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Internationale Tagung 28.-30.6.2023Literarische ExerzitienEthische Textpraktiken in der Moderne (1800–2000)
12. Juni 2023, von Webredaktion IfG

Foto: Johanna Claßen, Bildausschnitte: ‚Eros‘ (Paul Klee)
Literatur ist kein Selbstzweck, sondern steht im Zeichen, vielleicht sogar im Dienst eines guten Lebens. Die Tagung Literarische Exerzitien. Ethische Textpraktiken in der Moderne (1800–2000) re-evaluiert das Verhältnis von Ästhetik und Ethik in der Moderne, indem sie literarische Formen und Gattungen untersucht, die durch Heteronomie gekennzeichnet sind. Gebet, Litanei, Meditation oder Exerzitium sind streng geordnete Praktiken und Textsorten, die auf repetitive Verwendungsweisen angelegt sind. Sie zielen gerade in diesen Wiederholungen auf Subjektivierung: Betend, meditierend, übend bildet sich auch das moderne Selbst. Dieser Befund steht quer zum modernen Paradigma einer auf Originalität, Formexperiment und Selbstreferenz setzenden Kunstautonomie.
Die Tagung konturiert mit diesem Fokus auf die Heteronomieästhetik auch das ethische Profil der Moderne: Welche tradierten Wiederholungs-, Dramatisierungs- und Übungsmuster werden in literarischen Beichten, Losungen oder Litaneien realisiert, aber auch prozessiert oder transformiert? Welche ethischen Einsätze sind damit verbunden? Die Tagungsbeiträge loten das rhetorische sowie das gattungsbezogene Formrepertoire aus, das die Texte in diesem Zuge aufbieten. Es steht vor diesem Hintergrund zu fragen, wie sich Innovation, Kreativität, Virtuosität aus der Spannung von formaler Norm und künstlerischer Freiheit heraus denken lassen. Und schließlich: Wie genau wird hier eine Literatur in den Dienst eines ‚guten Lebens‘ gestellt?
Schwerpunktthema „Dynamiken der Form“
Internationale Tagung, gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung
28.6.23–30.6.23
Warburg-Haus, Heilwigstraße 116, 20249 Hamburg
Hier finden Sie den Veranstaltungsflyer (PDF)
Konzept & Organisation:
Dr. Carolin Rocks
Universität Hamburg, Institut für Germanistik
Dr. Jakob Christoph Heller
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Germanistisches Institut