Aussprachetraining

Aussprache bewusst trainieren
Neben dem rezeptiven Hören hat Aussprache einen produktiven Aspekt. Sie müssen Sprechbewegungen durchführen, d.h. die Laute bilden. Für Sie bedeutet das, Sie müssen lernen, größtenteils neue, Ihnen aus Ihrer Muttersprache (oder anderen Fremdsprachen) nicht vertraute Laute zu erzeugen und die dafür erforderlichen Bewegungen Ihrer Sprechwerkzeuge (Lippen, Mund, Unterkiefer, Zunge, Stimmlippen usw.) vorzunehmen und zu koordinieren.
Vor allem zu Beginn Ihrer Lerntätigkeit sollten Sie sich mit den Besonderheiten der fremdsprachlichen Aussprache beschäftigen, indem Sie die neuen Artikulationsbewegungen immer wieder üben und überprüfen. So vermeiden Sie, dass Aussprachefehler sich einschleifen, die später nur mit allergrößter Mühe wieder auszumerzen sind. Probieren Sie dabei unterschiedliche Wege aus. Sie werden bald herausfinden, welche/welcher für Sie richtig sind/ist, z.B.:
- Ausspracheregeln selbst entdecken: Versuchen Sie die Bildung der fremdsprachlichen Laute nachzuvollziehen, sie zu (re)produzieren und korrigieren Sie sich, indem Sie sich ein feed-back für Ihre Selbstkontrolle verschaffen. Sie können z.B. auf die Reaktionen Ihrer muttersprachlichen Gesprächspartner achten - ggfs. können Sie ausdrücklich um Korrektur bitten - und/oder in Lehrmaterialien nachschlagen bzw. diese abhören.
- Sprechübungen machen: Machen Sie Übungen, die Möglichkeiten zur Selbstkontrolle bieten, z.B. indem Sie Aussprachemuster und -regeln angeben. Beginnen Sie mit Nachsprechübungen und wenden Sie sich später verstärkt (Vor)Leseübungen zu. Zwar fehlt hier das anleitende phonetische Muster, und es kann sein, dass Ihre Ausspracheleistung kurzfristig schlechter wird. Schließlich müssen Sie jetzt zugleich die Buchstaben erkennen und ihnen die richtigen Lautwerte zuordnen. Diese Koordinierungsprobleme haben Sie jedoch bald im Griff.
- Sprechbewegungen an sich selbst nachvollziehen: Versuchen Sie, die fremdsprachlichen Sprechbewegungen "am eigenen Leib" zu erfahren. Setzen Sie Auge und Tastsinn ein, um die Bewegungen Ihrer Sprechwerkzeuge kennenzulernen und zu analysieren. Benutzen Sie ggfs. zusätzlich Abbildungen für die typische Stellung der Sprechorgane bei der Artikulation der fremdsprachlichen Laute, z.B. einen Sagittalschnitt (= Querschnitt durch die Sprechorgane).
Hilfreich für den Erwerb einer korrekten Aussprache ist es auf jeden Fall, die phonetische Transkription (der) API/IPA (= Association Phonétique Internationale/International Phonetic Association) zu kennen, zunächst punktuell, später umfassender. Literatur
Die API/IPA wird – mit einigen nationalen Ausnahmen – in Lehr- und Nachschlagewerken verwendet. Sie bildet mit ihren Symbolen, jeweils sprachbezogen, einen idealisierten Durchschnittswert aller beobachtbaren individuellen Lauteinheiten ab und vermittelt auf diese Weise eine Vorstellung der entsprechenden Aussprache.
Wollen Sie nicht nur sprechen und hören lernen, sondern auch lesen und schreiben, sollten Sie sich unbedingt mit der fremdsprachlichen Orthographie unter phonetischen Aspekten der Laut-Buchstaben-Zuordnung vertraut machen. Leider gibt es in den meisten Sprachen viele Abweichungen von 1:1-Entsprechungen - besonders unregelmäßig sind die Schulsprachen Englisch und Französisch. Aussprache- bzw. Schreibvarianten müssen Sie daher erlernen, wenn Sie korrekt (vor)lesen bzw. (auf)schreiben wollen.