Üben ist sinnvoll

Üben ist sinnvoll
Der Gebrauch einer Fremdsprache ist ein komplexer kognitiver Prozess, bei dem mehrere Einzelleistungen erbracht werden müssen. So muss man z.B. beim Verstehen gesprochener Sprache
- relevante sprachliche von irrelevanten Neben- und Zusatzgeräuschen unterscheiden,
- die "sprachlichen Geräusche" in lautliche Einheiten segmentieren (Laute erkennen und voneinander unterscheiden),
- zusammenhängende Lautfolgen erkennen und ihnen eine Bedeutung oder Funktion zuordnen (Morpheme, Wörter),
- syntaktische und semantische Beziehungen zwischen den erkannten Morphemen/Wörtern herstellen,
- und dem Ganzen einen Sinn zuordnen.
Dafür müssen die einzelnen sprachlichen Mittel (Laute, Wörter, Konstruktionen, Endungen usw.) beherrscht werden, die durch die Linguistik beschrieben werden.
Die gleichzeitige korrekte Ausführung der einzelnen Komponenten bereitet gerade zu Beginn des Fremdsprachenlernens Schwierigkeiten. Deshalb können sie in Übungen isoliert trainiert werden. Es genügt aber nicht, nur die einzelnen sprachlichen Mittel im Rahmen von sprachlichen Fertigkeiten zu üben und zu beherrschen. Angemessenes sprachliches Handeln setzt auch pragmatische und soziokulturelle Kenntnisse voraus. In Ihrer Muttersprache wissen Sie - wenn auch mehr oder weniger bewusst - über Gesprächskonventionen und soziale Normen Bescheid. So gebrauchen Sie im Gespräch mit Ihrer Chefin oder einem Kunden andere Ausdrücke als mit Freunden oder Kindern. Sie können "sichere" Gesprächsthemen (im Deutschen z.B. das Wetter) von "unsicheren" (im Deutschen vielleicht das Gehalt/der Verdienst) unterscheiden. Sie nehmen auch ein Geschenk an Ihre Chefin nicht wieder zurück, nur weil Sie ihre Aussage "Das ist doch nicht nötig" wortwörtlich nehmen. In der Fremdsprache müssen Sie also neben sprachlichen Mitteln und Fertigkeiten u.U. auch "neue" pragmatische und soziokulturelle Kenntnisse erwerben, deren Anwendung Sie zu einem großen Teil in Übungen trainieren können.
Auf Ergebnissen aus der Lernpsychologie basieren einige Überlegungen zur Gestaltung und Anordnung von Übungen:
- Eine monotone Präsentation der Aufgaben kann Langeweile oder Desinteresse hervorrufen und kann deshalb das Lernen beeinträchtigen. Aus diesem Grund sollten sich die Übungen bzgl. Inhalt, Form, Abfolge und Bearbeitungsweise abwechseln.
- Der Schwierigkeitsgrad sollte ansteigen, ohne dabei zu unter- oder zu überfordern.
- Es sollten Plateau- oder Wiederholungsphasen eingeplant werden.
- Die Inhalte sollten aus dem Erfahrungsbereich der Lerner stammen.
- Übungssequenzen sollten immer mit Aufgaben abschließen, die eine kommunikative Relevanz haben, in denen also reales sprachliches Handeln trainiert wird.