Romane: Reifes Werk
Romane von Ludwig Bechstein
Das reife Werk
Aus heutiger Sicht stehen die mittlere und späte Romanproduktion den frühen Texten in nichts nach. Allerdings setzen bereits die acht Titel der reifen Schaffensperiode neue Schwerpunkte.
- Grumbach (1839)
- Hallup der Schwimmer. Novelle (1839)
- Sophienlust. Novelle (1840)
- Clarinette. Seitenstück zu den Fahrten eines Musikanten (1840)
- Philidor. Erzählung aus dem Leben eines Landgeistlichen (1842)
- Wollen und Werden: Deutschlands Burschenschaft und Burschenleben (1850)
- Ein dunkles Loos. Volkserzählung (1850)
- Die Manuscripte Peter Schlemihls. Kosmologisch-literarische Novelle (1851)
Mit Grumbach endet die Tradition des historischen Romans im engeren Sinn, die Bechsteins frühes Erzählen bestimmt hatte. Die große Novelle Sophienlust bildet mit ihren ebenso heiteren wie nachdenklichen Liebesgeschichten aus einer hochadeligen Welt den Übergang zu Werken, in denen die Schicksale fiktiver Personen aus einem zunehmend bürgerlichen Milieu in den Vordergrund treten: Hallup erzählt das tragische Schicksal eines begabten Thüringer Schwimmers, der experimentelle „Genreroman“ Ein dunkles Loos das eines Jungen aus einfachsten Verhältnissen, der auf die schiefe Bahn gerät. Clarinette stellt die vielfach gewünschte und gut gelungene Fortsetzung des Musikromans von 1837 dar; hier ist die biographische Vorlage bislang nicht nachgewiesen. Philidor erzählt spannend und zugleich heiter von den Schicksalen einer Pfarrersfamilie des beginnenden 18. Jhs., die zusammen mit ihren Freunden mancherlei Prüfungen zu bestehen hat. Wollen und Werden und Die Manscripte Peter Schlemihls stellen auf je eigene Weise weitere Prosa-Experimente dar, die für die Literaturwissenschaft von speziellem Interesse sind. Bechstein hat zur Geschichte der deutschen Universitäten vier wissenschaftliche Aufsätze in der Zeitschrift Germania von 1852 veröffentlicht. Diesen Stoff verarbeitet er in den einzig erschienenen zwei Bänden eines als umfangreiche Trilogie geplanten Zeitbildes zu Deutschlands Burschenschaft und Burschenleben unter dem Titel Berthold der Student oder Deutschlands erste Burschenschaft. Sein Peter Schlemihl präsentiert sich auf humorige Weise als Ergänzung zu Adelbert v. Chamissos gleichnamigem Roman. Die Rahmenerzählung behandelt das Künstlerthema, das als frühe Variante in Grimmenthal und im späten Werk noch einmal im Wundermann aufscheint. Die witzige Binnengeschichte entführt die Lesenden in phantasievoll geschilderte ägyptische Reiseabenteuer, wobei der junge Literat des Rahmens auf der Suche nach ver-schollenen Manuskripten mancherlei bürgerlichem Personal begegnet.
© Anmerkungen: 2002 by Prof. Dr. Susanne Schmidt-Knaebel