Oratorik und LiteraturPolitische Rede in fiktionalen und historiographischen Texten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
3. November 2016, von Cornelia Gläser
Interdisziplinäre Tagung vom 03. – 05. November 2016 an der Universität Hamburg (Warburg-Haus)
Die historische Oratorikforschung der letzten Jahre und Jahrzehnte konnte zeigen, dass die politische Kultur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit immer auch eine Kultur der politischen Rede war. Dabei hat sie ein begriffliches Instrumentarium entwickelt, das Rederituale in ihrer Funktion für die Repräsentation und Konstitution vormoderner politischer Ordnungen erfasst. Reden werden als „Basisakte“ (Braungart) politischer Zeremonielle beschrieben und im Spannungsfeld von ritueller Konsensproduktion und deliberativer Entscheidungsfindung verortet. Dabei werden auch historiographische und hagiographische Quellen ausgewertet und als Medien der Imagination politischer Redekultur befragt. Die Oratorikforschung präsentiert damit einen Ansatz, der auch für literaturwissenschaftliche Fragestellungen hochgradig anschlussfähig ist, bislang jedoch nicht systematisch erprobt wurde. Anknüpfungspunkte bieten die historische Dialogforschung (Redeszenen) sowie Arbeiten, die sich Ritualen und symbolischen Kommunikationsformen in der Literatur widmen.
Ziel der Tagung ist es, literarische Traditionen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, etwa den höfischen Roman, die Tierepik, den Prosaroman, das Drama oder das Lied als eigene Reflexionsmedien vormoderner politischer Redekultur zu profilieren. Zugleich soll nach den Interferenzbereichen gefragt werden, in denen sich literarisch-fiktionale Textsorten und solche mit historiographischem Anspruch überschneiden.
Organisation und Kontakt:
Malena Ratzke | Christian Schmidt | Britta Wittchow
Universität Hamburg
oratorikundliteratur.slm@uni-hamburg.de