I + II
Kosmopolitismus als Programm
10. April 2017, von Webredaktion SLM
Foto: AniK_T@gmx.de
Ringvorlesung über künstlerische und soziale Modernisierungsprozesse im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in Lateinamerika und Europa.
Vor 150 Jahren wurde Rubén Darío, der Begründer des hispanoamerikanischen Modernismo in Nicaragua geboren. Inhalte, Schreibweisen und Zielsetzungen seines künstlerischen Schaffens übten auf die Literaturen in Hispanoamerika undin Spanien einen folgenreichen Einfluss aus.
Die Ringvorlesung im Sommersemester 2017, organisiert am Institut für Romanistik, ist als Hommage an Rubén Darío gedacht, setzt sich aber zum Ziel den Zeitraum seines Wirkens in den Vordergrund zu stellen: von den 1880er Jahren bis in den ersten Weltkrieg hinein. Die lateinamerikanischen Gesellschaften erlebten in dieser Zeit einen unvergleichlichen Modernisierungsprozess, der in alle Sphären des Sozialen hineinwirkte. Es ist die Zeit, in der viele lateinamerikanische Volkswirtschaften durch den Export von Rohstoffen nach Europa und in die USA expandierten, in der die europäischen Massenauswanderungen auch nach Lateinamerika Rekordzahlen aufweisen, in der man in Lateinamerika in den Ausbau technischer und sozialer Infrastrukturen investierte und der soziale Wandel und wirtschaftliche Aufschwung mit baulichen Entwicklungen einherging, durch die sich die Stadtbilder von Buenos Aires, Santiago de Chile, Montevideo, Havanna, Mexiko-Stadt, Rio de Janeiro oder São Paulo grundlegend veränderten.
Die Ringvorlesung möchte diesen zeitlichen Schwellenraum aus lateinamerikanischer und europäischer Sicht begreifbar machen. Der hispanoamerikanische Modernismo wird als Teil eines umfänglichen Modernisierungsprozesses in Lateinamerika begriffen, der in einem engen Dialog mit zeitgleich sich ereignenden ästhetischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Umwälzungsprozessen in Europa zu sehen ist. So soll zum Beispiel gefragt werden, welche Transferprozesse der Verbreitung des Modernismo innerhalb Hispanoamerikas zugrunde liegen und mit welchen Imaginarien sich die Vertreter des hispanoamerikanischen Modernismo, in ihrem Bestreben die eigene Identität zu behaupten, von der Peripherie in das Feld der spanischen Literatur einschrieben. Wir wollen ferner versuchen herauszufinden, welche Rolle hierbei Konzepte von Universalismus und Kosmopolitismus spielen und welche Problematiken sich für den transnationalen Dialog aufgrund von kulturellen Hegemonieansprüchen in Europa ergaben.
Neben Beiträgen aus der hispanistischen, französischen, italienischen und germanistischen Literaturwissenschaft soll die Ringvorlesung Formen und Strategien der Modernisierungsprozesse am Ausgang des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus der Sicht weiterer Fachdisziplinen erörtern: aus der Soziologie, der Politologie, der Geschichte, der Geographie, der Philosophie und der Kunstgeschichte.
Mittwochs, 18:00 - 20:00 Uhr
Philturm, Hörsaal F
Von-Melle-Park 6