Forschungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Norddeutschland
Die Forschungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Norddeutschland ist ein Kooperationsprojekt der Universität Hamburg (Zentrum für Medien und Medienkultur) mit dem NDR, dem WDR und dem Hans-Bredow-Institut für Medienforschung. Im Herbst 2000 wurde die Forschungsstelle eingerichtet. Ihre Aufgabe ist es, den grundlegenden mediengeschichtlichen Transformationsprozess in den ersten Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs systematisch aufzuarbeiten.
Die Projektbearbeiter sind Dr. Hans-Ulrich Wagner (Leitung), Mark Lührs, M.A., Professor Dr. Peter von Rüden (bis 31.7.2005).
Mit der Geschichte des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) wird eine Rundfunkeinrichtung untersucht, die als Sender der britischen Militärregierung im Mai 1945 startete und zum 1. Januar 1948 als erste öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Deutschland etabliert wurde. In einem ersten Schritt wurden ausgewählte Aspekte des organisations- und institutionsgeschichtlichen Aufbaus analysiert, die in der bisherigen wissenschaftlichen Literatur so noch nicht oder nur unzureichend behandelt worden sind. Sie zeichnen das Ringen von Briten und Deutschen um ein neues Rundfunkmodell im Nordwesten Deutschlands nach, sie untersuchen dessen gegen vielerlei Widerstände erfolgte Durchsetzung und dessen harte Bewährungsproben unter deutscher Verantwortung. Sie spüren den vielfältigen Kräften nach, denen der NWDR als zentrale Rundfunkeinrichtung für die gesamte britische Besatzungszone von Anfang an ausgesetzt war und die zu Funkhausgründungen in Köln und Hannover sowie zu Studiogründungen in Düsseldorf, Dortmund, Oldenburg und Flensburg führten; und sie werfen damit abschließend ein neues Licht auf die Ursachen, die bis Ende 1955 zur Auflösung des Nordwestdeutschen Rundfunks führten und zum 1. Januar 1956 – also vor nun mehr 50 Jahren – die Gründung des Norddeutschen und des Westdeutschen Rundfunks ermöglichten. Dabei rücken die Bearbeiter maßgebliche Kommunikatoren in den Vordergrund und stellen die vielfältigen politischen Einflüsse dar, denen der Rundfunk als einflussreiches publizistisches Instrument ausgesetzt war.
In einem zweiten Schritt wird sich die Forschungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Norddeutschland auf dieser Grundlage den Programmangeboten und der historischen Mediennutzung widmen. Programmgeschichtliche Studien zu den informierenden, bildenden, kulturellen und unterhaltenden Sendungen laufen und werden bis 2007 vorgelegt. Darüber hinaus wird die Geschichte des in Hamburg, Berlin und Köln beginnenden Fernsehens nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nachgezeichnet.
Der erste von insgesamt zwei Bänden mit Ergebnissen aus der Arbeit der Forschungsstelle erschien im Dezember 2005 im Verlag Hoffmann und Campe unter dem Titel „Die Geschichte des Nordwestdeutschen Rundfunks“. Zwischenergebnisse aus der Arbeit der Forschungsstelle sowie Examensarbeiten, Dokumente und Zeitzeugeninterviews werden seit 2003 in unregelmäßigen Abständen in der Schriftenreihe „Nordwestdeutsche Hefte zur Rundfunkgeschichte“ veröffentlicht (online verfügbar unter www.nwdr-geschichte.de).
Die Arbeit der Forschungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Norddeutschland basiert maßgeblich auf einer gegenüber früheren Untersuchungen verbesserten Quellensituation. So übergab der Norddeutsche Rundfunk während der letzten Jahre sein Aktenmaterial nahezu vollständig an das Staatsarchiv Hamburg. Mit Unterstützung der Forschungsstelle und der Pressedokumentation des NDR konnte im Staatsarchiv Hamburg der umfangreiche historische Bestand zügig erschlossen und verzeichnet werden. Ein im Internet veröffentlichtes Findbuch macht die Akten dieses NDR-Depositums recherchierbar; alle Akten sind seither für die wissenschaftliche Forschung zugänglich.
Die Bearbeiter des Forschungsprojekts brachten Ergebnisse ihrer Arbeit in das Lehrangebot der Universität Hamburg sowie auf mehreren Fachtagungen ein (u.a. DGPuK Fachgruppe Kommunikationsgeschichte, Gesellschaft für Medienwissenschaft, Studienkreis Rundfunk und Geschichte, Gesellschaft für Unternehmensgeschichte).
Forschungsstelle zur Geschichte des Rundfunks in Norddeutschland
Hans-Ulrich Wagner