Der Künstler Luis Vidal
Luis Vidal (* 30. Mai 1970 in Barcelona, Spanien) ist ein zeitgenössischer Künstler, der zwischen Barcelona, Spanien und San Juan, Puerto Rico lebt und arbeitet.
In privaten Sammlungen, öffentlichen und privaten Institutionen in Europa, Nord, Mittel- und Südamerika sowie in der Karibik genießt er internationale Anerkennung. In seinem Werk befasst er sich mit Themen wie Kindes- und Machtmissbrauch, Manipulation, Gewalt und Traumatisierung. In Deutschland hat sein Werk auch Anklang gefunden.
Auswahl Einzelausstellungen
2011
"Souvenirs" - Mito Gallery. Barcelona, Spanien.
2010
"Little Artist in Pigs´s Land" - Galerie Binz & Krämer. Köln, Deutschland.
“Pigs´s Monument” - AMP Gallery. Turin, Italien.
2009
"Eat me Alice" - Mito Gallery. Barcelona, Spanien.
"L´ Arca di Papa Noe" - AMP Gallery. Turin, Italien.
2008
"Little Artist in Pigs´s Land" - Galeria Six. Mailand, Italien.
2007
"Burned Leathers" - Walter Otero Gallery. San Juan, Puerto Rico.
2006
"La Granja de Dios" - Centro Cultural de España. Córdoba, Argentinien.
"La Granja de Dios" - Museo de Arte Contemporáneo. Rosario, Argentinien.
2005
"La Granja de Dios" - Spanish Cultural Center of Spanien. Miami, USA.
"Abuse Garden" - Galerie Binz & Krämer. Köln, Deutschland.
2004
"The Lambs of God" - LUXE Gallery. New York, USA.
"La Granja de Dios" - Spanish Cultural Center of Spanien. Mexico. D.F., Mexiko.
2003
"La Granja de Dios" - Spanish Cultural Center of Spanien. Lima, Peru.
"Sharp-Pointed Paintings" - Christian Dam Gallery. Kopenhagen, Dänemark.
"Loboveja" - Bass Museum of Art. Miami, USA.
2002
"Blood Llorones" - Senda Gallery. Barcelona, Spanien
"Piss Class y Zancudos" - Palau Solleric. Palma de Mallorca, Spanien.
"La casa y Llorones" - Spanish Cultural Center of Spanien, St. Domingo, Dominikanische Republik.
2001
"Umbilical Meninos" - Gallery Baró Senna. Sao Paulo, Brasilien.
"Utero Room" - Fundació Vila Casas. Torroella de Montgrí, Spanien.
"Casi Lindos" - Galería Maior. Pollensa, Spanien.
"Umbilical Meninos" - Artcore Gallery. Toronto, Kanada.
2000
"Lindos dos" - Galleri Bouhlou. Bergen, Nordwegen.
"In Körper und Seele" - De Miguel Galley. München, Deutschland.
1999
"Casi Lindos" - ArtForum Berlin, Deutschland.
1998
"Lindos paseos" - Centre Cultural la Mercé. Girona, Spanien.
1997
"Lindos sexos" - Florence Biennale. Florenz, Italien.
1995
"Edificio en proceso de diálisis" - Galería Senda. Barcelona, Spanien.
1994
"Pell i Encèfal" - Galería Francesc Machado. Girona, Spanien.
Luis Vidal: Der Künstler Als Studienobjekt
Der spanisch-katalanische Künstler Luis Vidal kann sich bereits eines ausgezeichneten Rufes besonders im deutschsprachigen und US-amerikanischen Raum erfreuen, reflektiert seine Arbeit doch häufig intellektuelle Konzepte und gesellschaftliche Konfliktbereiche, die eher als Phänomene in den nordeuropäischen und nordamerikanischen Ländern wahrgenommen und explizit diskutiert werden, somit ist seine Arbeit in diesen geographischen Bereichen unter Umständen leichter verständlich.
In seinem Werk spricht er höchst aktuelle Themen an, die normalerweise im Betrachter ein abschreckendes Gefühl auslösen, uns aber gleichzeitig an eine krude Realität erinnern, die sich in unseren zeitgenössischen Gesellschaften verankert hat. Dies erreicht er auf eine kindlich-spielerische Art, durch eine gewisse Ikonographie, welche Disneyland konnotiert, aber auch an Comics erinnert und einen ironisch-sarkastischen Ton anwendet, an den wir so sehr in den nordischen Ländern gewöhnt sind.
Der Kunstkritiker René G. Siemer sagt in der Zeitschrift Kunst 21 über die Ausstellung in der Galerie Binz & Krämer Köln im Jahr 2007:
„Betrachten wir die Arbeit „Der Garten des Missbrauchs“, geht hier Vidal explizit auf das Thema der Verletzlichkeit von Minderjährigen in einer feindlichen Umgebung ein. Er bezieht sich hierbei auf das Meisterwerk „Garten der Lüste“ des niederländischen Künstlers Hieronymus Bosch, entstanden im 16. Jahrhundert, wobei er sich hauptsächlich dem Mittelbild des besagten Bosch Triptychons stellt – in dem der Triumph des Menschen über die Welt dargestellt wird, eine lasterhafte und sinnenfrohe Welt, die von nackten Männern, Frauen und übergroßen Früchten dominiert wird, welche die Vergänglichkeit des Vergnügens symbolisieren. Das Hauptthema des Werks „Garten der Lüste“ sind die Sinnesfreuden,von denen die Menschen in Versuchung geführt und verblendet werden. Es geht um die fleischlichen Genüsse, die den Menschen soweit bringen, dass er vergisst, seine Seele zu retten. Unbequeme Themen aufzugreifen, diesen Mut kann man Luis Vidal zusprechen. Seine Umsetzungen sind qualitativ meisterhaft, auf der einen Seite hintergründig schockierend, ohne aber die nötige Sensibilität vermissen zu lassen – kein Wunder also, dass seine Arbeiten in Kunst– und Sammlerkreisen sehr gefragt sind und dies rund um den Globus.“
Kindheitserinnerungen, sowohl reale als auch die, die wir durch Lektüre im Unterbewusstsein implementieren, verwandeln sich in Luis Vidals Werk in Theaterbühnenbilder, um uns die Brutalität und Komplexität traumatisierter Existenzen, Kinderängste und Kindesmissbrauchs zugleich vor Augen zu führen, welches wiederum weltweit aktuelle Themen aufwirft, die in vielen Gesellschaften, besonders in den konservativen, sehr gefürchtet sind und somit gern der offene Umgang mit diesen vermieden wird. Der Künstler wagt es, mit Assoziationen und der Vorstellungskraft des Betrachters zu spielen, indem er zerstörerische und autodestruktive Gesellschaften, in denen wir heutzutage leben, an den Pranger stellt.
Gleichzeitig spielt er mit biomorphen Strukturen, welche in Beziehung zum Werk von Hans Arp stehen. Diese Verbindung kommt in der Ausstellung „Biomorph”, einer Gruppenausstellung im Museum Bahnhof Rolandseck, in welcher Vidal gemeinsam mit anderen Künstlern bis 2012 ausstellt, zum Ausdruck. Des Weiteren stellte Vidal eine Verbindung zwischen seiner Arbeit „Der Garten des Missbrauchs” und dem „Garten der Lüste” von Hieronymus Bosch in der Gruppenausstellung „Garten Eden” (Kunsthalle Emden im Jahre 2007) her. Es handelt sich hier um eine eigenartige Kritik an der Spaßgesellschaft, welche sich ausschließlich um die Befriedigung der Sinneslüste im weitesten Sinne bewegt, dabei ethische oder moralische Grundsätze außer Acht lassend und fundamentale Grenzen des Schutzes von Minderjährigen überschreitend.
Die Rezeption des Werkes von Vidal ist womöglich einfacher und direkter in nordeuropäischen Ländern, welche auf einer liberalen Geschichte und Tradition gründen. Hier werden Themen wie Kindesausbeutung, sowohl im politischen, individuellen als auch kirchlichen Kontext, auf offene und kritische Weise behandelt und diskutiert, weil die Gesellschaften es so verlangen.
Aus diesem Grund ist es wichtig, das Projekt „Souvenir Shop“ in diesem geographischen Kontext zu lancieren: Deutschland, und insbesondere eine liberale Stadt wie Hamburg mit zeitgenössischen Kunstsammlungen wie die von Harald Falckenberg, deren inhaltlicher Fokus auf die Schrecken und Merkwürdigkeiten unserer heutigen Gesellschaften, das Groteske, Provokative und Politische zielt. Eine Sammlung, die über Arbeiten wie die von Paul McCarthy - einem der provokativsten Künstler heute, der die menschlichen Scheußlichkeiten in den Mittelpunkt seines künstlerischen Interesses stellt verfügt und zu welcher die Arbeit von Luis Vidal in einer inhaltlichen Verbindung steht.
Das Projekt hat einen wichtigen interkulturellen Charakter, bringt es doch die Arbeit eines spanischen Künstlers und die Auseinandersetzung mit seiner Thematik nach Deutschland, um sie dann nach genauer Untersuchung wieder an den Ort des Ursprungs, Spanien, zurückzuführen. Auf diese Art der Auseinandersetzung kommt es zur Annäherung zweier doch sehr unterschiedlicher geographischer Pole, die in dem Werk von Vidal ihre Gemeinsamkeiten suchen.
Es handelt sich um einen spanisch-katalanischen Künstler, der auf eine globale Art und Weise denkt und arbeitet und Themen anspricht, die sehr oft Gratwanderungen bedeuten, die den Betrachter provozieren, dennoch gleichzeitig zum Nachdenken anregen, was wiederum zu einem sozialen Umdenken beitragen kann. Sein Werk hat bereits eine gewisse Resonanz in Deutschland gefunden, ein wichtiger Faktor, da der zeigt, dass sein Werk auf Verständnis in diesem Land stößt.
Genau aus diesen Gründen habe ich mich dazu entschlossen, dieses Projekt zu unterstützen und zu lancieren. Als geborene Deutsche, mit Kindheit und Ausbildung in Deutschland, seit Jahren in Spanien lebend und arbeitend und seit früher Kindheit von Kultur und Lebensweise Spaniens geprägt, trage ich beide kulturelle Pole in mir. Als studierte Philologin und Kunsthistorikerin kenne ich die zeitgenössischen Kunstmärkte, Sammlungen und Rezeptionsweisen beider Länder und bin somit in der Lage, ein vergleichendes und derartig thematisches Projekt von beiden Seiten zu beleuchten und zu leiten.
Ich verstehe dieses Projekt als eine der besten Möglichkeiten, das Werk dieses spanischen Künstlers deutschen Studenten näher zu bringen, um es später in sein Ursprungsland zu reintegrieren. „Souvenir Shop” ist ein interkulturelles Projekt, welches den Austausch zwischen zwei europäischen Städten und ihren Institutionen initiiert und intensiviert. Katalanische und spanische Institutionen haben starkes Interesse an einer Kooperation gezeigt, welches eine Wanderausstellung und Koproduktion durchaus möglich machen könnte.
Abgesehen davon ist die Präsentation des Werkes eines international angesehenen Künstlers wie Vidal stets ein Beitrag zum Kulturleben der jeweiligen Stadt. Diese Art von Aktivitäten stärkt den soziokulturellen Austausch zweier europäischer Regionen, die zwar sehr unterschiedlich sind, aber doch Vieles gemeinsam haben. Dieser Forschungsansatz hat mich stets sehr interessiert: Die Annäherung zweier Pole im Prozess der Suche nach Gemeinsamkeiten mit Hilfe der Untersuchung des Werkes eines bestimmten Künstlers. Und die beiden Pole in diesem Projekt, Deutschland und Spanien, sind die Achsen meines Lebens, sowohl im privaten wie im beruflichen Sinne.
Aus diesem Grunde halte ich dieses Projekt für wichtig und notwendig im Kontext der europäischen Identität und Annährung von Ländern und setze mich persönlich dafür ein.
Anne-Marie Melster
Internationale Kuratorin
www.artport-project.org