VanitasReflexionen über Vergänglichkeit in Literatur, bildender Kunst und theoretischen Diskursen der Gegenwart
28. November 2016, von Janine Fricke
Workshop an der Hochschule der Bildenden Künste, Braunschweig, 26.-27. Januar 2017
Leitung: Prof. Dr. Claudia Benthien & Prof. Dr. Victoria von Flemming
Der Begriff vanitas entstammt biblischen Kontexten. Das entsprechende hebräische Wort häväl heißt u.a. ‚Windhauch‘ und korrespondiert mit Vorstellungen des Ephemeren, der Leere, des Transitorischen, der Nichtigkeit, Vergeblichkeit und insbesondere der Vergänglichkeit. Seit dem Mittelalter und verstärkt in der Frühen Neuzeit wird die Sterblichkeit des Menschen und der ihn umgebenden Dinge rhetorisiert und mit einer spezifischen Bildlichkeit und Semantik verknüpft. Speziell für die Dichtung und Malerei des Barock kommt Vanitas topische Bedeutung zu.
Der Workshop reflektiert die zeitgenössische Auseinandersetzung mit Vorstellungen und Bildern der ‚Vergänglichkeit‘, die sich aktuell einer auffälligen Popularität erfreuen. Im Zentrum steht die Frage, warum und in welchen Ausprägungen ein zentrales vormodernes Zeitkonzept für die zeitgenössische Kultur so virulent ist. Gefragt wird nach den Funktionen dieser Rekurse, wie sie sich beispielsweise in Darstellungen und Nachbildungen menschlicher memento mori-Schädel in Fotoarbeiten und Skulpturen zeigt, in der Ästhetik des Verfalls neo-barocker ‚bewegter Stillleben‘ in der Videokunst, in der Reflexion von Vanitas-Topoi in der Lyrik oder der Erzählliteratur.