Weit weg vom Paradies. Sowjetische und postsowjetische Migrations- und Fluchterfahrungen in der russophonen Gegenwartslyrik
23. November 2022, von OESt
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Dr. Miriam Finkelstein, Institut für Slawistik, Universität Graz/Berlin Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Osteuropastudien WiSe 2022/23: Einwanderung, Exil, Flucht – Formen der Migration im und aus dem östlichen Europa "Weit weg vom Paradies. Sowjetische und postsowjetische Migrations- und Fluchterfahrungen in der russophonen Gegenwartslyrik" Migration, Flucht und Vertreibung gehören zu den zentralen Themen der russophonen Lyrik im letzten Jahrzehnt. Vielfach thematisierten Gegenwartsdichter*innen aus Belarus, Lettland, Russland, der Ukraine und Usbekistan die bis heute spürbaren Folgen der Vertreibungen und erzwungenen Umsiedlungen der Stalinära sowie etwa die Arbeitsmigration der postsowjetischen Epoche und die Schicksale der vornehmlich aus zentralasiatischen Staaten stammenden ‚Gastarbajtery‘. Vor allem feministische Dichterinnen fokussierten darüber hinaus die Verfolgung queerer Menschen und deren Fluchterfahrungen aus Staaten wie Russland und Belarus. Nach 2014 bzw. nach dem 24.02.2022 wurde die individuelle wie kollektive Fluchterfahrung in Folge des russischen Angriffskrieges zum bestimmenden Thema russophoner Lyrik in der Ukraine aber auch im globalen Kontext. Der Vortrag adressiert deshalb zum einen verschiedene lyrische Modi der Thematisierung von Migrations- und Fluchterfahrung in der Sowjetunion und im postsowjetischen Raum und sucht zum anderen aufzuzeigen, wie die russische Sprache selbst einer kritischen Reflexion unterzogen und von Russland dissoziiert wird. Foto: Miriam Finkelstein |
Termin: Mittwoch, 23.11.22, 16–18 Uhr
Moderation: Dr. Marina Gerber
Ort: Universität Hamburg, Hauptgebäude Flügel West, Edmund-Siemers-Allee 1, Raum 221 (ESA West 221)
Zugang: Die Teilnahme ist frei.
Der Vortrag ist Teil der Ringvorlesung Osteuropastudien WiSe 2022/23: "Einwanderung, Exil, Flucht – Formen der Migration im und aus dem östlichen Europa".
Gerade erlebt Deutschland durch Geflüchtete aus der Ukraine und der Exilierung russischer oder belarussischer Intellektueller Formen der Migration, die nach der Systemwende 1989/1991 und dem Ende des II. Weltkriegs historisch geworden zu sein schienen. Hierdurch treten andere Formen der Migration wie Arbeitsmigration, nomadische oder transnationale Lebensentwürfe in den Hintergrund, die in den letzten beiden Jahrzehnten die Wahrnehmung und öffentliche Diskussion des Themas dominiert haben. Die Ringvorlesung will die verschiedenen Formen von Exil, Flucht und Migration zwischen Deutschland und Mittelosteuropa und Osteuropa in den Blick nehmen und analysieren. Das Ziel der Vortragsreihe ist es, Formen geographischer und kultureller Mobilität aus dem Blickwinkel verschiedener Disziplinen (Geschichte, Kulturwissenschaft, Ethnologie, Literaturwissenschaft, Politikwissenschaften) zu beleuchten. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf der Differenzierung von freiwilliger vs. erzwungener Migration (Flucht, Vertreibung, Exil) liegen.
Verantwortliche Organisation:
Prof. Dr. Anja Tippner, Osteuropastudien / Slavistik, UHH; Prof. Dr. Monica Rüthers, Geschichte, UHH; Prof. Dr. J. Otto Habeck, Ethnologie, UHH
In Zusammenarbeit mit DGO, Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg, IKGN, HSU
Programm der Ringvorlesung
23.11.22 | Dr. Miriam Finkelstein (Institut für Slawistik, Universität Graz/Berlin) |
Weit weg vom Paradies. Sowjetische und postsowjetische Migrations- und Fluchterfahrungen in der russophonen Gegenwartslyrik |
30.11.22 | Ass. Prof. Dr. Maria Endreva (Department of German and Scandinavian Studies at Sofia University ‘St. Kliment Ohridski’, Bulgaria) |
Verschiedene Aspekte der bulgarischen Narrative der Wirtschaftsmigration nach 1989 |
07.12.22 | Ass. Prof. Adriana Nadia Helbig (Department of Music, University of Pittsburgh) |
Romani Musical Resistance During Russia’s War in Ukraine Der Vortrag findet nur online über Zoom statt. Zu den Zugangsdaten (nur am 07.12.) |
14.12.22 | Prof. Dr. Victor Dönninghaus (Nordost-Institut, Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (IKGN) an der Universität Hamburg) |
„Im Frühjahr fahren wir nach Amerika“: die Auswanderung von Russlanddeutschen aus der Sowjetunion im Herbst 1929 |
21.12.22 | Halyna Roshchyna, M.A. (Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg) |
Ukrainische (E)migration(en) im 20. Jahrhundert und die Entstehung ukrainischer Diaspora |
11.01.23 | Prof. Dr. Tea Sindbæk-Andersen (Department of Cross-Cultural and Regional Studies, Universität Kopenhagen) |
Mnemonic Migration: Bosnian war literature and the sharing of memories across Europe |
18.01.23 | PD Dr. Tsypylma Darieva (Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOIS), Berlin) |
New Russian Exile and Migrants’ Activism in Georgia |
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