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Fachbereiche SLM I + II
FachbereicheSprache, Literatur und Medien
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Foto: UHH, RRZ/MCC, Mentz

Grammatikübungen

Grammatikübungen

Im Unterricht geben Grammatikübungen Ihnen die Möglichkeit, den Einsatz Ihres fremdsprachlichen Wissens beim Sprechen/Schreiben und Lese-/Hörverstehen zu trainieren, es zu testen und ggf. zu korrigieren. Sie finden in fremdsprachlichen Lern- und Übungsmaterialien eine breite Palette von Aufgaben, z.B. Einsetz-, Umformungs-, Ergänzungs-, Zuordnungsübungen. Machen Sie diese Aufgaben regelmäßig, um sich auf die Bewältigung natürlicher Kommunikationssituationen vorzubereiten.

Sie können aber auch in Eigenregie von Grammatikübungen profitieren. Vorteilhaft ist es z.B., sich selbst Grammatikübungen auszudenken, denn sie sind dann ganz auf ihren persönlichen Kenntnisstand zugeschnitten.

  • Sie können z.B. versuchen, mit den Ihnen verfügbaren Begriffen fremd- und mutter-sprachliche Beispiele zu analysieren. Auf diese Weise finden Sie heraus, wie gut Sie sich in grammatischer Terminologie und Begrifflichkeit auskennen, und Sie üben, diese Kenntnisse einzusetzen, um den grammatischen Bau der Fremdsprache zu verstehen.
  • Sie können auch versuchen, bereits bekannten Regeln neue Belegbeispiele zuzuordnen. Damit üben Sie für den aktiven Sprachgebrauch, denn Sie bilden neue fremdsprachliche Äußerungen nach Ihnen vertrauten "Bauplänen”.
  • Wenn Sie anderen Lernern eine grammatische Regel erklären, können Sie feststellen, ob Sie diese selbst verstanden haben.
  • Einen ähnlichen Übungseffekt erzielen Sie, wenn Sie eine nur teilweise vorgegebene Regel selbst ergänzen und sich dazu Anwendungsbeispiele ausdenken. Beispiel

Grammatikübungen aus kognitiver Sicht

Grammatikübungen können zwei verschiedenen Lernzielen dienen: (1) der Strukturierung von neuem Wissen und (2) der Automatisierung dieses Wissens.

Strukturierungsübungen, in denen Regelwissen erzeugt oder verarbeitet wird, können die Speicherungsform grammatischen Wissens im fremdsprachlichen Gedächtnis beeinflussen. Sie tragen dazu bei, daß Grammatikkenntnisse als bewusst wahrgenommenes und explizites, d.h. äußerbares (z.B. "Hier steht die grammatische Erscheinung X, weil ...”) Wissen verarbeitet werden. Diese Repräsentationsform bildet eine gute Anfangsvoraussetzung, um auf Dauer eine Fremdsprache differenziert und normgerecht zu beherrschen.

Automatisierungsübungen beschleunigen den Zugriff auf das grammatisches Wissen des Lerners und fördern damit die spontane mündliche Kommunikation in natürlichen Verwendungskontext der Fremdsprache. Die Aktivierung von neu erlerntem Wissen erfolgt zwar zunächst geplant, d.h. sie wird mit einem deutlichen kognitiven und zeitlichen Aufwand kontrolliert. Durch wiederholtes Üben stabilisieren sich jedoch die Zugriffswege im fremdsprachlichen Gedächtnis, die Wissenaktivierung bindet weniger Ressourcen und gewinnt durch Automatisierung an Schnelligkeit. Sprachbeherrschung durch Üben zu erreichen bedeutet somit, bewußt gesteuerte Sprechakte in spontane, mechanische Vorgänge zu überführen, indem zwei verschiedene Gedächtnisspeicher, das Regelwissen und das Fertigkeitswissen, miteinander immer stärker "verschaltet" werden.

Teilweise vorgegebene Grammatikregeln selbst zu Ende führen und Anwendungsbeispiele ausdenken

Grammatischen Regeln liegt eine logische "Wenn–Dann"-Struktur zugrunde, die auf Ausschließlichkeits- bzw. auf Häufigkeitsangaben beruht. Für die Fremdsprache Frz. z.B. lautet eine Regel zum Konjunktivgebrauch in mit que eingeleiteten Nebensätzen: "Nach Ausdrücken, die einen Sachverhalt als sicher eintretend bezeichnen (sog. Ausdrücke der Sicherheit), steht der duch que angeschlossene Nebensatz im Indikativ. Werden diese Ausdrücke verneint, als Frage oder Bedingung gebraucht, steht der Konjunktiv”, z.B. C‘est sûr qu‘elle connaît le code confidentiel de ma carte bancaire. Ce n‘est pas sûr qu‘elle connaisse le code confidentiel de ma carte bancaire.

Diese Regel können Sie, z.B. indem Sie einen Teil davon zudecken, u.a. folgendermaßen in Bestandteile aufspalten, die Sie dann weiterführen/ergänzen: "Nach Ausdrücken der Sicherheit steht ... [ab hier abdecken, die Regel zu Ende führen und Anwendungsbeispiele nennen]. Der Konjunktiv steht, wenn ... [ab hier abdecken, die Regel zu Ende führen und Anwendungsbeispiel nennen].

Literatur: Grammatikübungen

Formen und Funktionen fremdsprachlicher Übungen aus der Lehrperspektive werden behandelt in:
  • Segermann, K. 1992 Typologie des fremdsprachlichen Übens, Bochum: Brockmeyer

Eine empirische Untersuchung zum tatsächlichen Umgang von Lernern mit fremdsprachlichen Übungen (Engl., Frz., Ital., Span., Port.) findet sich bei:

  • Börner, W. 1999 "Fremdsprachliche Lernaufgaben", in: Zeitschrift für Fremdsprachenforschung 10(2), 209-230

Eine Studie mit Blick auf Grammatikübungen des Dt. (als Fremdsprache) ist:

  • Motz, M. (2000): Kognitive und affektive Aspekte der Behandlung fremdsprachlicher Grammatikübungen. Eine qualitative Untersuchung mit italienischen DaF-Lernern, Unveröff. Magisterarbeit, Universität Hamburg/ Sprachlehrforschung