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Fachbereiche SLM I + II
FachbereicheSprache, Literatur und Medien
I + II

Foto: UHH, RRZ/MCC, Mentz

Wortformen

Wortformen lernen

Grundsätzlich ist die Verbindung zwischen der Form eines Wortes und seiner Bedeutung unmotiviert: das grunzende Borstentier heißt auf Deutsch "Schwein", auf Englisch "pig" und auf Französisch "cochon" und keine der drei Wortformen ist irgendwo "berechtigter" als die andere. Diese Willkür des Sprachzeichens stellt eine erhebliche Lernschwierigkeit dar, da jede neue Wortform einzeln memoriert werden muss. Ausnahmen sind Lautmalereien (dtsch. kikeriki!, engl. bang!, frz. patatras!) , vor allem aber komplexe Wörter, also "durchsichtige" Wortzusammensetzungen oder Ableitungen. Neue Vokabeln sollte man immer daraufhin überprüfen, ob sie zusammengesetzt oder abgeleitet sind. Bei solchen Vokabeln ist es hilfreich, sich die - vielleicht schon bekannten - Bedeutungen der Bestandteile zu vergegenwärtigen, um aus ihnen die Bedeutung des Gesamtwortes abzuleiten. Selbst wenn die Ableitung nur im übertragenen Sinn funktioniert (wie bei dtsch. Eisen+bahn = schienengebundenes Verkehrsmittel und weniger eine Bahn aus Eisen), kann diese Einsicht doch eine Hilfe beim Verstehen und Behalten sein.

Literatur

Informationsaufbau einer Vokabel

Als Lerngegenstand enthalten Wörter verschiedene Informationen. Diese betreffen auf der Formseite die

  • Lautliche Form (Phonemfolge, Wortakzent, Töne)
  • Geschriebene Form (Folge oder Kombination von Buchstaben)
  • Morphologische Form (einfache Form, flektierte Form, Wortbildung),

auf der Inhaltsseite die

  • Syntaktische Struktur (Wortart, Valenz, Kongruenz)
  • Bedeutung (semantische Merkmale; Haupt- und Nebenbedeutungen; Sinnrelationen; Konnotationen; übertragener bzw. bildlicher Gebrauch)

Weitere Informationen beziehen sich auf das gesamte Sprachzeichen. Wörter enthalten Markierungen zur Registerzugehörigkeit nach regionalen, sozialen und stilistischen Parametern (Semmel ist norddeutsch, Wecken süddeutsch; erhalten ist gehoben, kriegen umgangssprachlich). Sie werden nach ihrer Beziehung zur Grammatik in Inhaltswörter (Haus, wohnen) und Funktionswörter (mit, diese) eingeteilt. Sie können geläufige Verbindungen miteinander eingehen (Kollokationen wie Gefahr laufen, ein Risiko eingehen) oder in Mehr-Wort-Verbindungen enthalten sein, denen referentielle oder pragmatische Funktionen zugeordnet werden (feste Wendungen und Idiomatismen wie jmd. einen Floh ins Ohr setzen, Begrüßungs- und Höflichkeitsformeln wie Guten Abend! ).

Literatur zum mentalen Lexikon

Für die Speicherung des Wortschatzes im Gedächtnis hat sich in der Psycholinguistik der Begriff "mentales Lexikon" eingebürgert. Die beste Einführung in dieses Gebiet, die allerdings nur das muttersprachliche Wortschatzwissen behandelt, ist:

  • Aitchison, J. 1994 Words in the Mind. An Introduction to the Mental Lexicon. 2nd edition. Oxford, Blackwell. Deutsch: 1997 Wörter im Kopf. Eine Einführung in das Mentale Lexikon. Tübingen: Niemeyer.

Einen umfangreichen und gut dokumentierten, aber weniger leicht lesbaren Forschungsüberblick über das mehrsprachige mentale Lexikon gibt:

  • Singleton, D. 1999 Exploring the Second Language Mental Lexicon. Cambridge, Cambridge University Press.

Der Sammelband von W. Börner und K. Vogel behandelt das mentale Lexikon aus der Perspektive des Fremdsprachenlernens:

  • Börner, W. & Vogel, K. (eds.) 1997 Kognitive Linguistik und Fremdsprachenerwerb. Das Mentale Lexikon. 2. Auflage. Tübingen: Narr.

Darin ist besonders folgender Aufsatz einschlägig:

  • Raupach, M. 1997 Das mehrsprachige mentale Lexikon. In: Börner, W. & Vogel, K. (eds.), 19-37.