Sprache und Literatur
Mittelniederdeutsche Grammatik
Dieter Möhn, Ingrid Schröder
Das Projekt „Mittelniederdeutsche Grammatik“ verfolgt das Ziel, eine wissenschaftliche Grammatik des Mittelniederdeutschen zu erarbeiten, die für den akademischen Unterricht geeignet ist. Als Referenzobjekt für das Mittelniederdeutsche fungiert bis heute die Darstellung von Agathe Lasch (1914). Sie stellt eine imponierende wissenschaftliche Leistung dar und wird bis heute kontinuierlich an den Universitäten verwendet. Einem junggrammatischen Paradigma folgend, beschränkt sie sich jedoch auf die Laut- und Formenlehre mit einem Schwerpunkt auf den räumlichen und zeitlichen Differenzen. Syntax und Lexembildung werden bestenfalls am Rande mitbehandelt, Textstrukturen bleiben – der Entstehungszeit geschuldet – ganz außer Acht.
Zwischenzeitlich formulierte grammatische Theorien und grammatikographische Methoden machten es notwendig, die Inhalte und Darstellungsweise der Lasch-Grammatik zu überprüfen. Schnell ist dabei deutlich geworden, dass wir es nicht bei einer ergänzenden Überarbeitung der Grammatik bewenden lassen können. Vielmehr musste – unter Einbeziehung neuer grammatischer Ansätze und Forschungsergebnisse – eine völlig neue Konzeption erarbeitet werden.
Die Neukonzeption der Grammatik folgt vier Grundsätzen:
- dem sprachstadienspezifischen Zugriff;
- der Analyse aller Sprachebenen;
- der angemessenen Berücksichtigung der Textsortenvielfalt;
- dem Prinzip der Korpusbasiertheit.
Als erste Analysen zur Lexembildung liegen folgende Publikationen vor:
- Möhn, Dieter/Schröder, Ingrid: Vorstudien zu einer mittelniederdeutschen Grammatik I. In: Niederdeutsches Jahrbuch. Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 126 (2003), S. 7-51.
- Möhn, Dieter/Schröder, Ingrid: Sprachbedarf und Lexembildung am Beispiel der Grammatik des Mittelniederdeutschen. In: Beiträge zur Morphologie. Germanisch, Baltisch, Ostseefinnisch. Hrsg. von Hans Fix-Bonner (NOWELE; 23). Odense 2007, S. 227-258.
- Möhn, Dieter/Schröder, Ingrid: Lexembildung im Aufriss einer Grammatik des Mittelniederdeutschen. Das Adjektiv als Exempel. In: Low Saxon Dialects across Borders – Niedersächsische Dialekte über Grenzen hinweg. Hrsg. von Alexandra N. Lenz, Charlotte Gooskens und Siemon Reker (ZDL-Beiheft, H. 138). Stuttgart 2009, S. 38-59.