Deutsches Sagenbuch
Bechstein hat fünf große Sagensammlungen herausgegeben. Es sind dies (in chronologischer Reihenfolge):
- Die erste große Sammlung von heimatlichem Material: Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes 1835–1838 (= TSS Bd 1-4, eine geplante Fortsetzung kam nicht zustande)
- Die Volkssagen, Mährchen und Legenden des Kaiserstaates Oesterreich 1840 (= VMLÖ Bd 1, weitere geplante Bände sind nicht erschienen)
- Der Sagenschatz des Frankenlandes. 1842 (= FSS, erschienen ist nur der 1. Teil: Die Sagen des Rhöngebirges und des Grabfeldes)
- Das umfangreiche Volksbuch: Deutsches Sagenbuch 1853 (= DSB) und
- Bechsteins letzte, heimatlichem Material gewidmete Sagensammlung, das Thüringer Sagenbuch 1857 (= TSB, ebenfalls unvollständig).
Wie bei den Märchen die entsprechende Sammlung der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, 1812) eine der wichtigsten Quellen des Autors darstellt, sind hier die Deutschen Sagen der Grimms (1816/18) eine der einflussreicheren Vorlagen. Daneben gibt es von Karl Müllenhoff: Märchen Sagen und Lieder der Herzogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg (Kiel 1845) aus in 34 Fällen einen thematischen Bezug zu einzelnen DSB-Sagen. Das Vorwort zum DSB gibt als weitere Quellen (für die Sagenländer Baden und Schwaben) Veröffentlichungen von Ernst Meier, Bernhard Baader, August Stöber und Gustav Schwab an, z.B.
- Ernst Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben. 3 Bücher in einem Band. Stuttgart (J.B. Metzler) 1852.
Es gibt von dieser Sammlung ein Reprint mit einem Nachwort von Hermann Bausinger (Kirchheim) 1983. Von Baader liegt nur ein einschlägiger Titel vor:
- Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe 1851, ebenso von August Stöber: Die Sagen des Elsasses. St. Gallen 1838/1852.
Bei Schwab kommen als Quelle die
- Wanderungen durch Schwaben, Leipzig (Georg Wigand) 1837/8 (= Das malerische und romantische Deutschland Bd X)
in Frage. Zusätzlich zu Grimm, Müllenhoff, Meier, Baader, Stöber und Schwab benennt das Vorwort zum DSB als weitere Materialquellen:
- Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin (Reimer) 1843. Es gibt von dieser Sammlung ein Reprint (Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen. Nachdruck der Ausgabe von 1843. Hildesheim, Zürich, New York: Olms 1973).
- Johann Wilhelm Albert v. Tettau und J.D.H. Temme: Die Volkssagen Ostpreußens, Litthauens und Westpreußens. Berlin (Nicolai) 1837
- Karl Simrock: Rheinsagen aus dem Munde des Volks und deutscher Dichter. Bonn (Weber) 1837
- Johannes W. Wolf: Niederländische Sagen. Leipzig (Brockhaus) 1843
- Alexander Schöppner: Sagenbuch der bayrischen Lande. Aus dem Munde des Volkes, der Chronik und der Dichter. 1. und 2. Bd. München (Rieger) 1851+1852, der 3. Band von 1853 kommt als Vorlage nicht mehr in Frage.
Die nachfolgenden Bechstein-Sagen sind Beispiele für das, was André Jolles die Einfachheit und Max Lüthi die Einebigkeit der Volkssage genannt hat. Die originale Orthographie der Texte wurde bewahrt (auch bei Orts- und Eigennamen), Seitengrenzen des Erstdrucks sind durch / bezeichnet.
© Anmerkungen: 2002 by Prof. Dr. Susanne Schmidt-Knaebel