Klimawandel im hohen Norden Russlands: Wie Rentierhirten die Veränderungen in der Tundra beschreiben
12. Januar 2022, von OESt

Foto: J.O.Habeck, Nenets Autonomous Okrug
Vortrag von Prof. Dr. Joachim Otto Habeck, Institut für Ethnologie der Universität Hamburg, am Mittwoch, 12.01.2022, 16:15 Uhr, digital. Im Rahmen der Ringvorlesung der Osteuropastudien im WiSe 2021/22 "Zwischen Umweltzerstörung und ländlicher Idylle: Osteuropa in ökologischer Perspektive" stellt Otto Habeck, Ethnologe an der Universität Hamburg und langjähriger Arktis-Forscher, die Frage nach der Interaktion von natürlichen mit kulturellen und ökonomischen Prozessen: Wie nehmen Rentierhirten im hohen Norden Russlands die klimatischen Veränderungen wahr, wie beschreiben Sie sie, und wie wirken sich ihre Praktiken ihrerseits auf die natürlichen Entwicklungen aus? Der Vortrag findet digital statt.
Mi 12.01.2022
Prof. Dr. Joachim Otto Habeck, Institut für Ethnologie, Universität Hamburg
Klimawandel im hohen Norden Russlands: Wie Rentierhirten die Veränderungen in der Tundra beschreiben
Der globale Klimawandel verursacht besonders starke ökologische Veränderungen in der Arktis und im Hohen Norden Russlands – davon war in dieser Ringvorlesung bereits die Rede. Dieser Vortrag knüpft daran an und beleuchtet die Situation der indigenen Bevölkerung in Nordwestsibirien. Für diese ist die Rentierhaltung eine wichtige ökonomische und kulturelle Grundlage.
Nach einer kurzen Einführung zur allgemeinen Situation der Rentierhaltung in dieser Region werden folgende Fragen erörtert: Wie nehmen die Rentierhalter die klimatischen Veränderungen wahr? Wie deuten sie die Ursachen und Dynamiken? Wie reagieren sie auf die sich rapide wandelnden ökologischen, aber auch wirtschaftlichen Bedingungen?
Diesen Fragen wird auf Grundlage der Zwischenergebnisse des EU-Projekts CHARTER nachgegangen. Ein spezieller Punkt betrifft das Auftauen von Permafrostböden und der zu erwartenden, teilweise bereits sichtbaren Konsequenzen: Inwieweit sind indigene Gruppen im Hohen Norden Russlands die Opfer einer solchen Entwicklung? Einige Expert:innen vertreten die These, dass gerade die Rentierhaltung einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Permafrost-Ökosysteme leisten kann. Ob und wie eine solche Form des bio-geo-engineering umgesetzt werden kann, wird zum Ende dieses Vortrags zur Diskussion gestellt.