Podiumsdiskussionen
9. April 2025, von OESt

Foto: Landeszentrale für politische Bildung Hamburg
Veranstaltungsreihe der Landeszentrale für Politische Bildung
Träume von der post-kolonialen Republik
Vergangenheit und Zukunft von Demokratie nach Unabhängigkeitskämpfen
09.04.2025, 19 Uhr, I. Das revolutionäre Moment | Das lange 19. Jh. (mit Prof. Dr. Jörn Happel, HSU/Osteuropastudien)
Weitere Termine:
23.04.2025, 19 Uhr, II. Der Wilsonian Moment | ~1920
14.05.2025, 18 Uhr, III. Der Bandung Moment | ~1950
04.06.2025, 19 Uhr, IV. Der Fukuyama Moment? | ~1990
Weitere Informationen auf der Seite der Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg
Zentralbibliothek Hamburger Öffentliche Bücherhallen, Hühnerposten 1, 20097 Hamburg
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Was hat Demokratie mit Dekolonisierung zu tun und welche Rolle spielte Deutschland dabei? In manchen Staaten gelang nach der Unabhängigkeit eine Entwicklung hin zu demokratischen Strukturen, in anderen aber nicht. Unterschiedliche Akteure griffen in diese Prozesse ein und versuchten, diese mit Narrativen, ökonomischen und militärischen Interventionen, aber auch Unterstützung für Akteure der Unabhängigkeit zu beeinflussen.
Die Veranstaltungsreihe Träume von der post-kolonialen Republik. Vergangenheit und Zukunft von Demokratien nach Unabhängigkeitskämpfen lädt ein, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Dekolonisierung und Demokratie zu erkunden, Widersprüche kritisch zu beleuchten und alternative Perspektiven auf vergangene sowie gegenwärtige Herausforderungen der Demokratisierung nach Unabhängigkeitsprozessen zu entwickeln. Die Träume und Vorstellungen von Staatlichkeit und Demokratie, die die Akteure vor der (formalen) Unabhängigkeit entwickelten, werden so im Hinblick auf die tatsächlichen Entwicklungen in den Post-Kolonien diskutiert. In anderen Worten: Wie sah die post-koloniale Republik in den Utopien aus, und was wurde später daraus?
Dabei wird durchgehend eine globale Perspektive eingenommen: Es werden Vorstellungen von Demokratie in Unabhängigkeitsbestrebungen sowohl gegen die europäischen Kolonialmächte als auch gegen die kontinentalen Vielvölkerreichen oder die sowjetische Hegemonie in den Blick genommen und dabei stets die Bedeutung der Prozesse für Deutschland berücksichtigt. Dieses Vorgehen ist von der Erkenntnis geprägt, dass alle Staaten und ihre Gesellschaften, auf die eine oder andere Weise in imperiale Strukturen eingebettet gewesen sind. Deutschland, in anderen Worten, ist ebenfalls ein Staat, der Teil post-kolonialer Prozesse und Dynamiken ist.
Die Gegenüberstellungen und die gemeinsame Betrachtung von Dekolonisierungsprozessen in überseeischen und kontinentalen Imperien sollen dabei gerade nicht Unterschiede unkenntlich machen, sondern ihre spezifischen Voraussetzungen und Lösungsversuche aufzeigen, dabei aber nie die für die Demokratisierung zentralen Prozesse aus dem Blick verlieren.
In jedem der vier Panels wird dabei ein Zeitraum in den Blick genommen, das durch einen Moment symbolisiert ist: Das lange 19. Jahrhundert, in dem das Bürgertum die Vorherrschaft des Adels brach und Nationalismus und Kapitalismus in einer europäischen dominierten Weltwirtschaft sich als neue gesellschaftliche Organisationsformen durchsetzten und rassistisch geprägte globale Hierarchien und Vorstellungswelten schufen. Der Wilsonian Moment nach dem Ersten Weltkrieg, als die Idee des Selbstbestimmungsrechtes das Ende eines kolonialen Konsensus einläutete und die Eliten in Ländern des Globalen Südens Unabhängigkeitsbewegungen begründeten. Der Bandung Moment nach dem Zweiten Weltkrieg als die Blockfreien Bewegung alternative Vorstellungen zur jüngst entstandenen bipolaren Weltordnung formulierte und neue unabhängige Staaten sich als politische Kraft etablierten. Und schließlich die lange Gegenwart seit dem Zusammenbruch des sowjetischen Machtblocks. Dieses nach Francis Fukuyama, dem gescheiterten Propheten einer liberalen Weltordnung, benannte Moment beleuchtet die Entstehung neuer multilateraler Ordnungsnarrative nach dem Interregnum einer von den USA dominierten unipolaren Periode und die zentralen Fragen, die sich dadurch für Forschende, Politiker*innen und Aktivist*innen ergeben, die sich mit Ländern beschäftigen, die aus Unabhängigkeitskämpfen hervorgegangen sind, seien diese im Globalen Süden oder im östlichen Europa.
Moderation: Stephanie Rohde.
Verantwortlich:
Markus Hengelhaupt (markus.hengelhaupt@bsb.hamburg.de).
Kooperationspartner:
Giga, Goethe Institut, Bücherhallen Hamburg, German Institute for Global and Area Studies I Leibniz Institut für Globale und Regionale Studien, Goethe Institut Hamburg, Bücherhallen Hamburg