Zentrum für Hungarologie
Der Wissenschaftliche Sekretär des Zentrums, Prof. Dr. Holger Fischer, hat zum 1. April 2003 das Amt des Vizepräsidenten der Universität Hamburg übernommen. Seit September 2003 wird Prof. Fischer für die Länge der Amtszeit von seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter, Thomas von Ahn, im Rahmen einer halben BAT/IIa-Stelle vertreten.
www.slm.uni-hamburg.de/ifuu
Thomas von Ahn
Aufgaben
Die grundlegenden Aufgaben des Zentrums für Hungarologie wurden in der Gründungskonzeption und in dem am 10.03.1988 zwischen der Universität Hamburg und dem ungarischen Ministerium für Bildung und Kultur sowie der Eötvös Loránd Universität Budapest abgeschlossenen Fördervertrag niedergelegt. Hiernach soll das Zentrum für Hungarologie „einen wesentlichen Beitrag zur Intensivierung der Wissenschaftsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Ungarischen Volksrepublik leisten, die hierzu erforderlichen Kenntnisse über das politische, ökonomische und gesellschaftliche System Ungarns und über das ungarische Wissenschaftssystem zur Verfügung stellen und an der Koordination der hungarologischen Forschung und Lehre in der Bundesrepublik teilnehmen.“ Auch wenn aus der Volksrepublik längst eine Republik geworden ist, leiten sich aus dieser allgemeinen Aufgabenbestimmung immer noch die gleichen fünf größeren Aufgabenbereiche wie vor einem Jahrzehnt ab.
1) Dokumentation
Aufbau einer interdisziplinären hungarologischen Bibliothek und Dokumentation mit dem Schwerpunkt Landeskunde Ungarns; Aufbau einer Dokumentation über die in Ungarn und in Deutschland tätigen hungarologischen Institutionen, Personen, Forschungsprojekte und Lehrangebote.
2) Information
Bereitstellung von Informationen über Ungarn an alle an hungarologischen Themen interessierten Institutionen, Wissenschaftler, Studierende sowie an die Öffentlichkeit.
3) Koordination
Herstellung von Kontakten zu deutschen Wissenschaftlern, die an hungarologischen Themen arbeiten bzw. an deutsch-ungarischer wissenschaftlicher Kooperation mitwirken.
4) Lehre
Förderung der Entwicklung eines fachspezifischen, auf die Bedürfnisse einzelner Wissenschaftsbereiche abgestimmten Ungarisch-Unterrichts.
5) Forschung
Durchführung von hungarologischen Forschungsprojekten; fachliche Betreuung von Studierenden, Nachwuchswissenschaftlern und Stipendiaten.
Organisatorisch-strukturelle Entwicklung
Im Berichtszeitraum 2003-2006 sind keine organisatorisch-strukturellen Veränderungen eingetreten. Die organisatorische Einbindung des Zentrums für Hungarologie als Arbeitsbereich in das Institut für Finnougristik/Uralistik und damit auch die Stellung als universitäre Einrichtung hat sich in einer Phase, in der außeruniversitäre Einrichtungen der Osteuropa-Forschung weiterhin einer äußerst kritischen, in vielen Punkten unsachlichen Überprüfung ausgesetzt und durch entsprechende Folgemaßnahmen in ihrer Existenz bedroht sind, voll bewährt. Durch die Einbindung in das Institut für Finnougristik/Uralistik können auch die jeweiligen Ressourcen optimal gemeinsam verwendet werden. Eine wünschenswerte personelle Erweiterung ist auf Grund der der Universität auferlegten harten Sparmaßnahmen weiterhin illusorisch.
Die Haushaltsmittel des Zentrums für Hungarologie sind im Etat des Instituts für Finnougristik/Uralistik ausgewiesen und werden gemeinsam verwaltet. Für seine spezifischen Zwecke stehen dem Zentrum seit geraumer Zeit unverändert ca. 12.500 Euro jährlich zur Verfügung. Diese Mittel verteilen sich etwa je zur Hälfte auf studentische Hilfskräfte und Bibliotheksmittel; ein kleiner Betrag steht für Gastvorträge und Reisen zu wissenschaftlichen Zwecken zur Verfügung. Die Stagnation der Mittelzuweisung hat in Verbindung mit den auch in Ungarn stark gestiegenen Preisen für Bücher und Zeitschriften zu einem weiteren realen Rückgang der Beschaffungsmöglichkeiten geführt. Zudem sind im Bibliotheksetat für das Jahr 2007 Kürzungen angekündigt worden.
Zwar kann diese finanzielle Ausstattung auch im internationalen Vergleich noch als eine auf hohem Niveau befindliche charakterisiert werden. Doch zeichnet sich auch auf ungarischer Seite eine zunehmende Abnahme der Förderungsbereitschaft ab. So ist der Umfang, in dem Mittel zum Erwerb von Büchern und Zeitschriften von Ungarischer Seite aus bereitgestellt werden, im Berichtszeitraum ebenfalls erneut reduziert worden. Das Zentrum hat daher im November 2004 beim ungarischen Bildungsministerium und der Eötvös-Loránd-Universität Budapest die Einhaltung vertraglicher Fördervereinbarungen angemahnt. Gleichzeitig wurde vorgeschlagen, den Fördervertrag den seit 1988 stattgefundenen politischen Entwicklungen anzupassen. Eine Reaktion von ungarischer Seite blieb jedoch aus.
An Sonderzuweisungen hat das Zentrum für Hungarologie in dem Berichtszeitraum u.a. erhalten:
- Übernahme der Finanzierung einer Podiumsdiskussion zum Beitritt EU-Ungarns am 3. Mai 2004 durch die Hamburgischen Stiftung für Entwicklung, Kultur und Forschung Dr. Helmut und Hannelore Greve (ca. 4.000 €),
- Beträge von jährlich ca. 3.000 Euro für die Durchführung von Besuchsreisen im Rahmen des Partnerschaftsvertrages mit der Eötvös-Loránd-Universität Budapest sowie für die Durchführung von Studierendenmobilitäten und Dozentenmobilitäten im Rahmen des ERASMUS/SOKRATES-Programms der Europäischen Union.
Weitere Drittmittel werden in den entsprechenden Kapiteln aufgeführt.
Erfüllung der Aufgaben
Ähnlich dem vorangegangenen Berichtszeitraum wurde auch im Zeitraum 2003-2006 die Erfüllung der Aufgaben vor allem durch die Durchführung von Veranstaltungen zu wichtigen Ereignissen der Gegenwart bzw. zu großen Jahrestagen der Geschichte Ungarns bestimmt. Dabei handelte sich insbesondere um den EU-Beitritt Ungarns am 1. Mai 2004 und den 50. Jahrestag der Ungarischen Revolution von 1956 im Oktober 2006.
Anlässlich des EU-Beitritts veranstaltete das Zentrum zusammen mit dem Honorargeneralkonsulat der Republik Ungarn in Hamburg eine Podiumsdiskussion mit dem Titel: Alte Grenzen in neuer Funktion: Ungarns Beitritt zur EU und die Folgen für die Nachbarschafts- und Wirtschaftspolitik. Die Veranstaltung fand am 3. Mai 2004 im Hauptgebäude der Universität Hamburg (Ostflügel) statt. Gäste auf dem Podium waren Dr. László Szarka (Ungarische Akademie der Wissenschaften, Budapest), Prof. Dr. Zoltán Dövényi (Ungarische Akademie der Wissenschaften, Budapest), Prof. Dr. Wolfgang Aschauer (Universität Chemnitz), Dr. Norbert Spannenberger (Universität Leipzig) sowie Dr. Günter H. Tontsch (Universität Hamburg).
Dem EU-Beitritt waren zudem mehrere Vorträge von Prof. Holger Fischer und Thomas von Ahn gewidmet, die bei verschiedenen Anlässen gehalten wurden. So gestalteten beide zusammen einen Vortrag unter dem Titel Die EU-Osterweiterung: Ungarn im Rahmen der Ringvorlesung Die EU-Osterweiterung. Teil II, die Bestandteil des Weiterbildungsangebots Kontaktstudium für ältere Erwachsene der Universität Hamburg war (April 2005). Holger Fischer sprach im Mai 2005 zudem im Rahmen eines Symposiums der Hamburgischen Stiftung für Entwicklung, Kultur und Forschung Dr. Helmut und Hannelore Greve zum Thema Ungarn und die EU-Osterweiterung über Die Osterweiterung und die Nachbarschaftspolitik Ungarns. Ebenfalls im Zusammenhang mit der aktuellen Nachbarschaftspolitik Ungarns sprach Thomas von Ahn auf dem IV. Jahreskongress der Initiative Osteuropa-Studierender (IOS) in Leipzig (Januar 2006) Zum Nationalismus in Ungarn.
Inhaltlich schon zum Teil im Zeichen des sich ankündigenden 50. Jahrestages der ungarischen Revolution von 1956 stand eine deutsch-finnisch-ungarische Lehrveranstaltung in Budapest, die in Kooperation mit den Partneruniversitäten Eötvös-Loránd-Tudományegyetem sowie der Jyväskylän Yliopisto durchgeführt wurden. Thema des im Mai 2005 in Budapest durchgeführten Seminars waren die Revolutionen in Ungarn: 1848/49, 1918/19 und 1956. Die Lehrveranstaltung konnte mit der finanziellen Unterstützung mehrer Stiftungen stattfinden. Aus dieser Lehrveranstaltung ging schließlich die Idee für ein zweisemestriges Projektseminar zum Thema 50 Jahre ´56. Geschichte der ungarischen Revolution von 1956 und ihre geschichtspolitischen Funktionen hervor, die im Wintersemester 2005/2006 begann und derzeit die Konzeption und Durchführung einer universitätsöffentlichen Ausstellung zur Revolution zum Ziel hat. Die Ausstellung soll im Oktober 2006 eröffnet werden. Der 50. Jahrestag der Revolution gab auch zu einer Publikation Anlass. Titel der Monographie, die in der Schriftenreihe der Thüringischen Landeszentrale für politische Bildung Ende August erschienen ist, lautet Die Ungarische Revolution 1956. Ihre Autoren sind Thomas von Ahn und Holger Fischer.
Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt bestand im Abschluss des vom BMBF finanzierten Projektes Auswirkungen der deutsch-ungarischen Wissenschaftsbeziehungen der Neuzeit auf die Modernisierung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Dieses Projekt war Bestandteil eines größeren Drittmittelprojektes, dem bereits zwei vom Ministerium für Bildung und Forschung finanzierte und von Prof. Fischer geleitete Projekte zur Geschichte der deutsch-ungarischen Wissenschaftsbeziehungen vorangegangen waren. Die Ergebnisse der beiden ersten Teilprojekte konnten 1995 und 1999 unter dem Titel Technologietransfer und Wissenschaftsaustausch zwischen Ungarn und Deutschland. Aspekte der historischen Beziehungen in Naturwissenschaft und Technik bzw. Deutsch-ungarische Beziehungen in Naturwissenschaft und Technik nach dem Zweiten Weltkrieg als Band 94 und Band 103 in der Reihe Südosteuropäische Arbeiten des Münchner Südost-Instituts publiziert werden. Die Publikation des dritten Teilprojektes, die ursprünglich für 2003 geplant war, verzögerte sich leider wegen der Verpflichtungen von Prof. Fischer als Vizepräsident, konnte aber unter der redaktionellen Mitarbeit von Mirja Juelich im Frühjahr 2006 erfolgreich abgeschlossen werden. Sie erschien als Band 125 der Südosteuropäischen Arbeiten. Allen drei Projekten war die interdisziplinäre Zusammensetzung der in Deutschland, Ungarn und Österreich tätigen Projektmitarbeiter (u.a. Historiker, (Natur-)Wissenschaftshistoriker, Naturwissenschaftler, Technikwissenschaftler, Hungarologen) gemeinsam.
Das Zentrum für Hungarologie war zudem in ein weiteres, weitaus weniger umfangreiches Forschungsprojekt eingebunden. Im Rahmen des Austausches zwischen der Forschungsgruppe Narratologie der Universität Hamburg und dem Institut für Germanistik der Eötvös-Loránd-Universität Budapest haben Thomas von Ahn und Prof. Dr. Hans-Harald Müller (Institut für Germanistik II der Universität Hamburg) zur Essayistik des ungarischen Philosophen Georg Lukács gearbeitet. Ihre Ergebnisse flossen in einen in Budapest gehaltenen (Dezember 2003) Vortrag mit dem Titel Georg Lukács’ „Über Wesen und Form des Essays“ (1910) – philologische und narratologische Analyse einer Selbstthematisierung des Essays ein, dessen überarbeitetes Manuskript 2005 in dem von Tom Kindt und Katalin Teller herausgegebenen Sammelband Narratologie interkulturell. Studien zu interkulturellen Konstellationen in der deutschsprachigen und ungarischen Literatur 1880-1930 (Frankfurt am Main 2005) erschienen ist.
Des weitren sind im Berichtszeitraum am Zentrum für Hungarologie regelmäßig Dossiers zur ungarischen Wissenschafts- und Hochschullandschaft von Thomas von Ahn erstellt worden, die im Rahmen der Internetpräsenz des Ost-West-Wissenschaftszentrums der Universität Kassel veröffentlicht wurden [url.: http://www.owwz.de]. In Zusammenhang mit dieser wissenschaftlichen Berichterstattung sind zwei weitere Publikationen entstanden. Zum einen die Studie von Holger Fischer und Thomas von Ahn Systemwechsel und Entwicklung der Wissenschaftslandschaft in Ungarn 1989/90-2002, die 2003 in dem von Gabriele Gorzka herausgegebenen Band Transformation der Wissenschaften in Mittel- und Osteuropa. Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Tschechien, Ungarn erschienen ist. 2005 erschien zudem der Artikel Higher Education in Hungary von Thomas von Ahn in der Zeitschrift der European Association for International Education (EAIE).
Dokumentation
Die hungarologische Bibliothek bildet einen integrierten Bestandteil der Bibliothek des Instituts für Finnougristik/Uralistik. Der seit der Gründung des Zentrums vorgenommene erhebliche Ausbau und thematische Strukturwandel in Richtung eines interdisziplinären landeskundlichen Schwerpunktes wurden trotz finanzieller Restriktionen auch im vorliegenden Berichtszeitraum weiter fortgeführt.
Die im vorangegangenen Bericht festgestellte Zunahme der Benutzerfrequenz der hungarologischen Bibliothek hat sich auf einem erfreulich hohen Niveau stabilisiert. Dies kann vor allem auf die Einbindung in das elektronische Bibliotheks-Verbundsystem, aber auch auf die intensive Mitwirkung im Studiengang Osteuropastudien zurückgeführt werden. Erhebliche Teile des Bibliotheksbestandes sind in anderen Bibliotheken Norddeutschlands nicht anzutreffen.
Information
Informationstätigkeit wurde in sehr unterschiedlicher Weise geleistet. Insbesondere wurden zahlreiche schriftliche und mündliche Anfragen von Schülern, Studierenden, Wissenschaftlern, Personen und Institutionen des öffentlichen Lebens, der Medien und der Wirtschaft bearbeitet. Die Zahl der von Wissenschaftlern aktiv besuchten wissenschaftlichen, politischen und kulturellen Tagungen und Veranstaltungen ist im Vergleich zum Vorberichtszeitraum zurückgegangen.
Koordination
Zur Koordination hungarologischer Aktivitäten unterhält das Zentrum für Hungarologie zahlreiche Kontakte zu Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Einrichtungen auf nationaler und internationaler Ebene. Besonders intensive Kontakte bestehen zum Seminar für Hungarologie der Humboldt-Universität zu Berlin, zu den Hungarologie-Zentren in der Université de la Sorbonne Nouvelle-Paris III und der Jyväskylän Yliopisto (Universität Jyväskylä/Finnland). Weiterhin bestehen gute Arbeitsbeziehungen zu den einschlägigen hungarologischen Einrichtungen in Ungarn wie dem Balassi Bálint Intézet (Institution zur Betreuung der im Ausland tätigen ungarischen Lektoren und Gastwissenschaftler sowie der ungarischen Kulturinstitute), der Nemzetközi Magyarságtudományi Társaság (Internationale Gesellschaft für Hungarologie) und der Anyanyelvi Konferencia (Muttersprachenkonferenz). Die Mitarbeiter des Zentrums wirken in einigen dieser Gremien in leitenden oder beratenden Funktionen mit. Entsprechend ihren persönlichen wissenschaftlichen Interessen haben die Wissenschaftler des Instituts für Finnougristik/Uralistik ihre Kontakte zu den fachlich jeweils einschlägigen Einrichtungen und Kollegen weiter ausgebaut. Eine wichtige Rolle bei der Intensivierung dieser Kontakte spielen der Partnerschaftsvertrag zwischen der Universität Hamburg und der Eötvös Loránd Universität Budapest sowie das Netzwerk „Finnougristik, Hungarologie, Fennistik“ im Rahmen des SOKRATES-Programms.
Zu Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Einrichtungen, die sich in Deutschland mit hungarologischen Themen beschäftigen und von denen viele außeruniversitär angesiedelt sind, besteht ein dichtes Kommunikationsnetz. Beispielhaft seien hier nur die Kontakte zum Südost-Institut München, zum Ungarn-Institut in München und zum Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen genannt.
Das Zentrum für Hungarologie wirkt aktiv im Deutschen Finnougristentag mit, der 1992 als ein Interessenverband der im deutschsprachigen Raum tätigen finnougrischen, hungarologischen und fennistischen wissenschaftlichen Einrichtungen gegründet worden ist. Die folgende Aufstellung gibt einen Überblick über die Tagungen, Symposien, Kolloquien und Gastvorträge, die vom Zentrum für Hungarologie federführend organisiert worden sind:
- Mai 2004 Alte Grenzen in neuer Funktion: Ungarns Beitritt zur EU und die Folgen für die Nachbarschafts- und Wirtschaftspolitik. Podiumsdiskussion.
- April 2005 Kriegsende 1945 in Ungarn. Interpretation und Kontroversen. Gastvortrag von Dr. Krisztián Ungváry. Veranstaltet in Kooperation mit der Südosteuropa-Gesellschaft und der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft e.V. Berlin.
Lehre
Das Interesse von Studierenden und Gasthörern an hungarologischen Lehrveranstaltungen im Institut für Finnougristik/Uralistik hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt. Allerdings hat sich die bereits im vorangegangenen Berichtszeitraum zu beobachtende Strukturverschiebung der Studierenden verstärkt. Die Zahl der Haupt- und Nebenfachstudierenden der Finnougristik mit Schwerpunkt Ungarisch ist weiterhin rückläufig. Der Rückgang wird durch Studierende des Faches Osteuropastudien, die sich in vielfältiger Weise für die Probleme Ungarns interessieren, zum Teil aufgefangen. Neben den regelmäßig angebotenen Sprachlehrveranstaltungen finden in jedem Semester drei bis fünf Lehrveranstaltungen statt, die Fragen der Geschichte, Politik, Gesellschaft, Kultur- und Literaturgeschichte Ungarns sowie linguistische Themen behandeln.
Seit den akademischen Jahr 1993/94 besteht im Rahmen des ERASMUS- bzw. des SOKRATES-Programms das Netzwerk „Finnougristik, Hungarologie, Fennistik“, das auf Initiative des Zentrums für Hungarologie zustande gekommen ist und seitdem vom Wissenschaftlichen Sekretär koordiniert wird. Die Mobilitäten innerhalb des Netzwerks haben einen erfreulichen Umfang angenommen. Im Berichtszeitraum nahmen Gastdozenturen von jeweils 14 Tagen Dauer zu hungarologischen Themen Dr. Holger Fischer an den Universitäten Jyväskylä (Februar/März 2005) sowie Dr. Tiborc Fazekas an der Universität Jyväskylä (September 2005) wahr. Als weitere Dozenten des Instituts für Finnougristik/Uralistik unterrichteten zu finnougrischen Themen Prof. Dr. Eugen Helimski in Wien (März 2005), Dr. Paula Jääsalmi-Krüger an der Universität Debrecen (2006) und Dr. Anna Widmer an der Universität Tartu (März/April 2005).
Als SOKRATES-Gastdozenten wirkten im Zentrum für Hungarologie bzw. im Institut für Finnougristik/Uralistik Dr. Tõnu Seilenthal, Universität Tartu (Juni 2005) und Prof. Dr. Andrea Seidler, Universität Wien (April 2006).
Das SOKRATES-Programm hat zu einer sehr engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit der Koordinatoren geführt und damit auch die Grundlage für eine Zusammenarbeit in mehreren Forschungsprojekten geschaffen. Derzeit läuft ein Antrag von Prof. Dr. Anssi Halmesvirta (Universität Jyväskylä) bei der Finnischen Akademie der Wissenschaften für ein mehrjähriges Forschungsprojekt zu dem Titel Identity, security and livelihood along the eastern borders of the European Union. Von Hamburger Seite aus ist die Mitarbeit von Thomas von Ahn an dem Projekt geplant.
Gerade auch in der Lehre haben die positiven Erfahrungen des SOKRATES-Programms zu Formen intensiver Kooperation geführt. Unter Leitung bzw. Mitleitung des Wissenschaftlichen Sekretärs Prof. Dr. Fischer wurde im Juni 2003 das Intensivprogramm The National Awakening of Endangered Uralic Peoples in Blockform durchgeführt. Die Realisierung wurde durch erhebliche Drittmittel von europäischen und nationalen Förderorganisationen ermöglicht. Die Ergebnisse des Intensivprogramms wurden in einem von Holger Fischer herausgegebenen Reader zusammengefasst.
Neben der Ausnutzung der strukturellen Vorteile, die das vom Zentrum mitgetragene SOKRATES-Netzwerk mit sich bringt, beschäftigt die Mitarbeiter auch der Erwerb weiterer Lehrqualifikationen. So besuchte Thomas von Ahn während des Berichtszeitraums den Zertifikatsstudiengang Lehrqualifikation in Wissenschaft und Weiterbildung, den das Interdisziplinäre Zentrum für Hochschuldidaktik (jetzt: Zentrum für Hochschul- und Weiterbildung) der Universität Hamburg anbietet.
Im Berichtszeitrum ist an der Universität Hamburg im Rahmen der Bildung eines einheitlichen Hochschulraumes in Europa (Bologna-Prozess) zum Wintersemester 2005/06 der BA-Studiengang Finnougristik/Uralistik eingeführt worden. Dieser kann sowohl im Hauptfach als auch im Nebenfach mit einem Fachprofil Hungarologie studiert werden.
Forschung
Die Forschungstätigkeiten des Zentrums für Hungarologie werden einerseits durch zahlreiche individuelle Projekte, und andererseits durch die Koordination bzw. Teilnahme an größeren interdisziplinären Projekten gekennzeichnet.
Neben den in diesem Bericht bereits beschriebenen Projekten entsteht am Zentrum derzeit die Promotionsschrift von Thomas von Ahn zu der ungarischen Minderheit in der Tschechoslowakei in der Zwischenkriegszeit. Geplant ist zudem die Teilnahme an dem größeren Forschungsprojekt Identity, security and livelihood along the eastern borders of the European Union, das derzeit von der Jyväskylän Yliopisto bei der Finnischen Akademie der Wissenschaft beantragt wurde.