Geschichte
Osteuropastudien an der Universität Hamburg
Seit 1998 gibt es in Hamburg einen interdisziplinären Studiengang „Osteuropastudien“, der hochschulübergreifend die Osteuropa-Kompetenz an Hamburger wissenschaftlichen Einrichtungen bündelt und Studierenden zugänglich macht. Historisch nahm dabei die federführende Universität Hamburg die Maßnahme auf, 1917, also noch vor der Gründung der eigentlichen Universität, die (in Deutschland nach Berlin zweitälteste) Professur für Kultur und Geschichte Russlands zu einem „Osteuropäischen Seminar“ auszubauen, aus dem später neben den Professuren für Osteuropäische Geschichte das Slavische Institut und das Finno-Ugrische Institut hervorgingen.
Dieser Studiengang war zunächst ein Magister-Nebenfachstudiengang, heute ist er nach der Bologna-Reform, die in Hamburg 2005 umgesetzt wurde, ein Bachelor-Nebenfachstudiengang. Der Gedanke dahinter war und ist, dass die Studierenden in ihrem Grundstudium ein ‚richtiges‘ konventionelles Fach als Hauptfach wählen und über das interdisziplinäre Nebenfach eine zusätzliche Kompetenz für eine bestimmte Region, hier also für Osteuropa, erwerben sollten. Die geplante Erweiterung der Osteuropa-Studien um einen Master-Studiengang folgt ebenfalls diesem Konzept, denn dieser Studiengang soll ja ebenfalls ein allgemeines Bachelor-Studium voraussetzen.
Die Veränderungen der Hamburgischen Hochschullandschaft und die Wechsel in den Wissenschaftstraditionen haben bewirkt, dass sich der Rahmen der Osteuropastudien veränderte. Der Studiengang war immer darauf angewiesen, dass sich die beteiligten Fächer mit Osteuropa befassten. Die ersten 10 Jahre wurde er über die Ostrecht-Professur der Rechtswissenschaftlichen Fakultät administriert. Als diese Professur mit der Versetzung ihres Inhabers in den Ruhestand gestrichen wurde, übernahm der Fachbereich Geschichte diese Aufgabe. Als auch hier eine der beiden Professuren fortfiel, übernahm der Fachbereich Sprache Literatur Medien II die Federführung, an dem nun die meisten der beteiligten KollegInnen tätig sind.
Während das Ostrecht als Teildisziplin fortgeführt werden kann, entfiel der Lehrbereich Geographie, und es wird zunehmend schwieriger, die Lehrgebiete Politische Wissenschaften und Wirtschaft, in denen der Trend von Regional- zu Globalansätzen geht, nachhaltig anzubieten. Dafür werden künftig osteuropabezogene Veranstaltungen in der Musikwissenschaft und der Ethnologie in den Lehrplan aufgenommen werden können.
Außer der Universität Hamburg bieten die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg in den Fächern Geschichte und Politische Wissenschaften, das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg im Fach Politische Wissenschaften und das Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (Nordost-Institut) an der Universität Hamburg im Fach Geschichte Lehre im Rahmen der Osteuropastudiengänge an.
Von Beginn an gehörte Unterricht in einer slavischen oder finno-ugrischen Sprache zum Lehrprogramm der Osteuropastudien. Der Studiengang soll nämlich nicht nur über Osteuropa Informationen vermitteln, sondern dazu verführen, sich mit Osteuropa zu beschäftigen und dabei auch diesen Teil des Kontinents als dessen integralen Teil zu erfahren.
Im Sinne der Studienreform werden im reformierten Bachelor-Studiengang und im künftigen Master-Studiengang die individuellen Wahlmöglichkeiten erweitert, um diesen durch seine Diversifizierung durchaus anspruchsvollen Studiengang noch attraktiver zu machen.