Nachruf Prof. Dr. Heinz Hillmann
25. August 2025, von Webredaktion IfG
Heinz Hillmann (geb. am 25. November 1934 in Bad Kudowa) starb am 4. August 2025 in Hamburg . KollegInnen, MitarbeiterInnen und Studierende trauern um diesen für sie unerwarteten Verlust.
Dem Institut für Germanistik gehörte Heinz Hillmann über sechzig Jahre an, zunächst als Wissenschaftlicher Assistent bei Karl-Ludwig Schneider, dann 1968 bis 1971 als Privatdozent und von 1971 bis 1999 als Professor für Deutsche Philologie mit dem Schwerpunkt für Neuere deutsche Literaturgeschichte. Von Anfang an engagierte sich Hillmann in entschiedener Weise für die Belange des Instituts und die Erwartungen der Studierenden in der Gestaltung von Forschung und Lehre. Er übernahm eine Führungsrolle bei den anstehenden Reformen. Im Institutsrat amtierte er 1972/73 und 1977/78 sowie (nach einer Rückzugsphase) 1990/91 als Geschäftsführender Direktor und 1991-1993 und 1994/95 als Stellvertreter. In den letzten Jahren seiner Dienstzeit konzentrierte sich Heinz Hillman auf die Lehrtätigkeit, die er auch im ‚formalen Ruhestand‘ in umfangreicher Weise insbesondere mit Vorlesungen viele Jahre hindurch fortsetzte - fortschreitend in Kooperation mit dem Anglisten Peter Hühn und getragen von einem breiten Interesse der akademischen Öffentlichkeit, die sowohl interessierte Studierende als auch bejahrte Literaturliebhaber/innen umfasste. In den Vorlesungen wurde die literaturgeschichtliche Thematik vielfach in sozial- und kulturgeschichtlicher Perspektive erweitert und insbesondere für familiengeschichtliche Fragestellungen ausgearbeitet sowie für Publikationen genutzt.
In seinen wissenschaftlichen Arbeiten zeigte sich Hillmann von Anfang an als ein Meister in der methodischen „Kunst der Interpretation“. Davon zeugen bereits seine Bonner Dissertation „Franz Kafka. Dichtungstheorie und Dichtungsgestalt“ von 1961 (2. erw. Auflage 1974) und die Hamburger Habilitationsschrift „Bildlichkeit in der deutschen Romantik“ (1971 erschienen) sowie die Herausgabe einer ausgesprochenen Liebhaberarbeit zu deutschen und französischen Feenmärchen („Die schlafende Schöne. Französische und deutsche Feenmärchen des 18. Jahrhunderts“, 1967).
Seine folgenden Arbeiten wandten sich mehr literaturtheoretischen Fragen zu – so beispielsweise in der Abhandlung „Alltagsphantasie und dichterische Phantasie. Versuch einer Produktionsästhetik“ (1977). In „Rezeption – empirisch“ (1974) leistete Hillmann einen entschieden eigenständigen Beitrag zur in Hamburg seinerzeit mit gewichtigen Publikationen vertretenen historischen Rezeptionsforschung.
Nach dem formellen Eintritt in den Ruhestand trat Heinz Hillmann als Mitherausgeber und als Beiträger zu so unterschiedlichen Sammelbänden wie „Der europäische Entwicklungsroman in Europa und Übersee. Literarische Lebensentwürfe der Neuzeit“ (2001) und „Lebendiger Umgang mit den Toten – der moderne Familienroman in Europa und Übersee“ (2012) hervor.
Darüber hinaus (und vielleicht vor allem) war Heinz Hillmann ein begeisterter und begeisternder akademischer Lehrer, der viele Generationen von Studentinnen und Studenten zum Examen geführt hat. Er blieb auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand in der Lehre aktiv und hatte in seinen Vorlesungen weiterhin viele treue Hörerinnen und Hörer. Sie alle und das Institut für Germanistik der Universität werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Udo Köster
Jörg Schönert
Den Nachruf finden Sie hier auch noch einmal als PDF.