Arbeitsbericht ZMM 2000 bis 2003
Jens Eder
Zielsetzung und Situation
Das Zentrum für Medien und Medienkultur (ZMM) wurde Mitte der achtziger Jahre vom Fachbereich Sprachwissenschaften gegründet, um die Medienforschung und -lehre in den verschiedenen im Fachbereich beheimateten Philologien sowie weiteren Studiengängen und Institutionen zu bündeln. Ein technisches Medienzentrum als Einrichtung des ZMM unterstützt Lehre und Forschung durch die Bereitstellung von Geräten und Räumen, Archivfunktionen sowie technische Beratung.
In der Zeit von 2000 bis 2003 konnten Medienforschung und -lehre im Fachbereich Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaft weiter konsolidiert und ausgebaut werden. Diese Entwicklung wurde nur durch die Zusammenarbeit des ZMM mit den anderen Instituten und Studiengängen des Fachbereichs möglich. Im Dezember 2002 wurde mit Beschluss des Akademischen Senats ein übergreifendes Zentrum für Medienkommunikation (ZfM) eingerichtet, das die Kooperation von ZMM, Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft und Hans-Bredow-Institut sowie möglichen weiteren Partnern organisiert. Über die Binnenstruktur des ZfM und die Stellung der beteiligten Einrichtungen innerhalb des ZfM wird derzeit noch beraten.
Der Studiengang „Medienkultur“
Seit dem Wintersemester 2000/01 kann „Medienkultur“ als erstes Hauptfach und als Nebenfach mit einem Magisterabschluss und einem Bakkalaureatsabschluß studiert werden. Als Nebenfach besteht der Studiengang seit dem Wintersemester 1992/93; die Einrichtung eines Hauptfachstudiengangs wurde im Juni 2000 vom Akademischen Senat beschlossen. Damit kam eine längere Entwicklung zum Abschluss: Der Fachbereich hatte sich bereits seit Anfang der achtziger Jahre dafür eingesetzt, die Medienausbildung in Hamburg zu verstärken und einen eigenständigen Studiengang zu realisieren, der in enger Verbindung mit den sprach- und literaturwissenschaftlichen Studiengängen steht. (Eine ausführliche Darstellung findet sich im Heft 1 der ZMM-Reihe „Hamburger Hefte zur Medienkultur“, Hamburg 2000.)
Der Studiengang „Medienkultur“ wird von den Lehrenden der verschiedenen Philologien, insbesondere der Germanistik, Anglistik/Amerikanistik und Romanistik sowie von Lehrenden des Instituts für Gebärdensprache gemeinsam durchgeführt. Diese Zusammenarbeit hat sich bewährt und die Kooperation der Lehrenden, die sich innerhalb der verschiedenen Philologien mit den Medien beschäftigen, verstärkt. Zusätzlich hat das ZMM mit dem Studiengang „Journalistik und Kommunikationswissenschaft“ eine wechselseitige Öffnung von Lehrveranstaltungen vereinbart. Seit dem Wintersemester 2000/01 können die Studierenden Vorlesungen, seit dem Sommersemester 2001 auch ausgewählte Seminare des jeweils anderen Studiengangs besuchen. Da es für den Studiengang „Medienkultur“ kein eigenes Institut gibt, sondern die Lehre aus den beteiligten Instituten des Fachbereichs kommt, werden Studiengang und Lehrplan vom ZMM organisiert. Nach einer Phase der Konsolidierung der Lehrangebote steht als Aufgabe die Einführung des konsekutiven Bachelor-Master-Systems bevor.
Seit dem Wintersemester 2000/01 werden 35 Studierende im Hauptfach und 35 Studierende im Nebenfach „Medienkultur“ zugelassen (bis 1999: 45 Nebenfach-Studienplätze). Die Nachfrage der Studierenden übertrifft die Anzahl der Studienplätze regelmäßig bei weitem. Zum Winter 2000/01 gab es 234 Bewerbungen, 2002/03 war die Zahl der Bewerbungen bereits auf 1147 gestiegen. Der Zugang wird bisher noch durch einen NC geregelt. Im Mai 2003 wurde jedoch ein neues Auswahlverfahren beantragt, in dem die Studienplätze zur Hälfte auf Grundlage einer Kombination von Bewerbungsschreiben, Einzelnotenwertung und Auswahlgesprächen vergeben werden sollen. Dadurch sollen besonders motivierte und geeignete Bewerber auch ohne den entsprechenden NC eine Chance auf einen Studienplatz bekommen. Vermutlich wird das Auswahlverfahren zum Wintersemester 2004/05 eingeführt.
Um eine breitere und einheitlichere Kenntnis grundlegender Konzepte der Medienwissenschaft zu schaffen, werden die Einführungsseminare vermehrt von einzelnen Lehrenden durchgeführt, statt dass wie bisher verschiedene Lehrende jeweils einen der vier Arbeitsbereiche (Film, Fernsehen, Hörfunk und Internet/computergenerierte Medien) darstellen. Das Lehrangebot in den Arbeitsfeldern „Internet/Computergenerierte Medien“ und „Radio“ ist insgesamt noch zu gering; hier sind in der nächsten Zeit weitere Anstrengungen zu unternehmen, um das Angebot auszubauen.
Die im Studienplan vorgesehenen Projektseminare behandelten folgende Themen:
- SoSe 2000: Herstellung einer Zeitschrift (mit Internetausgabe) (Rüdiger Maulko)
- WiSe 00/01, SoSe 01: Drehbuch (Joan Kristin Bleicher)
- WiSe 01/02, SoSe 02: Filmprojekt (Video) (Corinna Müller)
- SoSe 02, WiSe 02/03: Filmgeschichte: Wochenschau (Knut Hickethier)
- WiSe 02/03, SoSe 03: Digitale Medien: Projektplanung und Entwicklung (Rolf Schulmeister)
- SoSe03: Einführung in die Film- und Videountertitelung (Nicole Neumann).
Die Projektergebnisse wurden öffentlich präsentiert (u.a. in Filmvorführungen im Abaton-Kino) und sind zum Teil auf den Internetseiten der Universität zu finden. Neben den Projektseminaren wurden auch in anderen Seminartypen zunehmend praxisbezogene Übungen (z.B. Radio- und Audiokunstproduktion, Drehbuch, Storyboard) durchgeführt.
Forschungsinitiativen und Kooperationen
Vom ZMM gingen in Zusammenarbeit mit Instituten, Fachbereich sowie anderen Einrichtungen zahlreiche Forschungsinitiativen aus:
- Zur Geschichte des Nordwestdeutschen Rundfunks (externer Link).
- Zur Erforschung der Küstenbilder: Seit November 2000 läuft das Forschungsprojekt „Natur im Konflikt – Naturschutz, Naturbegriff und Küstenbilder“, das von einer interdisziplinären und internationalen Forschergruppe getragen und von der Volkswagen-Stiftung gefördert wird. Zum Gesamtprojekt gehört ein Arbeitsbereich „Naturtheorie und Naturästhetik“, der am IfG II angesiedelt ist. Das Projekt beschäftigt sich mit Konturen und Wirksamkeit von Naturvorstellungen in aktuellen Auseinandersetzungen um wertvolle, schutzbedürftige usw. Natur. Die Grundannahme besteht darin, daß Kontroversen um Wert und Bedeutung von Natur in hohem Maße auf unterschiedliche Naturvorstellungen zurückgehen. Ethnohistorische Forschungen werden in Beziehung gesetzt zu Naturvorstellungen in den Wissenschaften und zu Naturbildern in den Massenmedien. Sprecher der Gruppe ist Ludwig Fischer (IfG II).
- Kinoöffentlichkeit in Hamburg 1895–1932: Das Projekt untersucht die Gesamtheit aller topographischen, ökonomischen, programmästhetischen und rezeptionshistorischen Faktoren, die zuerst im Rahmen bereits existierender Versammlungsöffentlichkeiten (Varieté oder ,Dom') und danach im Rahmen einer eigenen Veranstaltungsöffentlichkeit ´Kino` die Produktion, die Distribution und die Rezeption von Filmen möglich machen und steuern. Es untersucht die Gesamtheit aller kulturellen Institutionen, in denen die Veranstaltungsöffentlichkeit des Kinos kommentiert und reglementiert wird; sowie die anvisierten und tatsächlich erreichten Publika des Kinos. Das Projekt wird geleitet von Harro Segeberg und bearbeitet von Corinna Müller.
- Privatheit im öffentlichen Raum: Das Forschungsprojekt wird vom Hans-Bredow-Institut (Joan Kristin Bleicher, Ralph Weiss) in Kooperation mit dem ZMM (Knut Hickethier) und dem Europäischen Medieninstitut (Jo Groebel) für die Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Untersucht werden die Diskursveränderungen in der medialen Thematisierung der Differenz von Öffentlichkeit und Privatheit. Es wird analysiert, wie die medienvermittelte Unterhaltung und die Selbstdarstellung in der Netzwelt Privates und Intimes öffentlich machen und dabei Struktur und Kultur des Privatlebens transformieren.
- Zur Kritik der Medienkritik: Auch dieses Projekt wird vom Hans-Bredow-Institut (Joan Kristin Bleicher, Ralph Weiss) in Kooperation mit dem ZMM (Knut Hickethier) für die Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen durchgeführt; weitere Kooperationspartner sind hier Mitarbeiter der Universität Zürich. Das Projekt will Stärken und Defizite in der Selbstreflexivität unserer &Mac226;Mediengesellschaft' beschreibbar machen. Dazu analysiert es die inhaltlichen Strukturen programm- und sendungsbegleitender Fernsehkritik sowie deren redaktionelle Einbettung und entwickelt konzeptionelle Vorschläge zur Förderung der Selbstreflexivität der „Mediengesellschaft“.
- E-Learning: Im Institut für Deutsche Gebärdensprache hat Rolf Schulmeister mehrere medienbezogene, international angelegte Projekte zu computergestützten Transkripitions- und Notationssystemen initiiert, darunter Essential Sign Language Information on Government Networks (eSIGN); Virtual Signing, Capture, Animation, Storage and Transmission (ViSiCaST) sowie EvaLern (Hamburg eLearning Consortium Hamburger Hochschulen). Erfahrungen aus diesen Projekten gehen in die Lehrorganisation des Studiengangs Medienkultur ein.
- New Journalism: Die Polaritäten der kulturellen Weltvermittlung zwischen Journalismus als faktenorientierter Berichterstattung und Fiktion als Erfindung von Ereignissen sind in den letzten Jahren diversen Mischformen aus Journalismus und Literatur gewichen, die das Forschungsprojekt untersucht. Dabei sollen die Traditionslinien des New Journalism (Tom Wolfe, Hunter S. Thompson) in den USA, deutsche Traditionslinien der Zeitschriften Twen, Tempo und Max und zeitgenössische Formen in Deutschland berücksichtigt werden. Projektbearbeiter sind Joan Kristin Bleicher (ZMM) und Bernhard Pörksen (IJK).
- Wochenschau: In Vorbereitung ist ein Projekt zu Geschichte, Theorie und Präsentation der deutschen Wochenschauen in der Bundesrepublik im Zeitraum 1950 bis 1980. Das Forschungsvorhaben geht aus mehreren Seminaren und Projektseminaren von Knut Hickethier, Jürgen Voigt u.a. hervor. Ziel ist eine systematische Erfassung und Darstellung der Wochenschau-Aktivitäten in Hamburg.
- Narration und Emotion in Film und Literatur: Im Rahmen der Forschergruppe „Narratologie“ wird im Juni 2003 bei der DFG ein Projekt beantragt, das sich zum Ziel gesetzt hat, in Zusammenarbeit von Literaturwissenschaft (Simone Winko) und Filmwissenschaft (Jens Eder) die Strukturen und Verfahren narrativer Emotionslenkung in Film und Literatur zu modellieren.
Publikationen
Semesterzeitschrift „tiefenschärfe“
Die Zeitschrift „tiefenschärfe“ (bis zum Wintersemester 2000/01 „ZMM news“) erscheint seit 1994/95 immer zu Beginn des Semesters. Sie enthält Beiträge zu einem jeweils neuen Themenschwerpunkt sowie Informationen zu Lehrveranstaltungen, Berichte über Forschungsergebnisse, Publikationen und aktuelle Probleme der Medienlandschaft. Die Semesterzeitschrift wird an andere medien- und kommunikationswissenschaftliche Institute Deutschlands verschickt. Damit präsentieren sich die Hamburger Medienwissenschaft und das ZMM außerhalb der Universität.
Themenschwerpunkte der Hefte von 2000 bis 2003 waren:
- „Filme sehen, hören, machen“ im Winter 1999/2000, mit Beiträgen zu TV-Movies, Fernsehkrimis; Ton, Hitchcock zum Hundertsten; Musik, Film und Apparatustheorien;
- „Film-Praxis“ im Sommer 2000: Filmpraxis lernen an der Uni; über die Studiengänge an der HfbK Hamburg, an der HFF Babelsberg, den Studiengang ‘Producing’ an Hollywoods AFI;
- „Medienstadt Hamburg“ im Winter 2000/01: Hamburger Kinolandschaft, Berufe im Hamburger Multimedia-Bereich, Online-Printmedien, MP3, Cutter-Ausbildungen;
- „Medium Computer“ im Sommer 2001: Mediengeschichte am Beispiel des Internet, Theorie des Internet, Mobile Computing, Internet und Fernsehen, Kunstprojekte im Web;
- „Medientheorie“ im Winter 2001/02: Arten und Themen von Medientheorien, Bildtheorie, Perspektive, Mediengeschichte, Dispositiv, Radiotheorie;
- „Medien und Literatur“ im Sommer 2002: Literatur und Kino in der Weimarer Republik, Fernsehen als Motiv der Literatur, Siegfried Lenz, unzuverlässiges Erzählen, Dispositivtheorie;
- „Medien-Dispositive“ im Winter 02/03: Begriffsgeschichte und Theorien des “Dispositivs”, Dispositiv Internet, Fernsehvermittlung, Gender-Darstellung, Fred von Hoerschelmann;
- „Werbung“ im Sommer 2003: Online-Werbung, Trends der Fernsehwerbung, Telemesse, Radio-Werbung, Werbeagenturen, Ursprung des “Werbefunks”, Semiotik der Werbung.
Die Redaktion setzt sich aus Lehrenden und Studierenden zusammen, die verantwortliche Heftredaktion liegt seit 2002 bei Frank Schätzlein (davor: Jens Eder). Seit 1996 sind die meisten Hefte auch im Internet zu finden. An der Fertigstellung des Internetauftritts wird noch gearbeitet. In Arbeit ist zur Zeit auch das nächste Heft mit dem Thema „Medienkritik“.
Preprintreihe „Hamburger Hefte zur Medienkultur“
Durch die Preprintreihe, die 2002 ins Leben gerufen wurde, besteht eine Publikationsmöglichkeit für Texte, die auch der universitätsinternen Kommunikation dienen können. Die Reihe wird von Ludwig Fischer, Knut Hickethier, Johann N. Schmidt und Wolfgang Settekorn in Zusammenarbeit mit Klaus Bartels, Joan Kristin Bleicher, Jens Eder, Jan Hans, Corinna Müller, Hans-Peter Rodenberg, Rolf Schulmeister, Joachim Schöberl, Harro Segeberg herausgegeben, der Druck wird durch die Abteilung print & mail besorgt. Bereits erschienen sind:
- Nr. 1: Knut Hickethier: Medienkultur und Medienwissenschaft. Das Hamburger Modell. Vorgeschichte, Entstehung, Konzept (2001)
- Nr. 6: Knut Hickethie (Hrsg.): „Wir hatten einen Lacher“: Die Geschichte der deutschen Wochenschauen (2002)
In Vorbereitung sind folgende Hefte:
- Nr. 2: Joan Kristin Bleicher: Fernsehgeschichte: Modelle-Theorien-Projekte
- Nr. 3: Wolfgang Settekorn: Küstenbilder (Arbeitstitel);
- Nr. 4: Jürgen Voigt: Dokumentarfilm (Arbeitstitel)
- Nr. 5: Ludwig Fischer: Natur und Medien (Arbeitstitel)
- Nr. 7: Johann N. Schmidt: Das Chicago-Projekt (Arbeitstitel);
- Nr. 8: Jens Eder (Hrsg.): Bildgestaltung, Storyboard und Produktionsdesign am Beispiel von „King Lear“ (Arbeitstitel)
Die Reihe wird fortgesetzt und steht allen im Bereich der Medien und Medienkultur Forschenden, Lehrenden und Studierenden offen. Anfragen und Angebote sind an die Herausgeber der Reihe zu richten.
Medienzentrum
Das Medienzentrum (MZ) ist eine Serviceeinrichtung des Fachbereichs Sprachwissenschaften. Es ist vor allem zuständig für
- die Aufzeichnung und Archivierung von Audio- und Videomaterial;
- die Bereitstellung von Material für den Lehrbetrieb;
- die Verwaltung und Belegung der Sicht- und Schnittplätze sowie der Veranstaltungsräume innerhalb des Medienzentrums;
- die Anfertigung von Überspielungen für Lehr- und Forschungszwecke;
- die Einführung von Studierenden in den Gebrauch von Kamera- und Schnittplatzausrüstungen, dazu gehören auch Kurse zur Film(post)produktion (seit 1994 bietet das Medienzentrum auch Einführungen in die nonlinearen Schnittplätze an);
- die Betreuung und Beratung bei Produktionen, auch kleinerer Demonstrations- und Übungsbänder für Seminare und Examensarbeiten; sowie
- die Betreuung von audiovisuellen Geräten der Institute des Fachbereichs in Räumen außerhalb des MZ (insbesondere des Phil-Turms).
Die personelle Ausstattung des Medienzentrums befindet sich nach wie vor an der untersten Grenze und konnte aufgrund der allgemeinen Sparauflagen, denen die Universität unterworfen ist, noch nicht verbessert werden. Die linearen Kürzungen der Mittel führten vielmehr zu weiteren Reduzierungen des verfügbaren Finanzetats. Bereits im vorigen Berichtszeitraum konnten die Öffnungszeiten des MZ deshalb auch durch Neuordnung der Arbeitszeiten nicht mehr im bisherigen Umfang gehalten werden, das Medienzentrum reduzierte sie vor allem in der vorlesungsfreien Zeit, was u.a. Beeinträchtigungen bei der Bearbeitung von Examensarbeiten und in der Forschung zur Folge hatte. Trotz dieser Situation ist es dank des Einsatzes aller Beteiligten seither gelungen, den Service im Wesentlichen aufrechtzuerhalten.
Die Inanspruchnahme der Leistungen des Medienzentrums durch Lehrende und Studierende ist im Berichtszeitraum weiter stark gestiegen, auch haben die Bitten um Hilfeleistungen aus anderen Fachbereichen spürbar zugenommen. Zudem hat sich die Nachfrage aus dem Bereich der Forschungsprojekte und dem Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft (IJK) verstärkt. Durch die steigende Verwendung von Medientechnik in Lehre und Forschung ist eine weitere Zunahme der Nachfrage absehbar. Um Synergien zu nutzen und Informationsflüsse zu verbessern, wurde mit dem IJK eine Kooperation im technischen Bereich vereinbart. Das IJK öffnet seine neue Lehrredaktion für die Nutzung durch Studierende der Medienkultur und stellt dem MZ fünf Video-Schnittgeräte zur Verfügung. Umgekehrt steht das MZ mit seinen technischen und personellen Möglichkeiten den Studierenden und Lehrenden des IJK offen.
Ein Hindernis für die stärkere Nutzung sind die begrenzten räumlichen Möglichkeiten, auf Grund derer die Sichtungs- und Schnittmöglichkeiten bisher weiterhin auf zwei Sichträume mit vier Sichtplätzen und vier Schnittplätze verschiedener Systeme beschränkt bleiben mussten. Die Seminarräume waren von 2000 bis 2003 in der Vorlesungszeit zu etwa 95 Prozent ausgelastet. Vor allem in den Kernzeiten des Semesters konnte für zusätzliche einzelne Sichtveranstaltungen oft kein Raum geschaffen werden. Immer häufiger muss auch der Vorführraum im Keller (das sog. ‘Kino’) für Lehrveranstaltungen in Anspruch genommen werden, was aufgrund der ungünstigen Raumverhältnisse als Dauerzustand nicht vertretbar ist. Für die Zeit ab 2006 ist im Zuge der Raumplanung der Universität ein Umzug des Medienzentrums in den “Philturm” und eine Verbesserung der räumlichen Ausstattung vorgesehen.
Im Bereich der technischen Ausstattung konnte im Berichtszeitraum eine Verbesserung bzw. Erneuerung eingeleitet werden: Im Tonstudio, das nach Auflösung des ZFI dem Medienzentrum zugeordnet und erneuert wurde, können Videos nachvertont, Hörspiele aufgenommen oder Filme synchronisiert werden. Dabei können Audio-Produktionen mit aktueller Technik bearbeitet werden. Aus Mitteln des Rechenzentrums konnten zwei neue Videobeamer finanziert und damit der Ausfall ersetzt werden. Der Bestand an Audio- und Videoaufzeichnungen stieg im Berichtszeitraum von 8.500 auf ca. 18.000 Einheiten. Damit wurde die Verfügbarkeit von Materialien für Lehre und Forschung deutlich gesteigert. 2002 wurde ein Großgeräteantrag für eine Kameraeinheit gestellt; zur Umstellung auf eine digitalisierte Produktion ist ein weiterer Großgeräteantrag für eine Postproduction-Einheit in Vorbereitung. Mit der Bewilligung dieser Anträge könnte das Medienzentrum auch im audiovisuellen Bereich wieder an den Stand der Technik anknüpfen und den Erfordernissen praxisorientierter Lehre gerechter werden.
Aktivitäten im Rahmen des Medienzentrums
Trotz der angespannten Verhältnisse führte das Medienzentrum eine Reihe von Aktivitäten durch.
- Filmreihen: Die vom Medienzentrum veranstalteten seminarunabhängigen Filmreihen, die dazu dienen, Zugang zu selten gezeigten Filmen zu erschließen und filmgeschichtliche Kenntnisse bei den Studierenden zu vertiefen, konnten nur vorübergehend wieder aufgenommen werden; an einer Wiederaufnahme unter neuen Rahmenbedingungen wird gearbeitet. Weitergeführt werden die Ergänzungsseminare, die der Vorführung von Filmen, Fernsehsendungen und Radiosendungen dienen.
- Filmproduktionen: Im Rahmen einzelner Seminare entstanden weiterhin Übungsfilme. So erstellten die Studierenden im Verlauf der Projektseminare “Filmgeschichte: Wochenschau” (2003) und “Filmprojekt (Video)” (2002) jeweils Kurzfilme, die im Abaton-Kino gezeigt wurden. Auch außerhalb der Seminare nutzten Studierende – wie etwa die Filmgruppe „UFO“ – Möglichkeiten des Medienzentrums, um im Zusammenhang mit Studienprojekten und Seminarthemen eigene Filme zu drehen.
Tagungen
Seit 1997 führte das ZMM in Zusammenarbeit mit dem Institut für Filmwissenschaft der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz jedes Jahr ein Symposium zum Thema „Schauspielen im Film“ durch. Ziel der Symposien war die Förderung der Beschreibung und Analyse des Schauspielens im Film. Die Symposien-Reihe fand mit zwei Veranstaltungen ihren Abschluss:
- Symposium, 2000: Komiker, Komödianten, Komödienspieler (Hamburg) mit Beiträgen von Heinz-B. Heller, Christian Maintz, Susanne Marschall, Thomas Koebner, Fabienne Will, Torsten Körner, Karl Prümm, Knut Hickethier, Oliver Möbert, Norbert Grob, Aksana Coxhead, Dorothee Ott (Organisation: Knut Hickethier).
- Symposium, 2001: Grenzsituationen spielen (Mainz) mit Beiträgen von Thomas Klein, Marcus Stiglegger, Hans J. Wulff, Thomas Koebner, Knut Hickethier, Christian Maintz, Bernd Kiefer, Norbert Grob, Oliver Keutzer (Organisation: Bernd Kiefer, Marcus Stiglegger).
Die Tagungsdokumentationen sind in Vorbereitung und werden im Gardez! Verlag erscheinen.
Nach Abschluss der Tagungsreihe “Schauspielen im Film” wird die erfolgreiche Zusammenarbeit, verstärkt durch die Universität Kiel als neuen Kooperationspartner, durch eine anschließende Reihe von Symposien zum Thema “Genre” fortgesetzt. Stattgefunden hat bereits:
- Symposium, 2002: Das Genre als Abenteuer: Abenteuerfilme (Hamburg) mit Beiträgen von Thomas Klein, Marcus Stiglegger, Knut Hickethier, Thomas Koebner, Hans J. Wulff, Torben Schmidt, Corinna Müller, Gerhard Midding, Heinz-B. Heller, Ludwig Fischer, Wolfgang Struck, Christian Maintz, Bernd Kiefer und Norbert Grob, Tobias Nagl, Jan Distelmeyer (Organisation: Knut Hickethier, Hans J. Wulff, Jens Eder).
Für 2003 ist als Fortsetzung der Reihe eine 2. Tagung mit dem Thema Spionagefilme geplant.
Eine weitere neu gegründete Symposienreihe „Radioforschung/Audioforschung“ wird sich dem Bereich akustischer Phänomene in den Medien widmen (Organisation: Frank Schätzlein, Knut Hickethier). Ein erstes Symposium hat auch dazu bereits stattgefunden:
- Symposium, 2003: Radioforschung / Audioforschung. Bestandsaufnahmen, Konzepte, Perspektiven. Mit Beiträgen von Knut Hickethier, Frank Schätzlein, Uwe Hasebrink, Monika Pater, Werner Faulstich, Wolfgang Settekorn, Rolf Großmann, Hans J. Kleinsteuber, Karl Christian Führer, Ansgar Diller, Ulrich Wagner, Konrad Dussel.
Mitgewirkt hat das ZMM auch an der Planung und Organisation von zwei Jahrestagungen der Gesellschaft für Medienwissenschaft, in deren Vorstand mehrere ZMM-Mitglieder vertreten sind (u.a. Harro Segeberg als Vorsitzender, Joan Bleicher als Stellvertreterin): Im Jahr 2001 wurde die Tagung „Die Medien und ihre Technik“ in Hamburg ausgerichtet, im Jahr 2003 wird – abermals in Hamburg – die Jahrestagung „Sound. Zur Technologie und Ästhetik des Akustischen in den Medien“ stattfinden.