Dr. Henrik Wehmeier

Foto: Foto: Arvid Mentz, UHH
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Neuere deutsche Literatur, Forschungsprojekt "Poetry in the Digital Age" (Prof. Dr. Claudia Benthien)
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Schwerpunkte
- Lyrik und ihre Mediatisierung
- Subjektivitätstheorien
- Performativität (Antirepräsentationalität, Materialität, ästhetische Wahrnehmung)
- Filmtheorie, Medientheorie und -philosophie
- Metal Studies
Projektseite:
Wissenschaftlicher Werdegang
Seit Juli 2021: Postdoc im Forschungsprojekt "Poetry in the Digital Age" im Subprojekt "Audioliterary Poetry between Performance and Mediatization" bei Prof. Dr. Claudia Benthien
Februar 2018-März 2021: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medienwissenschaften der Universität Paderborn bei Prof. Dr. Annette Brauerhoch
Oktober 2014-September 2017: Stipendiat des Doktorandenkollegs Geisteswissenschaften der Universität Hamburg
Januar 2014-September 2014: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien und Kommunikation der Universität Hamburg bei Prof. Dr. Thomas Weber
Oktober 2011-Oktober 2013: Masterstudium ‚Deutschsprachige Literaturen‘ an der Universität Hamburg, Schwerpunkt Theater und Medien
September 2012-September 2013: Stud. Hilfskraft am Institut für Medien und Kommunikation der Universität Hamburg (Prof. Dr. Thomas Weber)
Oktober 2008-September 2011: Bachelorstudium Germanistik und Philosophie an der TU Dortmund
Forschung
Formatierungen des Flow. Die mediale Zirkulation zeitgenössischer Lyrik (Arbeitstitel)
Anknüpfend an aktuelle medienwissenschaftliche Diskussionen und interdisziplinäre literaturwissenschaftliche Theorien untersucht das Forschungsprojekt die mediale Zirkulation lyrischer Werke. Eine besondere Rolle spielen hierbei Plattformen wie Facebook, Instagram oder YouTube, auf denen Lyrik, aber auch ihre Aufführung (Lesung, Live-Performance etc.) präsentiert, dokumentiert und distribuiert wird. Diese medialen Bewegungen sind kein neues Phänomen, denn Lyrik überschreitet nach Mike Chaser leichter mediale Grenzen als andere literarische Formen, was er auf Gattungsspezifika wie Kürze und Strophenstruktur zurückführt. Im Zuge der Digitalisierung zeigen sich jedoch starke Veränderungen, wenn einerseits soziale Netzwerke zum Ersterscheinungsort werden und deren Interfaces wichtig für die Rezeption von Gedichten sind. Und wenn andererseits diese Publikationsformate auch mit neuen Akteur:innen und nicht-menschlichen Einflussfaktoren (wie z.B. Algorithmen) einhergehen, die gegenüber traditionellen Instanzen wie Verlagen und Feuilleton an Einfluss gewinnen.
Die Begriffe des Formats und des Interfaces dienen als methodische Ansatzpunkte, um diese neuen medialen Konstellationen gegenwärtiger Lyrik zu erforschen. Unter ‚Format‘ werden zumeist medienindustrielle Absprachen und Standardisierungen verstanden, die die Distribution von Werken effizient gestalten sollen. Diese Formatierungen umfassen nach Jonathan Sterne jedoch auch eine Modellierung der Rezipierenden. Mehr noch gilt es also zu fragen, welchen Einfluss Formatierungen auf die ästhetische Wahrnehmung von Gedichten und ihrer Performances haben: Was bedeuten (Um-)Codierungen und Komprimierungen für ein Genre wie das der Lyrik, das stark mit der Materialität von geschriebener und gesprochener Sprache arbeitet und bei dessen Performances die Körperlichkeit insbesondere der Stimme eine wichtige Rolle spielt? Kommt es zu Glättungen und Anpassungen (etwa der Nachbearbeitung/Entfernung von akustischen Schwankungen) – oder zeigen sich materielle und körperliche Widerständigkeiten? Kommen den Störungen gar spezifische Funktionen, insbesondere Authentizitätseffekte, zu? In Kontrast zu traditionellen Auswahlprozessen, etwa durch Verlage, verhindern technische Faktoren und neue Akteure den ‚Flow‘ von Gedichten, d.h. die (digitale) Verbreitung.
Der Begriff des Interfaces wiederum bietet die Möglichkeit, nach der je spezifischen Situierung von Gedichten zu fragen. Diese sind in den Sozialen Medien, aber etwa auch auf E-Book-Readern, in Oberflächen eingebunden, die eigenen Designlogiken folgen. Damit ergibt sich ein spannungsreiches Verhältnis zur ästhetischen (Oberflächen-)Gestaltung lyrischer Texte, arbeiten diese doch oft prominent mit Layout, Typographie etc. und kehren deren Materialität selbstreferentiell hervor. Dieses Widerspiel gilt es somit in Bezug auf die ästhetische Wahrnehmung von Gedichten zu untersuchen, wenn etwa der immersive ‚Flow‘ der Interfaces auf lyrische Verfahren trifft. Tangiert sind damit Fragen nach der Relationierung von Text und Rezipierenden; so charakterisiert beispielsweise Timo Kaerlein Smartphones als Nahkörpertechnologie. Intimität und immediacy sind zugleich wichtige Topoi des Lyrikdiskurses. Die Untersuchung der Mediatisierungen von Gedichttexten und -performances durch Autor:innen und User:innen ermöglicht somit Einblicke in die Relation von Intimität, Subjektivität und Medialität zeitgenössischer Lyrik.
Die Forschung erfolgt im Rahmen des ERC-Projekts „Poetry in the Digital Age“
Lehrveranstaltungen
- „Farbe im Film“. Wintersemester 2020/2021, Universität Paderborn.
- „Lose Verwandtschaften? Die Filme der Berliner Schule“. Wintersemester 2020/2021, Universität Paderborn.
- „Körper/Horror: Filmische Schnitte“. Sommersemester 2020, Universität Paderborn.
- „Deutschlandbilder – Film und Nation“. Wintersemester 2019/2020, Universität Paderborn.
- „Medien | Dystopien“. Begleitseminar zur gleichnamigen Ringvorlesung. Zusammen mit Franziska Schloots und Christian Schulz. Sommersemester 2019, Universität Paderborn.
- „The stuff that dreams are made of – die Nacht im Film“. Sommersemester 2019, Universität Paderborn.
- „Adoleszenz im Spielfilm“. Wintersemester 2018/2019, Universität Paderborn.
- „Die Konstruktion des Mittelalters im Film“. Sommersemester 2018, Universität Paderborn.
- „Nur für Verrückte: Rausch in Literaturverfilmungen“. Sommersemester 2014, Universität Hamburg.
Publikationen
Monografien
- Rausch und Film. Die performative Wahrnehmung filmischer Rauschszenen. Avinus: Hamburg 2022.
Aufsätze
- „Professional Amateurship and Haptic Intensity: Poetry Slam on YouTube“. In: Marc Matter, Henrik Wehmeier und Clara Cosima Wolff (Hrsg.): Audioliterary Poetry between Performance and Mediatization / Audioliterale Lyrik zwischen Performance und Mediatisierung. Berlin/Boston: De Gruyter, 2024, S. 235–252. [Open Access: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783111561356-012/html]
- „Audioliterary Poetry between Performance and Mediatization: An Introduction“. In: Marc Matter, Henrik Wehmeier und Clara Cosima Wolff (Hrsg.): Audioliterary Poetry between Performance and Mediatization / Audioliterale Lyrik zwischen Performance und Mediatisierung. Berlin/Boston: De Gruyter, 2024, S. 1–22 [zusammen mit Clara Cosima Wolff] [Open Access: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783111561356-001/html]
- „Die inszenierte Erfüllung des lyrischen Ich(s)? Epitexte der Instapoetry als Schwelle zwischen lyrischem Text, auktorialer Selbstinszenierung, Plattforminterface und Rezipierenden“. In: Wegmann, Thomas; Döring, Jörg; Manz, Nora; Mayr, Max; Obererlacher, Anna (Hrsg.): Formen und Funktionen auktorialer Epitexte im literarischen Feld der Gegenwart. De Gruyter 2024. [mit Magdalena Korecka] [Open Access: https://www.degruyter.com/document/isbn/9783111322537/html#overview]
- „‘O Nacht! Ich nahm schon Kokain‘: Babylon Berlins Rauschinszenierungen zwischen historischer Verklärung und medialer Erkundung der Weimarer Zeit. In: Blödorn, Andreas; Brössel, Stephan (Hrsg.): Babylon Berlin und die filmische (Re-)Modellierung der 1920er-Jahre. Medienkulturwissenschaftliche Perspektiven. Nomos 2023, S. 293-308.
- „Opakes Erkennen? Die filmische Inszenierung von Sucht vermittels affektiver Oberflächen“. In: Rabbit Eye. Zeitschrift für Filmforschung, Nr. 13, 2022. [Open Access: https://www.rabbiteye.de/2022/12/wehmeier_sucht.pdf]
- „Ein Film aus dem Ruhrgebiet? Deindustrialisierungsgeschichte(n) und Körperpolitiken des Metals in Thrash, Altenessen“. In: ffk journal, Nr. 7, Dokumentation des Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums an der Bauhau-Universität Weimar, S. 15-36. [mit Christoph Büttner] [Open Access: http://ffk-journal.de/?journal=ffk-journal&page=article&op=view&path%5B%5D=161
- „Doch nur ein Traum? Nachträgliche Traummarkierungen im Horrorfilm zwischen affektiver Involvierung und distanzierendem Erwachen“. In: Catani, Stephanie; Mehrbrey, Sophie (Hrsg.): Träumen mit allen Sinnen. Sinnliche Wahrnehmung in ästhetischen Traumdarstellungen. Wilhelm Fink: Paderborn 2021, S. 215-232.
- „Die entfesselte Kamera als entfesselte Subjektivität? Gesellschaftliche Konnotationen der Kamerabewegung in Der Letzte Mann und The Lost Weekend“. In: Hieber, Lutz; Winter, Rainer (Hrsg.): Film als Kunst der Gesellschaft. Ästhetische Innovationen und gesellschaftliche Verhältnisse. Springer VS: Wiesbaden 2020, S. 203-218.
- „Postapokalyptische Adoleszenz – The End of the F***ing World“. In: Krauß, Florian; Stock, Moritz (Hrsg.): Teen TV. Repräsentationen, Lesarten und Produktionsweisen aktueller Jugendserien. Springer VS: Wiesbaden 2020, S. 137-159.
- „Das filmische Off als markierte Leerstelle. Audiovisuelle Inszenierungsstrategien einer anwesenden Abwesenheit anhand des Filmes Nachthelle (D 2015)“. In: Ehrler, Martin; Weiland, Marc (Hrsg.): Topografische Leerstellen. Ästhetisierungen verschwindender und verschwundener Dörfer und Landschaften. Transcript: Bielefeld 2018, S. 443-459.
- „Rausch im Film als performative Wahrnehmung – Enter the Void und Black Swan“. In: ffk journal, Nr. 2, Dokumentation des Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums an der Universität Bayreuth, S. 66-78.
Herausgeberschaften
- Audioliterary Poetry between Performance and Mediatization / Audioliterale Lyrik zwischen Performance und Mediatisierung. Berlin/Boston: De Gruyter, 2024. [zusammen mit Marc Matter und Clara Cosima Wolff]
- ffk journal, Nr. 3, Dokumentation des Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums an der Universität Hamburg. [mit Dennis Basaldella, Sandra Ludwig, Aileen Pinkert und David Ziegenhagen]
Vorträge
- „Formatting the flow: the circulation of poetry on and beyond social media“. Small Forms in Circulation. Infrastructures, Practices, Publics, 28. bis 30 November 2024, Humboldt-Universität zu Berlin.
- „Formatierungen des Flow. Die mediale Zirkulation zeitgenössischer Lyrik“, 4. Oktober 2024, Vortragsabend an der Waseda Universität, Tokio, Japan.
- „Mediale Anschlusslosigkeit? Streaming und Liveness aufgeführter Lyrik“. 37. Film- und medienwissenschaftliches Kolloquium, 20. bis 22. März 2024, Goethe-Universität Frankfurt.
- „Verlust und Reichweite: Poetry Slam auf YouTube“. Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft, 27. bis 29. September 2023, Universität Bonn.
- Workshop „Poetry Slam and Spoken Word in an Intercultural Perspective“. 19. Dezember 2022, Universität Hamburg.
- „Über Kohle – Workshop zum Dokumentarfilm Thrash, Altenessen“. Film- und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium, 24. bis 26. März 2021, Bauhaus-Universität Weimar.
- Workshop „Morphing – eine filmästhetische Kategorie ohne Gestalt?“. Film- und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium, 24. bis 26. März 2021, Bauhaus-Universität Weimar.
- „Doch nur ein Traum? Nachträgliche Traummarkierungen in Filmen der body genres“. Träumen mit allen Sinnen. Sinnliche Wahrnehmungen in ästhetischen Traumdarstellungen. 10. bis 12. Februar 2020, Universität des Saarlandes.
- „Das wächserne Ich? Performative Neuperspektivierungen filmischer Subjektivität“. Perspektiven auf queere Bewegtbilder. 28. Juni 2019. DEKRA | Hochschule für Medien Berlin.
- „Postapokalyptische Adoleszenz – The End of the F***ing World“. Teen TV: Repräsentationen, Rezeptionen und Produktionen zeitgenössischer Jugendserien. 07. Dezember 2018, Universität Siegen.
- „Die entfesselte Kamera als entfesselte Subjektivität? Gesellschaftliche Konnotationen der Kamerabewegung in Der Letzte Mann und The Lost Weekend“. Film als Kunst der Gesellschaft. Ästhetische Innovationen und gesellschaftliche Verhältnisse. 01. und 02. Dezember 2017, Künstlerhaus Hannover.
- „Inszenierte Kontrolle oder affektiver Exzess? Archaische Männlichkeit und deviante Hypermaskulinität in Rammstein: Paris (2017)“. Working the Body. Körper-Konfigurationen und Körper-Praxis zwischen Sport, Pop und Performance. 31. August bis 2. September 2017, Universität Hildesheim.
- „Körper im Kinorausch – Filmische Rauschinszenierungen zwischen Störung und Transgression“. Sucht, Rausch und Genuss. Medizin-, sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektiven. 36. Stuttgarter Fortbildungsseminar. 25. bis 28. April 2017, Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart.
- „Medialität als Pharmakon. Filmische Injektionsszenen als Kristallisationspunkt des Rauschdiskurses“. Film und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium. 8. bis 10. März 2017, Universität Hamburg.
- „Das filmische Off als markierte Leerstelle. Audiovisuelle Inszenierungsstrategien einer anwesenden Abwesenheit anhand des Filmes Nachthelle (D 2015)“. Topografische Leerstellen. Ästhetisierungen verschwindender und verschwundener Dörfer und Landschaften in Literaturen, Filmen und Künsten, 8. bis 10. Dezember 2016, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
- „The intoxicated crackup of the distanced view: Darren Aronofsky’s Black Swan as the evocation of a performative perception“. Contemporary Film and Media Aesthetics: Culture, Nature, and Technology in the 21st Century, 24. und 25. November 2016, Universita degli Studi Roma Tre.
- „Maskulinität in Musikvideos des Heavy Metal“. Gastvortrag im Seminar „Clipkunst: Ästhetik und Konzepte des Musikvideos“, Sommersemester 2016, Dozentin: Aileen Pinkert, Universität Hamburg.
- „Präsenz und Störung: Die filmische Inszenierung von Rausch“. Medienwissenschaftliches Kolloquium des Nordverbundes, 20. und 21. Mai 2016, Universität Bielefeld.
- „Rausch im Film als performative Wahrnehmung – Enter the Void und Black Swan“. Film- und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium, 24. bis 26. Februar 2016, Universität Bayreuth.
- „The performativity of Black Metal aesthetics: an analysis of the movie A Spell to Ward Off the Darkness and selected currenct music clips”. Mind over Metal. Metal Music and Culture from a Cross-Disciplinary Perspective, 3. und 4. Dezember 2015, Syddansk Universitet, Odense.
- „Die Auflösung des Blickes – Rausch im Film als performativer Bruch der Alltagswahrnehmung“. DINN_A* – Normen, Normierungsprozesse und deren Brüche in Narrativen und Disziplinen. bis 05. September 2015, Universität Wien.