Tagung im Warburghaus 18.-19. Oktober 2019Traditionsverlust
17. September 2019, von Maren Albrecht
In einem Feuilleton über Theodor Mommsen beschwört der Journalist Simon Strauss eine „politische Sehnsucht, die sich von der so akribischen wie grundromantischen Hingabe an eine ferne Vergangen-heit nährte. Eine Vergangenheit, die schon bald darauf zum ‚Fremden’ erklärt werden sollte und damit all ihr charakterbildendes Potential verlor.“ In diffuser Naivität bricht sich die Sehnsucht nach einer Tradition Bahn, die noch einmal die Kraft hätte, historische Überlieferung, kulturelles Erlebnis und Bildung miteinander zu verschränken. Sie ist das verhaltene Echo der Parolen und Manöver, deren Akteure, aufgeschreckt durch die reale Erfahrung des Fremden, hastig nach den Schatten einer abend-ländischen und nationalen Tradition greifen.
Das Thema des Symposiums - der Bruch mit dem Prinzip der Tradition – stellt sich im Hinblick auf die Aktualität eines rechten Gegendiskurses und im Bezug auf das Jahr 1960, um das herum man begann, diesen Bruch mit Vehemenz zu erfechten. Die Tagung geht demgemäß der Frage nach, welche Formen des Traditionsverlustes sich um und seit 1960 erkennen lassen und welche kulturellen, ethischen und politischen Konsequenzen und Implikationen dabei deutlich werden.