Projektbeschreibung
Das Projekt „Medialität und Modernität im NS-Kino“ untersucht nicht Probleme der Medialität des NS-Regimes generell, sondern stellt Fragen nach der spezifischen Medialität des NS-Kinos. In diesem Kontext meint Medialität im Kino Strategien zur Produktion autonomer audiovisueller Erlebniswelten, die das ideologisch bekämpfte Leitbild Hollywood nicht nur nachahmen, sondern überbieten sollen. Die Kategorie der Modernität fragt in ähnlicher Weise nicht danach, ob der Nationalsozialismus überhaupt modern war, sondern danach, inwiefern das Kino des Nationalsozialismus die kommerzielle Ästhetik eines dediziert modernen, weil populären Kinos praktiziert habe. Um zu beschreiben, wie das Kino des Dritten Reichs auf seine Weise ,populär‘ sein wollte, wurde bereits an anderen Orten unter dem Stichwort einer Medialen Mobilmachung vorgeschlagen, die Aufmerksamkeit nicht länger auf politisch-ideologische Instrumentalisierungen, sondern auf die Binnendynamik von Medienentwicklungen zu richten (vgl. Segeberg 2004/2006).
Das hier dokumentierte Projekt führt diesen Ansatz fort und erweitert ihn um den Versuch systematisch angelegter Fallanalysen zur Produktion, Distribution, Präsentation und Rezeption des NS-Kinos: Dazu werden sich die Fallanalysen zu Kino und Kinoprogramm auf das regionale Fallbeispiel Hamburg begrenzen, und die Erhebungen und Auswertungen zu Zuschauer und Zuschauerverhalten über Hamburg hinausgreifen. Mit dieser Horizonterweiterung will das Projekt die Ergebnisse einer regionalen Filmforschung mit den Problemstellungen einer allgemeinen Filmgeschichte vermitteln.