Projektbeschreibung
Anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums im Jahr 2011 entschied sich das Institut für Romanistik (IRom) der Universität Hamburg zur Mitarbeit an einem von verschiedenen Kulturinstitutionen getragenen Projekt, in das die hispanistisch ausgerichteten B.A.- und M.A.-Studiengänge mit ihren literatur und sprachwissenschaftlichen Fachprofilen zusammen mit den Studiengängen der Kunstgeschichte der Universität Hamburg integriert sind. Im Rahmen dieses Projekts sollen die Studierenden der genannten Studiengänge aktiv an der Erforschung und Verbreitung der spanischen Kultur in Deutschland beteiligt werden.
Einleitung
Der Erwerb interkultureller Kompetenzen als Schlüsselqualifikation für verschiedene Berufsfelder gehört zu den Zielsetzungen der literatur- und sprachwissenschaftlichen romanistischen Ausbildung an der Universität Hamburg. In diesem Ausbildungskontext ist das benannte Projekt mit seiner interdisziplinären und interaktiven Ausrichtung angesiedelt.
Es erlaubt den zukünftigen Studienabgängern das Studium der spanischen Sprache mit Arbeitsgebieten der Kunstgeschichte Spaniens und Hispanoamerikas zu verbinden. Die Studierenden erweitern in der Praxis ihre Kenntnisse über die Kulturen der spanischsprechenden Welt, denn sie haben die Gelegenheit, sich mit einem bestimmten Berufsfeld unter Anleitung ausgewiesener Expertinnen und Experten vertraut zu machen. Durch die gemeinsame Koordinationsarbeit zwischen den Lehrenden in Spanien und Deutschland sowie den Kontakt zwischen deutschen Studierenden mit den spanischen Kulturinstitutionen und deren Vertreterinnen und Vertretern trägt das Projekt gleichzeitig zur Förderung der bilateralen kulturellen Zusammenarbeit zwischen Spanien und Deutschland bei.
Mit dem Projekt erhofft man sich eine breitere kulturelle Wirkung zu erzielen, denn zum einen setzt es sich mit der Tätigkeit eines lebenden spanischen Künstlers auseinander, dessen Wahl der bereits seit langem existierenden Tradition des spanisch-deutschen Kulturaustauschs geschuldet ist, der mit diesem Projekt noch gefestigt und bereichert wird. Zum anderen trägt es zur
Verbreitung der spanischen Kultur in Deutschland bei.
Durch die direkte Zusammenarbeit und den intensiven Austausch mit dem Künstler wird den Studierenden ein unmittelbarer Zugang zu seinem Werk ermöglicht. Das eröffnet den am Projekt teilnehmenden Studierenden die Möglichkeit, außergewöhnliche und einmalige Erfahrungen im Bereich des Dialogs der Kulturen zu sammeln.
Für eine deutsche Universität hat das Projekt „Romanistik und Zeitgenössische Kunst“ Vorzeigecharakter: Es ist innovativ und interdisziplinär. Es stellt ein Beispiel fachübergreifender Verbindung von zeitgenössischer Kunst und spanischsprachiger Philologie am Beispiel des Werkes eines lebenden Künstlers im Rahmen eines praktischen Projektes dar.
Das Projekt stellt nur einen Teil weiterer vielfältiger Projektmöglichkeiten dar und kann daher als Ausgangspunkt für langfristig angelegte fachübergreifende Kursprojekte betrachtet werden: Es kann auf die Sprachen, Künstler und Kulturräume, die Gegenstand des Studiums der Geisteswissenschaften sind, erweitert und in Verbindung mit in- und ausländischen Partneruniversitäten und Kultureinrichtungen durchgeführt werden.
Die Projektziele, -Inhalte und -Ergebnisse bestätigen die internationale Orientierung in Forschung und Lehre der Universität Hamburg sowie ihr Profil als Zentrum der Forschung, der Lehre und der Bildung.
Universität Hamburg
Institut für Romanistik (IRom)
Projektinhalte
Das Projekt „Romanistik und Zeitgenössische Kunst“ besteht aus einem Lehrvorhaben, einem Publikations- und einem Ausstellungsvorhaben. Zielgruppe des Projektes sind die Bachelor-Studierenden in der Vertiefungsphase bzw. die Studierenden im Masterstudiengang.
I. Lehrvorhaben
Im Lehrvorhaben wählen die Studierenden zwei aussercurricular angebotene Kurse, mit denen sie Kenntnisse zweier Wissensgebiete erwerben: Kuratieren und Textredaktion im zeitgenössischen Kunstbereich sowie Fachübersetzen und Terminologie im Bereich der theoretisch angewandter Sprachwissenschaft.
In beiden Kursen können sie ihr im Studium erworbenes Wissen zur Anwendung bringen. Darüber hinaus ermöglicht die Fächerkombination ihnen einen umfassenden Einblick in mögliche zukünftige Berufsfelder.
1. Blockseminar: Einführung in die kuratorische Praxis am Beispiel Luis Vidals
Ort: Universität Hamburg
Termin: Sommersemester 2012
Die Studenten werden in Inhalt, Disziplin, Praxis, Ethik sowie Strategien im Denken und Verhalten im Kunstmarkt und kunstkuratorischen Berufsbereich eingeführt.
Der Kurs besteht aus folgenden Bausteinen:
- Einführung in die Kuratorische Praxis
Die Seminarleiterin präsentiert den Studenten das Gesamtprojekt inklusive des Werkes des ausgewählten Künstlers. Zusammen mit den Studenten wird die Zielsetzung des Projektes, das sie gemeinsam entwickeln werden, im Einklang mit der Untersuchung des Werkes und des Werdegangs des Künstlers definiert. Im Rahmen des Kurses werden die Teilnehmer in die Redaktion von kritischen Texten im Bereich zeitgenössischer Kunst eingeführt, sowie in die Verwendung von Sekundärliteratur, die Bewertung und Selektion der in Frage kommenden Werke. Dies alles geschieht mit dem Ziel, ein kongruentes und kritisches Ausstellungskonzept zu erarbeiten. - Untersuchung der künstlerischen Laufbahn von Luis Vidal
Die Studenten initiieren eine tiefgehende Untersuchung des künstlerischen Werkes Luis Vidals sowie seines Werdegangs von den Anfängen bis heute, um Referenzen und Konstanten in seinem Werk zu definieren. Soweit möglich ist der Künstler zu verschiedenen Zeitpunkten des Kurses anwesend, um für Fragen der Studenten zur Verfügung zu stehen. Es gibt ferner die Möglichkeit, Kritiker, die über das Werk von Luis Vidal geschrieben haben, sowie seine Sammler und repräsentierenden Galeristen zum Werk zu befragen. - Auswahl der Arbeiten
Die Studenten wählen im Austausch mit der Seminarleiterin die Arbeiten aus, die sie als wichtig im Gesamtwerk des Künstlers erachten. Für diese Selektion werden die Parameter zu Grunde gelegt, die im Rahmen des Kurses definiert wurden. Die ausgewählten Kunstwerke bilden später den Fundus für die Ausstellung in Hamburg am Ende des Projektes.
2. Seminar: Fachübersetzen und Terminologie der zeitgenössischen Kunst
Ort: Universität Hamburg
Termin: Wintersemester 2012/2013
Der Schwerpunkt des Kurses liegt auf der Übersetzung der deutschsprachigen Texte ins Spanische unter praktischer Anwendung der Techniken und Strategien des professionellen Fachübersetzens und der praktischen zweisprachigen Terminologiearbeit.
Der Kurs besteht aus folgenden Bausteinen:
- Fachübersetzen Deutsch-Spanisch im Bereich der zeitgenössischen Kunst
- Erstellung einer deutsch-spanischsprachigen Terminologiedatenbank im Bereich der zeitgenössischen Kunst.
II. Ausstellungsvorhaben
Ort: Hamburg
Termin: Wintersemester 2013/2014 bzw. Sommersemester 2014
Das Projekt wird durch eine Ausstellung abgeschlossen. Gedacht ist an einen entsprechenden Ausstellungsort in Hamburg, wo dann zum ersten Mal eine von Studierenden in Zusammenarbeit mit einer internationalen Kuratorin organisierte Ausstellung des Typs mid-career survey des zeitgenössischen Künstlers Luis Vidal präsentiert werden soll.
Kurzbeschreibung
Im Rahmen des Seminars „Einführung in die kuratorische Arbeit“ erarbeiten die Studierenden unter der Anleitung der Kuratorin und Seminarleiterin Anne-Marie Meltser ein Ausstellungskonzept, welches als Grundlage die Analyse der 20-jährigen Künstlerlaufbahn, die einzelnen Werkserien und den allgemeinen Leitfaden des Gesamtwerkes hat.
Die Ausstellung präsentiert unbequeme Erscheinungen der zeitgenössischen gesellschaftlichen Realität und soll die Diskussion mit der Gesellschaft anregen. Die Thematik - Kindes- und Machtmissbrauch, Manipulation, Gewalt und Traumatisierung - ist in Deutschland zugänglich und wird gut zu verstehen sein, da sie in der Gesellschaft offen thematisiert wird.
Die Ausstellung umfasst zwischen 40 bis 60 von Studierenden ausgewählten Zeichnungen und Formate, die die ganze Arbeit repräsentieren. Sie ist ein Querschnitt durch das gesellschaftskritische Künstlerwerk. Die Zeichnungen sind repräsentativ für das Werk und als Platzhalter für die existierenden Installationen zu verstehen, da es zu jeder Installation eine Zeichnung gibt. Eine von Studierenden erstellte Videodarstellung präsentiert die Installationen.
Das Besondere an der Ausstellung
Sie wird von den Studierenden unter der Anleitung der Kuratorin konzipiert. Das Werk Luis Vidals wurde in Deutschland zwar schon rezipiert, aber die Zeichnungen sind noch nicht ausgestellt worden. Sie zeigen einen neuen Arbeitszyklus, der noch nicht öffentlich bekannt ist. Die Arbeit des Künstlers wird somit in einer neuen Form bzw. in einer neuen materiellen Ebene gezeigt.
Die Ausstellung soll einen interaktiven Charakter haben. Der Zuschauer soll ein schwieriges Thema mit nach Hause nehmen. Ziel ist, dem Kunst-Rezipienten zu erreichen und ihn einladen, sich mit dem Thema zu befassen.
III. Publikationsvorhaben
Ort: Universität Hamburg
Termin: Sommersemester 2013
Kurzbeschreibung
Als Ergebnis der tiefgehenden Untersuchung des künstlerischen Werkes, die im Seminar „Einführung in die kuratorische Arbeit“ initiiert wurde und anhand der für die Ausstellung ausgewählten Werke erarbeiten die Studierenden ein ausstellungsbegleitendes Künstlerbuch.
Die Studierenden wählen die Thematik und Werke aus, über die sie schreiben wollen. Sie beleuchten und interpretieren das Werk des Künstlers mit dem Ziel, seinen Sinn und seine Inhaltlichkeit zu erweitern. Sie reflektieren über den spielerischen Umgang des Künstlers mit Kindes- und Machtmissbrauch als aktuelle Probleme der Gesellschaft, um den Lesern diese schockierenden Inhalte in einer sanfteren Form zu vermitteln.
Die Texte beschreiben die 20 Künstlerjahre von Luis Vidal. Kritischphilosophische Texte bilden die Grundstruktur des Künstlerbuches.
Nach der Konzeption des zweisprachigen Künstlerbuches erfolgt die Drucklegung und Veröffentlichung. Ferner soll ein thematisches Glossar mit deutsch- und spanischsprachigen Fachbegriffen aus dem Bereich der zeitgenössischen Kunst erstellt werden und in Buchform mit beigefügter CD-ROM zur Veröffentlichung kommen.
Ausblick
Zusätzlich zu den beschriebenen Projektabschnitten sind ebenfalls Panels und Vorträge denkbar, die sich mit dem Aufhänger und den Themen des Projektes auseinandersetzen (Thema der Ausstellung, Interkultureller Austausch, der Bedarf nach internationalem Akademikeraustausch, Spanische Kunst in Deutschland, Deutsche Kunst in Spanien etc.). Diese könnten in Kulturzentren der jeweiligen Stadt realisiert werden (Universität Hamburg, in den Ausstellungsinstitutionen, Instituto Cervantes in Hamburg, Universität Barcelona, etc.), um eine möglichst große Diffusions- und Austauschplattform zu gewährleisten.
Institutionelle Kooperationen
- Institut für Romanistik, Universität Hamburg
- Kunstgeschichtliches Seminar, Universität Hamburg
- Arbeitsstelle Studium und Beruf, Fachbereiche SLM I+II, Universität Hamburg
- Spanische Botschaft - Kulturabteilung
- Kultusministerium Spanien
- Instituto Cervantes
- Hamburg Art Week
- Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.
- Vueling