur zuordnen lassen, da sich die dort verhandelten Familiengeschichten über die nationalen Grenzen hinaus entwickeln (Romane von N. Haratischwili, M. Biller, S. Lebedev, L. Ulickaja u.a.). Familie wird als ein Konzept aufgefasst, das eine multiperspektivische Reflexion der Fragen von Identität, Zugehörigkeit und Grenzen erlaubt. Gegenstand der vergleichenden Analyse sind Motive, Topoi und Ästhetik der beiden Textkorpora, die auf Muster des transnationalen Erinnerns und Erzählens hinweisen. Es wird den Fragen nachgegangen, ob und ggf. wie sich die transnationalen Schreibweisen in deutsch- und russischsprachigen Romanen unterscheiden bzw. wo sie sich gleichen und wie sie die Erinnerungsnarrative, Begegnungen und Transfers zwischen Ost- und Westeuropa darstellen.
Betreuung: Prof. Dr. Anja Tippner
Zuordnung/Förderung: ab 1.5.2020 durch Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES) gefördert
E-mail: kristina.omelchenko@studium.uni-hamburg.de
Alexandra Pietroch: Tschechische Surrealisten im Krieg?
Alexandra Pietroch
Tschechische Surrealisten im Krieg? Grenzgänge der tschechischen Avantgarde während des Protektorates Böhmen und Mähren
In meinem Dissertationsvorhaben beschäftige ich mich am Beispiel der tschechischen Surrealisten und ihrer Aktivität im Okkupationsraum mit der Frage, wie Kultur unter deutscher Besatzung möglich war, wie sie zwischen 1939 und 1945 fortbestehen oder sich verändern konnte. Kontrolle und Lenkung des tschechischen Kulturlebens setzte einheimische Kulturschaffende extremer Pression aus. So treten als von ihnen getroffene Maßnahmen der Neuorganisation Flucht, Untergrundtätigkeit, Widerstand und auch verschiedene Formen der Kollaboration auf. Diese Reaktionen können nicht immer als voneinander getrennte Kategorien betrachtet werden. Auch von Mitgliedern der Künstlergruppe skupina surrealistů v ČSR, zu denen unter anderem Toyen und Karel Teige zählen, ist anzunehmen – so meine These -, dass sie in diesem Rahmen bedeutend vielschichtiger, als bislang bekannt, bis gar widersprüchlich agiert haben und sich hieraus eine besondere Form kultureller Einflussnahme innerhalb des Besatzungsraumes ergibt. Mittels gruppensoziologischer Analyse der Künstlergruppe wird die Interaktion ihrer Mitglieder sowohl untereinander als auch mit dritten Parteien - hierzu zählen die von den Besatzern kontrollierten Strukturen sowie weitere, sich neu bildende Künstlergruppen - in den Fokus gerückt. Die Dissertation setzt sich das Ziel, einen Beitrag zum besseren Verständnis der Rolle der Okkupation in der Tschechoslowakei aus kultureller, gesellschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Perspektive zu leisten.
Erstbetreuung: Prof. Dr. Anja Tippner
Zuordnung/Förderung: DAAD, Josef Dobrovský Fellowship am Institut für Tschechische Literatur in Prag (11/2021)
E-Mail: alexandra.pietroch@studium.uni-hamburg.de
Nelli Ritter: Lesekompetenz im Kindes- und Jugendalter
Nelli Ritter
Lesekompetenz im Kindes- und Jugendalter: Monolinguale und Bilinguale im Vergleich
Lesekompetenz wird traditionell aus der Perspektive des Leseverständnisses erforscht und weniger mit Blick auf die mit dem Lesen verbundenen Verarbeitungsprozesse und sprachlichen Kenntnisse. In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich die Lesekompetenz bilingualer und monolingualer Schüler und Schülerinnen im Russischen und im Deutschen aus der psycholinguistischen Perspektive.
Im Fokus stehen die beim stillen und lauten Lesen auftretenden Prozesse unter Berücksichtigung der lebensweltlichen Ein- und Zweisprachigkeit sowie des Alters der Kinder und Jugendlichen. Mithilfe der Eye-Tracking-Methode können diese Leseprozesse sichtbar und somit interpretierbar gemacht werden. Diese Methode ermöglicht es herauszufinden, inwieweit sich das bilinguale Lesen vom monolingualen Lesen unterscheidet und wie sprachliche Informationen beim Lesen in Abhängigkeit vom sprachlichen Vorwissen verarbeitet werden.
In meinem Promotionsprojekt werden die unterschiedliche Blickbewegungsparameter erfasst. Des Weiteren werden Zusammenhänge zwischen diesen Parametern und Faktoren wie Wortart, Wortlänge und Wortfrequenz analysiert. Dabei werden interindividuelle Unterschiede und Besonderheiten des bilingualen Lesens im Hinblick auf die zwei graphischen Systeme, die lateinische und die kyrillischen Schrift, berücksichtigt. Aus den Ergebnissen können praktische Ableitungen für die Förderung der Lesekompetenz der Kinder und Jugendlichen gezogen werden.
Erstbetreuung: Prof. Dr. Marion Krause (UHH, Institut für Slavistik)
Zweitbetreuung: Prof. Dr. Kristin Bührig (UHH, Institut für Germanistik)
Zuordnung/Förderung: seit 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Slavistik, 2015-2018 Stipendiatin im Doktorandenkolleg "Geisteswissenschaften"
E-Mail: nelli.ritter@uni-hamburg.de
Ina Sdanevitsch-Zimmermann: Zwischen sowjetischem Kriegsmythos und Zeitzeugenerfahrungen
Ina Sdanevitsch-Zimmermann
Zwischen sowjetischem Kriegsmythos und Zeitzeugenerfahrungen: Repräsentationen des Zweiten Weltkrieges in der (bela-)russischen Dokumentarliteratur
Im Dissertationsprojekt werden (bela-)russische literarische Darstellungen über den Zweiten Weltkrieg, die in der Nachkriegszeit entstanden sind, untersucht. Im Fokus der Arbeit stehen kulturelle Phänomene (darunter Erinnerung, kollektives Gedächtnis, Identität) sowie ästhetische Verfahren und Schreibstrategien, um vergangene Ereignisse darzustellen und Konzeptionen u.a. von Opfer- und Täterrelationen zu entwickeln. Den Gegenstandsbereich der Analyse bilden Texte von S. Smirnov, A. Adamovič und S. Aleksievič. Unter Bezugnahme von Erinnerungskonzepten, die einander gegenübergestellt werden, sollen u.a. folgende Fragestellungen erörtert werden: Wie schließen die Texte an bestehende Narrative an? Handelt es sich dabei um konkurrierende Repräsentationen oder können diese auch komplementär zueinander gelesen werden?
Erstbetreuung: Prof. Dr. Anja Tippner
Zuordnung/Förderung: April-Dezember 2017: Graduiertenkolleg Vergegenwärtigungen - Repräsentationen der Shoah in komparatistischer Perspektive (Landesforschungsförderung Hamburg)
E-mail: ina.sdanevitsch@uni-hamburg.de
Kristina Vogel: Kinder des Sozialismus
Kristina Vogel
Kinder des Sozialismus: Literarische Darstellungen und kulturelle Gedächtnisbilder der Kindheit in der Sowjetunion
Das Kind im Sozialismus stellt ein gesellschaftliches Konstrukt im kulturellen Gedächtnis des (post)sowjetischen Menschen dar. Die Aufarbeitung dieses Phänomens erweist sich immer noch als Leerstelle in der Forschung sowie der Erinnerungskultur. Doch mit der Zeit berichten immer mehr AutorInnen von ihrer individuellen Kindheitserfahrung während der Sowjetzeit. Das Dissertationsprojekt untersucht und vergleicht die Kindheitsbilder, welche in diesen Texten dargestellt werden. Auf welche Art und Weise wird an die Kindheit darin erinnert und wie sind die Texte aufgebaut? Aus welcher Perspektive wird dabei berichtet und inwiefern ist der Erwachsene in einer retrospektiv aufgebauten Geschichte präsent? Die Textanalyse soll Überschneidungen und Diskrepanzen mit dem allgemein geltenden sowjetischen Kindheitskonstrukt aufzeigen. Das Ziel des Promotionsvorhabens ist es, einen Beitrag zur Entmythologisierung des sowjetischen Kindheitskonzepts zu leisten.
Erstbetreuung: Prof. Dr. Anja Tippner
Zuordnung/Förderung: Stipendium bei der Claussen-Simon Stiftung im Rahmen des Förderprogramms Dissertation Plus (seit 12.2018)
E-mail: kristina.vogel@uni-hamburg.de
Lucie Voitová: Anwesend in Abwesenheit
Lucie Voitová
Anwesend in Abwesenheit. Leerstellen als Kernelement der Shoah-Vergegenwärtigung in der tschechischen und deutschen Gegenwartsliteratur
Im Mittelpunkt meiner Dissertation steht die Frage, wie das Thema der Shoah in der tschechischen und deutschen Gegenwartsliteratur dargestellt wird. Die Shoah-Vergegenwärtigung wird in den Texten der zweiten und dritten Generation – so die Ausgangsthese meiner Arbeit – durch unterschiedliche Formen von Abwesenheit gekennzeichnet, die verschiedene Arten von Leerstellen konstruiert. Ausgehend von der Rezeptionsästhetik wird der Begriff der Leerstellen im Kontext des Shoah-Diskurses weiter ausgearbeitet, um seine unterschiedliche Erscheinungsformen in den untersuchten Prosatexten auf der thematischen sowie formalen Ebene zu analysieren. Meine Dissertation setzt sich zum Ziel, mittels einer komparativen Analyse von Romanen von Irena Dousková, Hana Andronikova, Barbara Honigmann und Jakob Hein auf die Leerstellen als ein entscheidendes poetologisches Strukturverfahren der gegenwärtigen Literatur über die Shoah aufmerksam zu machen.
Erstbetreuung: Prof. Dr. Anja Tippner
Zuordnung/Förderung: Landesforschungsförderung Hamburg, Graduiertenkolleg „Vergegenwärtigungen. Repräsentationen der Shoah in komparatistischer Perspektive" (2015-2017); Leistungsstipendium für internationale Studierende der Universität Hamburg (2018)
E-Mail:
Valeria Wagner: Konzeptualisierung von Alter(n)
Valeria Wagner
Konzeptualisierung von Alter(n)
In meinem Promotionsvorhaben befasse ich mich mit dem Alter(n)sdiskurs aus einer kontrastiven diskurslinguistischen Sicht und betrachte drei Sprach- und Kulturgemeinschaften (Russland, Deutschland und russischsprachige (Re-)MigrantInnen in Deutschland). Von besonderer Bedeutung ist das Alter(n)skonzept von russischsprachigen MigantInnen, deren Sozialisierung im russischsprachigen Raum stattgefunden hat und die durch ihre (re-)migrationsbedingte soziale Integration in die neue, deutschsprachige Gesellschaft herausgefordert wurden. Im Hinblick auf die vorgenommene kontrastive Diskursanalyse gehe ich folgenden Fragen nach: Wie wird das Alter(n) sprachlich in drei verschiedenen soziokulturellen Konstellationen im öffentlichen Diskurs von Printmedien konzipiert? Welche Unterschiede ergeben sich aus linguistischer Sicht aus dem Diskursvergleich? Dafür habe ich ein Textkorpus über ca. 1.200 Texte zusammengestellt, das mit einer Kombination quantitativer und qualitativer diskurslinguistischer Analyseverfahren untersucht wird. Mit diesen Methoden erfasse und untersuche ich unterschiedliche Diskursstränge. Begonnen habe ich mit ‚numerischem Alter‘. Mit Hilfe anschließender Frame- und Toposanalysen plane ich, prototypische Alter(n)skonzepte der drei Zielgruppen zu erstellen und zu vergleichen.
Erstbetreuung: Prof. Dr. Marion Krause
Zuordnung/Förderung: Projekt „Offensive Sprachwissenschaft“ am Institut für Slavistik. Seit 2019 Promotionsstipendium der Universität Hamburg
E-Mail: valeria.wagner@uni-hamburg.de